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Kurioses im FundbüroEhering im Geldzählautomaten

Hinter Fundstücken im Fundbüro verbergen sich oft interessante Geschichten. Das ist im Klötzer Fundbüro nicht anders.

Von Siegmar Riedel 21.07.2018, 03:00

Klötze l Kartons und Schubladen im Büro von Petra Müller und Christine Krebs im Klötzer Rathaus sind mit gefundenen Gegenständen gut gefüllt. Kaum zu glauben, was Leute verlieren und nicht zu vermissen scheinen.

„Hauptsächlich werden Autoschlüssel abgegeben und viele Brillen“, berichtet Petra Müller. „Ganze Schlüsselbunde sind dabei, die werden aber meist schnell wieder abgeholt.“ Erstaunlich sei: „Fahrräder werden dagegen immer seltener zu uns gebracht.“

Ebenso landen Geldbörsen mit Papieren gerne mal im Fundbüro. „Es gibt noch ehrliche Finder“, sagen Petra Müller und Christine Krebs. „Manchmal ist allerdings das Geld schon nicht mehr vorhanden.“

Jedenfalls bemühen sich die beiden Frauen, wenn der Eigentümer aufgrund von Papieren oder Schriftstücken bekannt ist, die Betreffenden zu informieren. „Falls sie es noch nicht selbst bemerkt haben“, schränkt Petra Müller ein. Aber längst nicht jeder würde auf den naheliegenden Gedanken kommen, mal im Fundbüro nachzufragen.

Erstaunlich ist der Fund eines Eherings, der sich seit einigen Wochen in der Obhut der beiden Frauen befindet. „Gefunden wurde das Schmuckstück von Mitarbeitern der Sparkasse in einem Geldzählautomaten“, erzählt Petra Müller. Nachgefragt habe niemand.

Christine Krebs berichtet von einer wertvollen Uhr mit vielen Funktionen. „Die muss bestimmt 500 Euro gekostet haben“, vermutet sie.

Auch wenn immer weniger Fahrräder im Fundbüro in Klötze abgegeben werden, warten derzeit vier Drahtesel in einem Lagerraum auf ihre Eigentümer. Zwei Räder sind in diesem Jahr bereits abgeholt worden.

Abgegeben werden im Rathaus auch Räder, die eigentlich nur noch Schrott sind, nach denen bestimmt niemand fragen wird. Was passiert damit? „Ein halbes Jahr müssen alle Fundgegenstände hier gelagert werden“, erklärt Petra Müller. „Danach können sie weggegeben werden.“ Oft seien die gefundenen Fahrräder aber in einem so schlechten Zustand, dass eine Versteigerung nicht mehr lohnen würde.

Mit den Lebensgewohnheiten verändern sich offenbar auch die Fundstücke. Neben den obligatorischen Brillen und kompletten Schlüsselbunden, die gerne mal verloren werden, landen immer mehr Handys aller Preisklassen auf dem Tisch von Petra Müller und Christine Krebs.

Traurig finden beide Frauen, dass sogar Tiere im Fundbüro abgegeben werden. Wie leblose Gegenstände würden Hunde ausgesetzt oder sind ihrem Herrchen weggelaufen. Wenn sie einen Chip unter der Haut tragen, kann der Besitzer schnell ausfindig gemacht werden. Sonst bleibt nur das Tierheim.

Im Fall einer Frau konnten die beiden Mitarbeiterinnen jedoch nicht helfen. Sie beklagte, dass ihre Katze verschwunden sei. Die schlagfertige Antwort von Christine Krebs: „Und, soll ich die jetzt suchen?“

Im Lauf der Jahre ergeben sich im Fundbüro auch kuriose Begebenheiten. An eine davon erinnert sich Petra Müller gerne. „Ein Opa kam zu uns und erzählte, er habe ein ganz altes Torschloss, aber keinen Schlüssel mehr dafür. Und was soll ich sagen: Wir haben einen passenden Schlüssel mit Bart in unserem Fundus gefunden.“

Ein anderes Mal kam ein Mann, der ein Kraftfahrzeug-Kennzeichen suchte. Das war allerdings nicht im Klötzer Rathaus abgegeben worden.

Wer etwas findet und im Fundbüro hinterlegt, kann sich einen Eigentumsvorbehalt eintragen lassen. Somit darf er den Gegenstand nach Ablauf eines halben Jahres gegen einen geringen Obolus erwerben. Aber: Der Finder muss den Fund noch innerhalb von drei Jahren zurückgeben, wenn der Eigentümer dies verlangt. So besagt es das Gesetz.

Der Finder hat übrigens Anspruch auf 5 Prozent des Wertes des Gegenstandes, wenn dieser nicht mehr als 500 Euro wert ist. Hat ein gefundener Gegenstand nur einen Wert für den Eigentümer, so ist der Finderlohn nach Ermessen zu bestimmen. Liegt der Wert des Gegenstandes jedoch über 500 Euro, hat der Finder einen Anspruch auf 25 Euro und auf 3 Prozent des über 500 Euro liegenden Gegenstandswertes. Ehrlichkeit kann sich also durchaus lohnen, ganz abgesehen davon, dass alles andere Diebstahl wäre.