1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Algen wachsen auf der Fensterbank

Projekt Algen wachsen auf der Fensterbank

Studenten der Uni Magdeburg wollen die Algenzucht zuhause ermöglichen. Gemeinsam mit einem Klötzer suchen sie nach einer Lösung.

Von Siegmar Riedel 04.11.2017, 02:00

Klötze/Magdeburg l Manche Menschen züchten auf ihrer Terrasse oder dem Balkon Erdbeeren, Kräuter und Tomaten. Warum sollen sie dort nicht auch Algen für die gesunde Ernährung „anbauen“ können? Das fragten sich jetzt Studenten der Universität Otto von Guericke in Magdeburg sowie der Unternehmer und Algenfarmer Jörg Ullmann aus Klötze. Gemeinsam wollen sie nach einer praktikablen Lösung im Kleinformat suchen.

Der Diplom-Biologe Jörg Ullmann erforscht seit Jahren die Zucht und den Einsatz von Algen in der Ernährung. Beispielsweise bei einem Projekt in Kolumbien werden die Erkenntnisse bereits erfolgreich in die Praxis umgesetzt und helfen dabei, die Mangelernährung bei Ureinwohnern mit der Alge Spirulina zu beseitigen.

Ein weiterer Trend geht weltweit dahin, Landwirtschaft im Kleinen auch in großen Städten zu betreiben. Menschen in Ballungsgebieten versorgen sich so mit frischem Obst und Gemüse. „Urban farming“ heißt das Schlagwort für die Landwirtschaft in der Stadt. Die grünen Oasen in Großstädten schießen bereits wie Pilze aus dem Boden.

Das soll, geht es nach dem Wunsch von Jörg Ullmann und den Magdeburger Studenten, in naher Zukunft auch mit Algen möglich sein. Vor wenigen Tagen sahen sich die Studenten und Betreuer des Projekts in der Algenfarm in Klötze um, damit sie erste Informationen sammeln können.

„Die Algenfabrik im Miniformat ist eine Fallstudie im Forschungsprojekt SMART“, erläuterte Bui Linh, technischer Betreuer des Algenprojekts. SMART steht dabei für Spezifisch–Messbar–Ansprechend–Realistisch–Terminiert. Soll heißen: Die Ziele müssen eindeutig definiert und messbar sein. Ihr Erreichen soll erstrebenswert und realisierbar sowie mit einem festem Abschlussdatum versehen sein.

„Wir haben gemerkt, dass kleine mittelständische Unternehmen wenig Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der Uni haben“, verdeutlichte Bui Linh. Mit dem auf drei Jahre angelegten Projekt SMART solle deshalb der Wissenstransfer untersucht werden. Finanziert wird das Ganze über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, kurz EFRE.

Für die Entwicklung einer Algenzucht auf der Fensterbank werden die Studenten konkrete Hürden untersuchen und Lösungen zur Umsetzung anbieten. Dabei leisten sie Entwicklungsarbeit für den Standort Sachsen-Anhalt auch bei Produktinnovationen. Die Studenten ihrerseits können Kontakte knüpfen und erhalten einen Einblick in die Praxis. „Das ist für alle Seiten eine Win-Win-Situation“, erklärte Björn Kokoschko, Betreuer für Gestaltung/Design.

In der Beschreibung der Universität im Internet heißt es zu dem Projekt Algenfarm: „Ziel ist die Entwicklung eines Systems, das optimale Lebensbedingungen für die Algen bietet und die Kontrolle der Lebensmittelsicherheit des Endprodukts gewährleistet.“ Zudem sei dafür eine ergonomische und einfach zu bedienende Gestaltung unverzichtbar.

Zuvor hatte der Algenfarmer Jörg Ullmann für die Studenten verdeutlicht: „Zwei Prozent der Wasseroberfläche der Welt reichen aus, um Algen für die Ernährung von zehn Milliarden Menschen zu züchten.“

Am Freitag trafen sich die Studenten und Jörg Ullmann zu einem ersten sogenannten Meilensteintreffen, „einer Zwischenpräsentation“, erläuterte der Klötzer danach im Gespräch mit der Volksstimme. Dabei sind die ersten Ergebnisse der studentischen Arbeit vorgestellt und die nächsten Schritte besprochen worden. Jörg Ullmann zeigte sich zufrieden. „Bis Ende Februar wird das Projekt Algenfarm abgeschlossen. Bis dahin kümmern sich die Studenten um alles, was dazu gehört, das Produkt zur Marktreife zu führen: Patentrechtrecherchen, Marktstudien, Laborversuche, die Wettbewerbssituation sowie die technische Entwicklung der Algenfarm und deren Umsetzung.“