1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Doppeldorf ist doppelt im Fernsehen

Mauerfall Doppeldorf ist doppelt im Fernsehen

Die lange geteilten Dörfer Böckwitz und Zicherie rücken immer wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Einst waren sie als Klein Berlin bekannt.

Von Markus Schulze 10.11.2020, 00:01

Böckwitz l Der 9. November 1989 ist ein Datum, das die Deutschen nie vergessen werden. Es war der Tag des Mauerfalls. Auch zwischen Böckwitz und Zicherie ging die Grenze auf. Darauf hatten die Menschen lange warten müssen. Denn schon 1952 war der Ort geteilt worden. Seitdem mussten die Einwohner mit Wachtürmen und Stacheldraht leben. Nicht umsonst galt Böckwitz-Zicherie als „Klein-Berlin“.

Seit der Wiedervereinigung wird dem kleinen Berlin zumindest am 9. November fast so viel Beachtung geschenkt wie dem großen Original. Das zeigte sich 2019, als die Bundesregierung zu einer Gesprächsrunde einlud, die im Internet übertragen wurde. Dazu wurde auf der Europawiese in Böckwitz ein kreisrundes Zeltstudio aufgebaut. Moderatorin Kim Fisher begrüßte Prominente wie Entertainer Wolfgang Lippert, Schauspielerin Wolke Hegenbarth und Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff. Der war drei Tage zuvor bereits bei einer Sondersendung der ARD-Tagesthemen zu Gast, die live aus dem Doppeldorf gesendet wurde.

Apropos Tagesthemen: Die zeigten in der Sendung am Montagabend (9. November) erneut einen Beitrag aus dem Doppeldorf. Thema war dieses Mal der Museumsverein, der seit einem Jahr von einem neuen und sehr jungen Vorstand angeführt wird. Die Dreharbeiten, so erfuhr die Volksstimme, fanden vorige Woche statt und dauerten zwei Tage. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) unterhielt sich hierfür mit den Vorstandsmitgliedern Verena Treichel, Michael Sperling, Abigail Fagan und Nico Ludwig, der mit dem TV-Team zum Grenzlehrpfad und nach Wendischbrome fuhr.

Ludwig, und mit ihm der gesamte Museumsverein, freut sich über das öffentliche Interesse, das zuletzt immer weiter gestiegen ist: „Das macht uns schon ein bisschen stolz und motiviert ungemein.“

In den Tagesthemen und in „MDR um 11“ war das Doppeldorf jetzt erneut Thema. Zu Wort kam Inge Jakobs, die 1951 in Böckwitz geboren wurde, mit ihrer Familie aber elf Monate später vertrieben wurde und nach einer Odyssee über Sachsen und Berlin in Zicherie bei Verwandten landete. Der Vater, einst ein großer Landwirt, musste sich als Tagelöhner verdingen, ehe er eine Stellung bei Volkswagen bekam. Inge Jakobs schilderte, wie froh sie darüber ist, dass ihre Eltern die Wiedervereinigung noch erlebt haben und auch den alten Hof zurückerhielten. Inzwischen haben die Kinder in Böckwitz gebaut.