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Kusey Drei Teile, eine Gemeinschaft

Jedes Dorf hat seine eigene Geschichte. Genau das spiegelt sich in den Ortswappen wider, so auch in Kusey.

Von Markus Schulze 03.02.2021, 05:00

Kusey l Im Spätherbst 2020 sind an den Ortseingängen von Kusey neue Willkommensschilder aufgestellt worden. Darauf ist jeweils das Wappen von Kusey abgebildet. Aber was hat es mit dem Wappen eigentlich auf sich? Wolfgang Mosel kennt die Antwort. Er kümmert sich nicht nur um die Chronik des Sportvereins, sondern auch um die Geschichte seines Heimatortes. Folglich kann er auch erklären, warum das Wappen von Kusey dreigeteilt ist.

Die drei Teile, so weiß Mosel, stehen für Kusey, Köbbelitz und Lupitz, die bis zum 30. Juni 1950 eigenständige politische Gemeinden waren. „Unter dem kombinierten Fuß- und Radweg, der an den Geschäften in Kusey vorbeiführt, befindet sich ein Graben, der erst in den 1970er Jahren verrohrt wurde. Dieser Graben markierte die Kreisgrenze“, erläutert Mosel. Köbbelitz und Lupitz gehörten zum Kreis Salzwedel, Kusey gehörte zum Kreis Gardelegen.

1950 wurde die neue Gemeinde Kusey dem Kreis Gardelegen zugeschlagen. Nach Auflösung der Länder 1952 und der damit verbundenen Bildung der Bezirke Magdeburg und Halle wurden auch die Kreise neu gebildet. Es entstand der Landkreis Klötze, der bis 1994 Bestand hatte. Die Gemeinde Kusey wurde Teil des Kreises Klötze und ab 1994 Teil des Altmarkkreises Salzwedel.

Die Zusammenlegung der selbständigen Gemeinden Köbbelitz, Kusey und Lupitz zur Gemeinde Kusey erfolgte auf Beschluss der DDR-Regierung zum 1. Juli 1950. „Doch bereits vorher arbeiteten die Menschen der drei Dörfer eng zusammen. Das ist zum Beispiel an der Bildung eines gemeinsamen Männergesangvereines im Jahr 1908 oder eines gemeinsamen Sportvereines im Jahr 1919 zu erkennen“, berichtet Mosel. Er hebt hervor, dass die Bürgermeister Dietrich Eggert (1984 bis 1994) und Matthias Mann (1994 bis 2009) großen Wert darauf legten, dass sich die drei Ortsteile in der Gemeinde Kusey mit ihren Besonderheiten wiederfanden. Dazu wurden auch politische Zugeständnisse gemacht. So verzichtete zum Beispiel der Gemeinderat in den 1990er Jahren auf die Zusammenlegung der Friedhöfe.

Nun zum Wappen: „Die Rohrkolben im linken Teil stehen für Kusey, das sich ursprünglich im Drömling auf einer Linie zwischen Röwitz und Wenze befand und später an die Nordgrenze der Gemarkung verlegt wurde“, erklärt Mosel. Bis etwa 1900 bestand Kusey als Hufeisendorf, was heute in Alt-Kusey noch gut zu sehen ist.

Der Pferdekopf in der Mitte symbolisiert das Pferdezuchtdorf Köbbelitz. Der Überlieferung nach war Köbbelitz das wirtschaftlich stärkste der drei Dörfer. Das Rundlingsdorf wurde rund um die Köbbelitzer Kirche errichtet.

Die Lupine im rechten Teil des Wappens würdigt das Lebenswerk von Dr. Albert Schultz-Lupitz. Der Sandbodenpionier, dem das Gut Lupitz gehörte, hat mit dem Anbau von Lupinen und weiteren Maßnahmen die Bodenqualität und damit die Erträge verbessert. Das Gut Lupitz bildete den Kern der Gemeinde Lupitz. Dort lebten viele Kleinbauern und Tagelöhner, wie Mosel schreibt.

Schultz-Lupitz ist es auch zu verdanken, dass 1886 die Bahnlinie Salzwedel-Oebisfelde über Lupitz und Kusey geführt wurde. „Dadurch kam es in der gesamten Region zu einem wirtschaftlichen Aufschwung.“

In den 1980er Jahren war der Bahnhof in Kusey ein wichtiger Standort für den Umschlag von Gütern. Ein Gleis führte über einen großen Lagerplatz bis in die Düngerhalle, die vor einigen Jahren zurückgebaut wurde. „Heute befindet sich auf dem Gelände ein moderner Landhandel. Der Güter- und Personenverkehr erfolgt seit 2002 nur noch über die Straße“, blickt Mosel zurück.

Weiter schildert er, dass in Kusey auch heute noch einige Besonderheiten zu finden sind. So gibt es in Kusey zwei Kirchen, drei Friedhöfe und drei Gedenksteine für die Opfer von Kriegen und Gewalt. Dazu kommt ein Gedenkstein für Dr. Schultz-Lupitz und der „Nie wieder“-Gedenkstein, der an die Opfer des Luftangriffs am 22. Februar 1945 erinnert und Anfang der 1990er Jahre von den Hinterbliebenen der Familie Bammel finanziert wurde. „Familie Bammel war Inhaber der Gaststätte Zum Bahnhof, die beim Angriff völlig zerstört wurde“, wie Mosel informiert. In den 1960er Jahren wurde dort ein Neubaublock mit 27 Wohneinheiten errichtet.

Am 31. Dezember 2009 endete die politische Eigenständigkeit der Gemeinde Kusey. Seit dem 1. Januar 2010 sind Kusey und Röwitz ein Ortsteil der Einheitsgemeinde Klötze. Die Interessen beider Dörfer werden vom Ortschaftsrat Kusey vertreten. Aktuell, mit Stand zum 31. Dezember 2020, hat Kusey 764 Einwohner, Köbbelitz und Lupitz inklusive.