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Landwirtschaft 15 Prozent mehr als im Dürrejahr

Die Landwirte im Raum Klötze ernteten gegenüber dem Dürrejahr 2019 in diesem Sommer etwa 15 Prozent mehr.

Von Henning Lehmann 01.09.2020, 22:00

Klötze l Für den Geschäftsführer der Klötzer Milcherzeugergenossenschaft, Raimund Punke, sollte die letzte Ernte in seinem Berufsleben noch mal erfolgreich werden. Doch aus diesem Wunsch wurde leider nichts. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Dennoch schaut der Landwirt auf eine durchschnittliche Ernte, die zumindest die Futtervorräte bis zur nächsten Ernte wieder absichert.

„Wir haben gegenüber dem Dürrejahr 2019 in diesem Jahr etwa 15 Prozent mehr geerntet“, schaut Punke auf die fast abgeschlossene Ernte und bemängelt auch in diesem Frühjahr und Sommer den fehlenden Regen. Von den insgesamt 1600 Hektar der Milcherzeugergenossenschaft wurde auf 600 Hektar Getreide angebaut. Mit 5,5 Tonnen pro Hektar hält sich die Ausbeute in Grenzen. Noch schlechter ist der Ertrag auf den 50 Hektar großen Rapsfeldern ausgefallen. Da waren es nur 2,4 Tonnen auf den Hektar umgerechnet. Auch bei Lupinen und der begonnenen Maisernte sind die Erträge mit 1,2 Tonnen und 3,7 Tonnen (pro Hektar) überschaubar. Bei der Grasernte hingegen gab es sogar zwei Schnitte.

Für Kreisbauernverbands-Geschäftsführerin Annegret Jacobs war es in diesem Jahr wieder keine durchschnittliche Ernte. „Die Erträge sind in diesem Sommer unter den Erwartungen geblieben“, stellte die Geschäftsführerin klar. Wie sie sagte, regnete es in diesem Jahr zwar etwas mehr als 2019, dennoch war es für Landwirte kein normales Jahr, um auch die Futterreserven wieder aufzufüllen.

Henry Hartmann, Geschäftsführer der Produktivgenossenschaft Neuferchau sowie der Agrar Produktions- und Verwertungs GmbH Wenze kann die Meinung von seinem Kollegen Raimund Punke über Ernteergebnisse von durchschnittlich 15 Prozent mehr gegenüber 2019 teilen. Bei der Winter-Getreideernte holten die Neuferchauer und Wenzer im Durchschnitt fünf Tonnen pro Hektar vom Acker. „Das ist unter dem Durchschnitt“, bilanziert Hartmann. Etwas besser war die Ausbeute beim Grünschnitt. Auf der Anbaufläche von 310 Hektar waren sogar drei Schnitte in diesem Jahr möglich. Die beiden ersten Grünschnitte bewertet der Geschäftsführer als gut, aber die dritte Ernte war auf Grund der Trockenheit sehr wechselhaft.

Weniger erfolgreich war der erstmalige Anbau der gelb blühenden Silphie-Pflanze. Auf 15 Hektar hatten die Landwirte den Kornblüter für die Biomasseproduktion angebaut. Allerdings, so Hartmann, besiegte das Unkraut die Pflanze.

Auch bei der Maisernte wird es nicht die erhoffte Ausbeute von durchschnittlich 40 Tonnen pro Hektar geben. Zwar ist die Ernte noch nicht komplett beendet, es zeichnet sich aber eine Tendenz ab. Ein Teil der insgesamt 380 Hektar sind bereits abgeerntet, und das Ergebnis ist mit 32 Tonnen pro Hektar ernüchternd. Erfolgreicher war hingegen der Futtererbsenanbau. Mit der Ausbeute von etwa 3,7 Tonnen pro Hektar ist Henry Hartmann zufrieden.

Das kann er mit dem aktuellen Schweinepreis überhaupt nicht sein. Der ist mit 1,47 Euro pro Kilogramm im Keller. Vor der Corona-Krise betrug er schon mal 1,86 Euro, erinnerte er sich. Direkt betroffen sind die Neuferchauer auch von der Krise beim Fleischverarbeiter Tönnes. Denn 50 Prozent der momentan 3000 Schweine in den Stallungen finden den Weg zu dem deutschen Fleischgiganten. Die anderen 50 Prozent der Vierbeiner werden in der Landfleischerei Trippigleben und in einer Firma im Bördekreis verarbeitet. In den Anlagen der beiden landwirtschaftlichen Betriebe in Neuferchau und Wenze stehen neben den 3000 Schweinen auch noch 1250 Färsen, die vom Kalb an groß gezogen werden.

Nachdem die Futtervorräte nach der miserablen Ernte 2019 sehr schlecht waren und auch in diesem Sommer und Herbst unter Durchschnitt sind, hoffen die Landwirte auf 2021 mit mehr Regen. Raimund Punke wird die Ernte im kommenden Jahr noch vorbereiten und hofft, dass sein Nachfolger ab Jahresmitte dann wieder bessere Zahlen verkünden kann, damit die Landwirte nicht so sorgenvoll in die Zukunft schauen müssen.