1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Streit kostet Jungstörche das Leben

Paarkämpfe Streit kostet Jungstörche das Leben

Das Storchenjahr 2016 gehört im Naturpark Drömling eher nicht zu den besten. Dennoch gibt es Interessantes zu berichten.

Von Siegmar Riedel 03.08.2016, 03:00

ertertrerter l Man sieht es dem ruhigen Wolfgang Sender nicht an, aber darauf ist er stolz: In den Jahren von 1990 bis 2016 sind im Drömling insgesamt 2124 Jungstörche aufgewachsen. „Das ist eine gewaltige Menge“, sagt er. „Am Freitag habe ich einen bemerkenswert großen Trupp Störche im Sauergrund bei Dannefeld gesehen, das waren 83 auf einer Fläche, so viel wie noch nie.“ Das sei bezeichnend für die Entwicklung der Population im Naturpark überhaupt. „Der Drömling ist wertvoll für den Weißstorch. Hier haben wir die größte Population westlich der Elbe.“ Auch wenn dieses Jahr nur im Mittelfeld rangiert.

Das Storchenjahr 2016 hat sehr früh begonnen. Die ersten Störche kamen bereits am 2. Februar in Mieste an, am 10. Februar in Dannefeld und am 9. März in Köckte. Normal ist Ende März.

„Das waren die Westzieher, die haben einen kürzeren Weg, wenn sie über Spanien aus Afrika zurückkehren“, erklärt der Storchenexperte. Danach gab es eine größere Pause, bis die „Ostzieher“ über die Türkei nach Europa kamen. Die letzten Störche trafen im Mai ein, was auf Wetterprobleme unterwegs schließen lasse. Und das mache sich beim Brutgeschehen bemerkbar, denn im Drömling gibt es nicht wenige Storchenpaare, die aus einem Ost- und einem Westzieher bestehen. Sender erklärt: „Wenn ein Westzieher früh eintrifft, sucht er sich einen neuen Partner und beginnt mit dem Brutgeschäft. Kommt dann später der Partner aus dem vergangenen Jahr hinzu, der wegen der längeren Route mehr Zeit benötigte, gibt es Ärger.“ Es kommt zu Kämpfen, wobei häufig die bereits gelegten Eier zerstört werden.

„In diesem Jahr mussten wir das häufiger feststellen als sonst“, resümiert er. „Zirka 12 Paare blieben ohne Bruterfolg, die meisten auf Grund solcher Partnerschaftskämpfe. In normalen Jahren sind es sieben bis acht Brutpaare ohne Nachwuchs durch Streit. Dennoch sind dieses Jahr 83 Jungstörche flügge geworden. Zum Vergleich die vergangenen 17 Jahre: Sieben Mal wuchsen mehr Storchenkinder auf als 2016, acht Mal weniger, in einem Jahr waren es ebenfalls 83. „2016 liegt also beim Storchennachwuchs im Durchschnitt“, fasst Sender zusammen.

Rekordverdächtig ist dagegen mit 48 die Anzahl der Paare, die sich in diesem Jahr zur Brut gefunden haben. 2015 waren es 47 Paare, 2014 nur 46. „1985 waren es lediglich 30 Brutpaare. Das ist schon ein großer Unterschied“, freut sich Wolfgang Sender.

Sehr unterschiedlich war in diesem Jahr auch die Zahl der Jungstörche pro Nest. Sieben Paare zogen ein Junges auf, 13 Paare zwei Junge und 15 Paare drei Storchenkinder. Ein Paar schaffte es sogar, fünf Jung­störche großzuziehen.

Unter den Brutvögeln waren acht Tiere, die zuvor mit einem Datenlogger, einem Gerät zum Sammeln von Flugdaten, ausgestattet worden sind.

Ein tragisches Schicksal ereilte einen Storch in Rätzlingen. Er überlebte die Berührung einer Stromleitung nicht und hinterließ vier Junge. „Wir brachten den Nachwuchs zum Storchenhof nach Loburg“, berichtet Wolfgang Sender, „zwei holten wir allerdings zurück und setzten sie in ein Nest mit anderen Jungen, damit sie natürlich aufwachsen können und nicht auf den Menschen geprägt werden.“ Denn das könne Probleme provozieren. An Menschen gewöhnte Störche haben kaum Scheu. Sie greifen zum Beispiel Autos an, weil sie ihr Spiegelbild im Lack als Feind ansehen.

Problematisch war auch das trockene Frühjahr, weil Regenwürmer und Insekten als Futter fehlten. Die Folge: 20 bis 25 Jungvögel sind von den Alten aus dem Nest geworfen worden, um wenigstens die verbliebenen ernähren zu können. Stark­regen im Juli überlebten zirka zehn junge Adebare nicht. Um den 20. August herum starten die ersten Störche in Richtung Süden.