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Schüleraustausch C‘est la vie, eine Französin in Klötze

Als Austauschschülerin verbringt Marine Sikora ein halbes Jahr in Deutschland. Sie lebt bei Familie Behrend in Klötze.

Von Markus Schulze 09.06.2016, 03:00

Klötze l Morgen beginnt in Frankreich die Fußball-Europameisterschaft (EM). Bei Familie Behrend in Klötze heißt es hingegen schon seit dem 19. Februar „Vive la France.“ Seither ist bei ihnen nämlich Marine Sikora zu Gast. Als Austauschschülerin. Die Französin stammt aus Agen, einem Ort zwischen Bordeaux und Toulouse. „Die Landschaft dort ist so ähnlich wie hier“, sagt Marine, die am 19. Juni ihren 16. Geburtstag feiern wird. Auf die Idee, ein halbes Jahr in Deutschland zu verbringen, ist sie über einige Mitschüler gekommen, die bereits in der Bundesrepublik weilten und von dem Aufenthalt schwärmten. „Ich wollte mein Deutsch verbessern und die Kultur kennenlernen“, erklärt die junge Französin ihre Beweggründe, am Voltaire-Programm (siehe Infokasten) teilzunehmen.

Nach vier Monaten zieht sie eine durchweg positive Zwischenbilanz. Nicht nur, dass sie sich bei Familie Behrend pudelwohl fühlt, nein, auch Deutschland findet sie „cool“. Am besten gefällt ihr, dass die Schultage hier nicht so lange dauern. Anders als in Frankreich, wo der Unterricht erst um 17 Uhr endet. „In Deutschland hat man viel mehr Freizeit“, hat Marine festgestellt.

Zusammen mit Rica Behrend besucht Marine die neunte Klasse des Beetzendorfer Gymnasiums. „In der ersten Französischstunde hat sie was vorgelesen. Das klang so schön, dass wir gesagt haben, sie soll nie wieder aufhören“, erinnert sich Rica, für die Marine mittlerweile zur allerbesten Freundin geworden ist. „Wir sind wie Schwestern.“

Schwestern, die einiges gemeinsam haben und zusammen viel unternehmen. Allein oder mit den (Gast-) Eltern Andrea und Carsten Behrend. Marine spielt Geige, Rica spielt Cello. Außerdem mögen beide die Leichtathletik, das Tanzen und das Schwimmen. Und sie lieben es, Deutschland zu erkunden. Ausflüge führten sie beispielsweise nach Berlin, Potsdam, Magdeburg, Wolfsburg, ins Wendland, in den Märchenpark Salzwedel und in die Museen nach Zethlingen, Diesdorf und Brome. „In gewisser Weise erfahren wir dank Marine sogar selbst mehr über unsere Heimat“, sagt Gastmutter Andrea Behrend, die stellvertretende Leiterin der Klötzer Sekundarschule ist.

Dass sie und ihr Mann Carsten, der von Beruf Dolmetscher ist, eine Austauschschülerin bei sich aufnehmen, hat auch mit ihrem Sohn Robert zu tun, der auf diese Weise ein Jahr in den USA verbrachte. „Das ist einfach eine tolle Gelegenheit, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Diese Möglichkeit wollten wir einem Kind aus dem Ausland geben“, erklärt Andrea Behrend, die über Marine voll des Lobes ist.

Und ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudert. „Bevor sie herkam hatte sie Angst, dass es in Deutschland nur Sauerkraut gibt. Aber der kam bei uns bisher nur einmal auf den Tisch.“ Ansonsten wird Putenfleisch gekocht. Nudeln. Oder Gemüse. Marine mag Käse, aber keine Milch und keinen Pudding. „Und sie trinkt nur Wasser und Orangensaft“, berichtet Andrea Behrend. Ansonsten darf es bei Marine ruhig süß sein. Sie ist ganz vernarrt in Nutella, Kinderriegel – und neuerdings natürlich auch Baumkuchen.

Marine ist froh, dass sich die Vorurteile, die in Frankreich über Deutschland herrschen, nicht bewahrheitet haben. „Hier ist man püntklich und ordentlich. Das stimmt. Aber ganz so streng, wie immer behauptet wird, seid ihr nicht“, erzählt die junge Französin, die mit Rica und/oder ihren Gasteltern in den Sommerferien noch ganz viel erleben wird. Unter anderem sind Ausflüge an die Nord- und Ostsee, nach Weimar, Hannover sowie in den Harz geplant.

Dass ihr Gastspiel in Deutschland bald enden wird, daran mag Marine noch gar nicht denken. Zu sehr hat sie sich an die Altmark und Familie Behrend gewöhnt. Es ist ihr aber ein schöner Trost, dass Rica ab dem 22. August im Gegenzug als Austauschschülerin nach Frankreich gehen und bei Marines Familie leben wird.

Ach ja, und dass morgen in Frankreich die EM beginnt, interessiert Marine nur wenig. „In Deutschland spielen alle Jungs Fußball. Wirklich alle. Das ist bei uns nicht ganz so. Mein Vati spielt Rugby.“