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Rallye Mit dem Oldie um die Ostsee

Auf Abenteuerreise gehen Thomas Reinhardt aus Hohenhenningen und Dawid Puttkammer. Sie sind bei der Rallye „The Baltic Sea Circle“ dabei.

Von Tobias Roitsch 15.06.2019, 06:00

Klötze l Nachtschichten waren in einer Klötzer Werkstatt nötig, um den schwarzen Volvo für seine große Tour durch Nord- und Osteuropa richtig fit zu machen. Und fit muss der betagte Wagen der schwedischen Marke – er lief 1998 vom Band – auch sein. Schließlich wollen Thomas Reinhardt aus Hohenhenningen, der oft Tom genannt werde, und Dawid Puttkammer aus Rustenbeck bei Diesdorf mit dem Kombi in 16 Tagen rund 7500 Kilometer einmal um die Ostsee fahren – mit einem Abstecher zum Nordkap. Das Duo aus der Altmark bildet eines von insgesamt 288 Teams, die bei der Rallye „The Baltic Sea Circle“ mitfahren. Der Startschuss fällt im Hamburger Hafen. Von dort aus geht es zunächst immer in Richtung Norden nach Skandinavien. Ziel ist wieder die große norddeutsche Hansestadt an der Elbe.

Bei der Rallye, die vom Superlative Adventure Club organisiert wird, erleben die Teilnehmer nicht nur Abenteuer auf den Straßen in Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen und Polen. Sie sammeln auch Spendengelder für ausgewählte Projekte. Thomas Reinhardt und Dawid Puttkammer wollen das Arche-Projekt „Mittagstisch für bedürftige Kinder“ unterstützen. Im Internet haben sie einen Spendenaufruf gestartet. Als Ziel hatten sie sich die Summe von 1500 Euro gesetzt. Am Donnerstagnachmittag waren schon 1530 Euro zusammengekommen, wie Reinhardt zufrieden nach einem Blick auf das Smartphone feststellen konnte. Beide hoffen natürlich auf weitere Unterstützung. „Die Spenden sind zu 100 Prozent für die Kinder bestimmt“, unterstrich Reinhardt. Kosten für Sprit, Essen und andere Ausgaben, die während der gut zweiwöchigen Tour anfallen, bezahlen die beiden Fahrer aus eigener Tasche, wie es hieß.

Erfahrung am Steuer haben Reinhardt und Puttkammer, die sich beim Fahren abwechseln wollen, reichlich. Beide sind Versuchsfahrer auf dem Testgelände Ehra-Lessin. Reinhardt ist dazu noch ausgebildeter Fahrlehrer. Außerdem sind die Männer gelernte Mecha­troniker, kennen sich also auch mit der Technik unterm Blech ihres Fahrzeugs aus. Autos sind auch das gemeinsame Hobby der Arbeitskollegen.

Ihr Klötzer Volvo trägt die Startnummer 98, passend zum Baujahr des Vehikels. Mit der Nummer 99, die ebenfalls für das Produktionsjahr steht, geht ein zweiter Volvo aus dem Raum Gifhorn für das Team „Car Styling Parts“ auf Tour. Besetzt ist dieser mit Steffen Weise, Sebastian Dörges und Jens Meyer, zählte Thomas Reinhardt auf und ergänzte, wie es zur Teilnahme an der Rallye kam: „Steffen und ich hatten uns mal schlau gelesen und dann gleich die größte Tour gewählt.“

Dass die beiden Fahrzeuge schon älter sind, ist kein Zufall. „Die Autos müssen älter als 20 Jahre sein“, nannte Reinhardt eine Voraussetzung für die Teilnahme an der Rallye. Auf der Strecke gilt es noch weitere Regeln zu beachten. Autobahnen dürfen nur in Deutschland und Dänemark genutzt werden, in den anderen Ländern geht es auf Landstraßen weiter. Wo es lang geht, verrät dabei nicht das Navigationsgerät. Denn die elektronischen Wegweiser sind tabu, mit Karte und Kompass wird die Route auf althergebrachte Weise bestimmt. „Bei unserer Durchreise in Polen kommen wir in Milomlyn vorbei“, kündigte Reinhardt einen Zwischenstopp in der Klötzer Partnerstadt an. Für die dortige Kita haben sie Spielzeug im Kofferraum, das bei einem Halt überreicht werden soll. Diese Aktion läuft in Zusammenarbeit mit der Stadt Klötze, erklärte Reinhardt. Übergeben wurden die Spielsachen am Klötzer Rathaus.

Am Nachmittag dann ging es nach Hamburg, wo am Abend eine Feier zur Einstimmung für die Teilnehmer organisiert wurde. Im Jahr 2020 findet die Rallye nach Angaben des Veranstalters übrigens schon zum zehnten Mal statt. Für Reinhardt und Puttkammer ist es die erste Rallye, wie sie sagten. „Wir wissen noch nichts“, so Reinhardt vor dem Start. Nur in Facebook-Gruppen hat man vorher Erfahrungen ausgetauscht. Läuft alles glatt, sind weitere Touren in Zukunft nicht ausgeschlossen. Angebote gibt es reichlich.

Doch es gehört mehr dazu, als sich einfach ins Auto zu setzen und los zu fahren. Ein dreiviertel Jahr war für die Vorbereitung nötig. Beantragt werden musste unter anderem ein Visum für Russland, ein Internationaler Führerschein musste ebenfalls her. Nicht zu vergessen, dass man sich mit den Verkehrsregeln, die in den anderen Ländern gelten, vertraut machen muss. In Finnland etwa müssen zwei Warndreiecke an Bord sein, in Estland ein Feuerlöscher, nannten die Fahrer nur zwei Beispiele. Und natürlich sollte der Wagen technisch gut vorbereitet sein. „Wir haben schon ein paar Nachtschichten gemacht“, sagte Thomas Reinhardt und ergänzte: „Letzte Nacht haben wir uns um die Verkabelung gekümmert.“ Dann verabschiedeten sich beide, um in den letzten Stunden vor der Abfahrt noch ein bisschen in der Werkstatt am Volvo zu basteln.