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Pflanzenwelt Eine Perle der Natur vor der Haustür

Das Schutzgebiet „Zichtauer Berge - Klötzer Forst“ ist eine attraktive Landschaft. Für Erholungssuchende ist es ein gutes Ausflugsziel.

Von Folker Rattey 03.11.2017, 19:00

Klötze l Klötze liegt am Rande eines ausgedehnten Waldgebietes. Es ist eine ideale Landschaft für die Naherholung. Endmoränenhügel, Moore, Schluchten, Quellgebiete und Bachläufe kennzeichnen dieses Landschaftsschutzgebiet. Im Folgenden soll auf Besonderheiten des Pflanzenwuchses eingegangen werden. Dabei soll auch nicht verschwiegen werden, dass schon viele Arten erloschen sind.

Die Altmark verdankt ihre Oberflächenstruktur der Saaleeiszeit. Diese vorletzte Eiszeit formte vor etwa 200.000 Jahren unsere Landschaft. Es entstanden unter anderem die Hellberge und die Klötzer Berge. Die letzte Eiszeit (Weichseleiszeit) schaffte es nicht mehr bis zu uns. Es wird daher auch von einer Altmoränenlandschaft gesprochen. Die Böden sind infolge ihres erdgeschichtlichen Alters ausgelaugt. Die damit verbundene Nährstoffarmut führt auch zu einer Artenarmut. Häufig führt der Rohhumus, der sich auf der Bodenoberfläche bildet, zu einer Versauerung des Bodens. Auf den nährstoffarmen und sauren Böden gedeihen dann nur noch Spezialisten. So ist es zu verstehen, dass auf einem Spaziergang durch den Klötzer Wald der Eindruck einer gewissen Monotonie verspürt wird. Heidekraut, Blaubeeren, Adlerfarn und einige Gräser dominieren.

Geht man nun gezielter durch den Klötzer Wald, findet man auch Biotope mit anderen Arten. Eine Ausnahmestellung nehmen besonders die Mergelgruben ein. Sie befinden sich zwischen Klötze und Wenze, bei Zichtau und bei Wiepke. Die Böden sind dort nährstoffreicher und bestehen aus einem Ton-Kalkgemisch (Mergel). Diese Schichten haben ihren Ursprung aus der sogenannten Oligozänzeit (vor 40 Millionen Jahren), in der die Altmark vom Meer überflutet war. Die Sedimente aus dieser Zeit wurden später durch den Druck der Eisberge aufgefaltet und erschienen dadurch an der Oberfläche. Dort lassen sich nun kalkliebende Arten finden. Leider sind einige nicht mehr vorhanden. So wurde der Frauenschuh, eine kalkliebende Orchidee, im Jahre 1975 letztmalig beobachtet.

Das gleiche Schicksal hatte die Wiesenkuhschelle, die seit 2008 als verschollen gilt. Beide Arten stellten eine große Besonderheit für unsere Region dar. Das ist eben der regionale Artentod, der auch die altmärkische Heimatflora nicht verschont hat. Andere kalkliebende Arten wie die Tauben­skabiose und der Wundklee sind aber noch vorhanden. Interessanterweise trat im Jahr 1986 in der Zichtauer Mergelgrube die Große Sterndolde auf. Sie ist in den Kalkalpen verbreitet. Das entspricht also nicht ihrer natürlichen Verbreitung. Sie wurde „angesalbt“. Darunter versteht man das bewusste Anpflanzen gebietsfremder Pflanzen.

Weitere Orchideenarten sind auch im Klötzer Wald zu finden. Die Breitblättrige Kuckucksblume ist tausendfach auf der Orchideenwiese bei Klötze zu bewundern. Aber auch das Große Zweiblatt und der Breitblättrige Sitter kommen noch vor. Die Zweiblättrige Waldhyazinthe ist erloschen. Sie wurde 1985 letztmalig bei Zichtau nachgewiesen.

Besonders typisch für die nordwestliche Altmark sind die atlantischen Florenelemente. Sie fühlen sich im atlantisch getönten Klima recht wohl und finden hier die Ostgrenze ihrer Verbreitung. Dazu gehören der Salbeigamander, der Englische Ginster, das Schöne Hartheu, die Glockenheide und das Gegenblättrige Milzkraut. Mit etwas Glück kann man sie entdecken. Das Gegenblättrige Milzkraut ist eine Charakterart schattiger Quellfluren im Jemmeritzer Moor und in den „Elf Quellen“. Zu diesen Atlantikern gehört auch der Rankende Lerchensporn, der sich in den letzten Jahrzehnten in der Altmark ausgebreitet hat und auch zwischen Klötze und Zichtau vielfach nachgewiesen werden konnte.

In den artenarmen, bodensauren Laubwäldern und Kiefernforsten können auch seltenere Arten gefunden werden. Dazu gehören die Bärlapparten. Diese winzigen Nachfahren gigantischer Bäume der Karbonzeit sind nicht mehr so häufig zu finden. Der Keulenbärlapp, der Sprossende Bärlapp und der seltene Flache Bärlapp sind im Klötzer Wald gefunden worden. Der Flache Bärlapp ist lange nicht mehr bestätigt worden. Auffälliger als die Bärlappe sind die Farne. Neben Adlerfarnbeständen, Wurmfarnen und dem Tüpfelfarn kann selten dem Rippenfarn, dem Königsrispenfarn und dem Sumpffarn begegnet werden. Sie sind an feuchtere Standorte gebunden und in ihrem Vorkommen stark rückläufig.

Ein besonders attraktives Gebiet ist das Jemmeritzer Moor. Es ist ein Naturschutzgebiet und durch naturnahe Pflanzengesellschaften auf nassen und quellfeuchten Standorten gekennzeichnet. Leider ist auch hier ein kleiner Hochmoorstandort mit einem Sonnentauvorkommen nicht mehr nachweisbar. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das Landschaftsschutzgebiet „Zichtauer Berge – Klötzer Forst“ eine attraktive Landschaft und erdgeschichtlich sehr interessante Region darstellt. Flora und Fauna sind abwechslungsreich, wenn auch im letzten Jahrhundert manche Verluste zu verzeichnen waren. Das sollte aber nicht daran hindern, dieses Waldgebiet für die Erholung zu nutzen und für dessen Schutz zu werben.