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Kreativhof Wo Hopfen und Malz nicht verloren sind

Mit neuem Schwung geht das Team vom Kreativhof in Kunrau in die neue Saison. Dazu gehören Kanutouren und Braukurse.

Von Markus Schulze 12.03.2020, 13:00

Kunrau l Vor zehn Jahren wagte Renate Bartels mit fast 50 Jahren den Schritt in die, damals noch nebenberufliche, Selbstständigkeit. Aus ihrer Leidenschaft, dem Gestalten mit Naturmaterial, wurde die Marke „DekoNatur“ und der ehemalige Stall zur Werkstatt. Heute entstehen dort nicht nur Kränze, sondern auch ganz besondere Inseln der Ruhe, wenn die gelernte Kinderkrankenschwester im kleinen Kreis ihre Kurse gibt. Diese kreativen Auszeiten sind so beliebt, dass die Hälfte des Jahresprogramms bereits jetzt ausgebucht ist.

Auch Tochter Verena Treichel lädt zu verschiedenen Aktivitäten auf den elterlichen Hof ein. Neben Nähkursen, die sie im rustikalen Zirkuswagen vorrangig für Kinder anbietet, liegt der zertifizierten Waldpädagogin und Natur- und Landschaftsführerin die Umweltbildung sehr am Herzen. Dazu entdeckt sie gemeinsam mit Gruppen spielerisch die umliegende Natur, setzt dort auch eigens entwickelte Aktionen zum Thema Nachhaltigkeit um.

Mittlerweile ziehen auch die Männer nach. Während Rolf Bartels als Natur- und Landschaftsführer Kanutouren auf der Ohre anbietet, braut Christoph Treichel Sachsen-Anhalts einziges Bio-Bier, das „Drömlinger“. In der hofeigenen Mikrobrauerei entstehen mit ausgewählten Zutaten verschiedene Biere.

Das Konzept des Kreativhofes kommt gut an, in den vergangen Jahren landeten die Ideen der Familie auf Platz 1 des regionalen Leader-Wettbewerbs. Dank der Fördermittel konnte der Kreativhof seine Ausstattung verbessern. Neben verschiedenen Anschaffungen, wie den Kanadiern oder der Brautechnik, steht nun als weitere Veranstaltungsfläche eine überdachte Terrasse an der Scheune zur Verfügung. „Hier haben im vergangenen Jahr schon unsere Campinggäste gefrühstückt, an einem heißen Tag sogar Radtouristen unter den Sternen übernachtet“, berichtet Verena Treichel über den Mehrwert der Investition, die zur Hälfte aus Eigenmitteln getragen werden muss.

Netzwerke spannen, die Region touristisch bereichern und auch das Engagement für die Heimat sind der Ansporn für Verena Treichel.

Sie hatte auch die Idee zur Erweiterung des Programms durch Gastdozentinnen. Seit 2018 werden daher in Kunrau auch Kurse angeboten. Vom Baumschnittkurs, über Kreativ mit Beton bis hin zum „Handlettering“ – jedes Jahr können die Gäste neue Techniken ausprobieren. Zum Programm gehören auch Kurse im Weidenflechten, Malen mit Wolle durch Punch-Needle, Möbelrettung mit Kreidefarben oder Fotografieren mit Lichtmalerei.

Dass die kreative Saison in Kunrau am Frauentag begonnen hat, ist kein Zufall. Verena Treichel legt nämlich großen Wert darauf, weibliche Dozentinnen für den Kreativhof zu gewinnen. „Die Geschichte der späten Selbstständigkeit meiner Mutter zeigt, dass wir Frauen einfach noch viel zu oft unter unseren Möglichkeiten leben. Ich möchte Frauen bestärken, selbstbewusst ihre Passion zu leben, zu teilen und damit andere zu begeistern“, sagt sie. Ein gutes Beispiel dafür sei die Kooperation mit dem Planetarium in Wolfsburg. Gemeinsam mit dem rein weiblichen Team wurde 2019 die Idee für die „Sternenfahrt in den Drömling“ entwickelt und umgesetzt. Die Besonderheit des dunklen Nachthimmels, an dem durch den geringen Lichtsmog in der Region sogar die Milchstraße zu erkennen ist, wurde sogar in einem Reiseführer erwähnt. Für den durfte Verena Treichel jetzt auch eine Reportage beisteuern. Passend zu den Braukünsten ihres Mannes hebt sie darin hervor, dass Hopfen und Malz in der Altmark noch lange nicht verloren sind, das entsprechende Engagement vorausgesetzt.