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Prunksitzung Heiße Häschen und die Honeckers

Seit 30 Jahren sorgt der Immekather Carnevals Club für tolle Stimmung. Bei Prunksitzung ging es zurück in die Anfangsjahre.

Von Tobias Roitsch 11.02.2018, 21:00

Immekath l „30 Jahre unzensiert und ungeniert“ – unter diesem Motto stand die erste Prunksitzung des Immekather Carnevals Clubs (ICC) am Samstagabend. Im voll besetzten Saal boten die Jecken ein knapp dreistündiges Programm mit reichlich Tanz, Witz und Ehrengästen, die extra aus dem Jenseits angereist waren. Kein Wunder, immerhin war es für die Immekather eine ganz besondere Sitzung. Denn gefeiert wurde das 30-jährige Bestehen des ICC. Und so gab es auch eine kleine Zeitreise zurück in die DDR, bei der auf die Anfänge zurückgeblickt wurde.

Seit 1988 gab es schon 151 Veranstaltungen und mehr als 40.000 Zuschauer, konnte Moderator André Elsner gleich zu Beginn eine kleine Statistik für die vergangenen drei Jahrzehnte verlesen. Gekrönt wurde am Abend mit Prinz Jens und Prinzessin Antje das 30. Prinzenpaar. „Es ist das erste Paar in 30 Jahren, das den gleichen Nachnamen hat, aber weder verwandt noch verschwägert ist“, sagte Elsner. Die Kinder-Majestäten sind Tillmann und Marla.

Betreten haben die vier unter lautem Johlen der Zuschauer den Saal nach einer beeindruckenden Showeinlage, die in der Mitte des Programms geboten wurde. Gerade noch tanzten die kleinen und großen Bienen vergnügt durch den Saal. Doch plötzlich gingen die Lichter aus, grelle Blitze zuckten, hämmernde Musik ertönte und finster dreinblickende Ordnungshüter in braunen Mänteln und schwarzen Hüten betraten den Saal.

Mit riesigen Stempeln setzten sie dem fröhlichen Treiben der Bienen ein Ende. „Zensiert“ und „abgelehnt“ lautete ihr Urteil. Angespielt wurde damit auf die erste Sitzung des ICC, die damals in der DDR noch zensiert werden sollte. Erfolg hatten die Ordnungshüter aber nicht. Eine kleine Biene summte um sie herum, verteilte Blumenkränze und erweichte so die Herzen der finsteren Herren. Am Ende wurde sogar mit vereinten Kräften die Mauer eingerissen, die zuvor im Saal aufgestellt worden war.

Somit war der Weg frei für das neue Prinzenpaar. „Ich freue mich auf eine super Zeit in Immekath“, sagte Prinz Jens in seiner Antrittsrede. Den Saal würde Prinzessin Antje gern zu einer multifunktionalen Bühne umwandeln, wie sie sagte. Einladen würde sie dann die Karnevalsvereine aus der Region, um mit ihnen gemeinsam eine riesengroße Show zu machen.

Doch nicht nur die neuen Majestäten standen im Rampenlicht. Auch Prinzessin Dorothee, die 1960 die letzte Prinzessin vor der Auflösung des damaligen Karnevalsvereins war, hatte einen Auftritt, nachdem sie aus einem großen goldenen Ei gestiegen war. Warum die Jecken denn damals aufgehört hätten, wollte Moderator André Elsner wissen. „Damals kam die LPG“, sagte die einstige Prinzessin. Das Programm für die Sitzungen wollte der Rat des Kreises abnicken. Da wollten die Immekather nicht mehr weitermachen.

Weitere Ehrengäste gaben sich im Laufe des Abends ein Stelldichein. Der Kanzler der Einheit, Helmut Kohl, war einer von ihnen. Der war voll des Lobes für den ICC. „Es ist ein Beispiel für blühende Landschaften in unserem Heimatlande“, sagte er und wurde sogar poetisch: „Da wo Schönheit sich mit Anmut paart, da liegt Immekath.“ Nicht fehlen durfte bei dem bunten Treiben der oberste Staatsmann der DDR. Mit Strohhut auf dem Kopf ließ es sich Erich Honecker nicht nehmen, die Immekather Jecken zu beglückwünschen. Statt mit dem Ruf „Imme Mau“ verabschiedete sich der passionierte Jäger mit einem dreifachen „Horrido“.

Mitgebracht hatte er als Geschenk eine Dokumentation über das Leben im Arbeiter- und Bauernstaat. Fleißige Pionierinnen fegten den Saal und wurden von Margot Honecker ausgezeichnet. Doch die Pioniere wurden älter. Statt eines Besens hielten sie nun Bierflaschen und Zigaretten in den Händen. Um ihnen Ordnung beizubringen, scheuchte sie ein Feldwebel in grüner Uniform durch den Saal. Marschieren und Liegestütze standen nun auf dem Programm. Gezeigt haben das die Mitglieder des Männerballetts.

Bereits zuvor tanzten die Minifunken als Pioniere zu Funk-Musik durch den Saal. Die großen Funken schlüpften später in die Kostüme von Playboy-Bunnys und sorgten so für einen Hauch Erotik. Tolle Choreografien hatten sich aber auch die Cheerleader ausgedacht, die in blauen und roten Strümpfen und leuchtenden Schuhsohlen dem Publikum einheizten. Fliegende Röcke und schnelle Schritte gab es bei den Can-Can-Girls zu sehen, die zu Rock‘n‘Roll-Musik tanzten.