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Stromleitung Auch Neuferchauer sorgen sich

Auch in Neuferchau hält sich die Begeisterung für die geplante Stromfreileitung in Grenzen. Die Hoffnung ist aber gering.

Von Markus Schulze 08.03.2017, 02:00

Neuferchau l Gegen die geplante Stromleitung, die vom Kunrauer Umspannwerk auf einer Länge von 34 Kilometern über die Umspannwerke Jeeben und Leetze in Richtung Salzwedel führen soll, wächst der Widerstand. Nachdem zuletzt in Immekath und Kunrau die Bürger protestiert hatten, gab es am Montagabend auch während der Sitzung des Neuferchauer Ortschaftsrates einige kritische Töne zu hören. Eigentlich wurden zu dieser Versammlung, genau wie in Immekath und Kunrau, auch wieder die bisher vorstellig gewordenen Mitarbeiter der Avacon, nämlich Kommunalreferent Andreas Forke sowie der technische Leiter Stephan Radtke, erwartet. „Die haben sich aber kurz vor 16 Uhr bei der Stadt gemeldet und wegen einer Erkrankung abgesagt“, erklärte Bürgermeister Uwe Bartels.

Enrico Lehnemann von der Bürgerinitiative (BI) „Pro Jeetzetal“, die sich gegen einen Windpark in Siedenlangenbeck wehrt und nun auch ihre Stimme gegen die 110-Kilovolt-Freileitung erhebt, zog aus der Absage seine eigenen Schlüsse: „Die kennen uns noch von der Ortschaftsratssitzung in Kunrau und haben sich bestimmt gedacht, dass wir auch hier in Neuferchau auftauchen. Da sind sie vielleicht lieber weggeblieben.“

Uwe Bartels wollte sich an derartigen Spekulationen nicht beteiligen und erinnerte vielmehr daran, dass es sowohl in Immekath als auch in Kunrau eine ablehnende Haltung gegenüber der Freileitung, die 107 Masten mit einer Höhe von 25 Metern haben soll, gegeben habe und stattdessen eine unterirdische Trasse gefordert worden sei. Nach Angaben der Avacon sei diese Variante jedoch drei bis vier Mal so teuer. Zudem erwähnte der Bürgermeister, dass Neuferchau „nur in geringem Maße“ von der Stromleitung betroffen wäre, und zwar am Jübarer Weg.

Dirk Frenzel von der BI „Pro Jeetzetal“ machte deutlich, dass es ihn „sehr stört“, dass die Bevölkerung an der Planung zur Stromleitung nicht beteiligt worden sei. Für ihn stünden zwei Fragen im Vordergrund. Erstens: Ist diese Stromtrasse überhaupt sinnvoll für die Region? Und zweitens: Wenn sie nötig ist, warum muss es dann eine Freileitung sein?

Enrico Lehnemann verwies darauf, dass es am 28. März in Beetzendorf eine Diskussion zum Thema geben werde, bei der das Für und Wider der Stromleitung besprochen und möglichst eine eigene BI gegründet werden soll. „Ich würde mich freuen, wenn auch Unterstützung aus Neuferchau käme“, sagte Lehnemann.

Indes äußerte Ortschaftsrat Henry Hartmann Zweifel, ob ein Protest wirklich zum Erfolg führen würde. Schließlich habe man es mit einem großen Energieversorger zu tun. Und: „Das Verfahren ist schon sehr weit fortgeschritten.“ So seien die Baulasten bereits in den Grundbüchern eingetragen, die Trasse sei beräumt und die Standorte für die Masten seien auf ihre Standfestigkeit hin untersucht worden. „Das wird ein steiniger Weg“, meinte Hartmann.

Auch sein Ratskollege Hans-Jürgen Kleinecke gab an, „wenig Hoffnung“ zu haben. Sicher, eine Erdleitung wäre ihm lieber als eine Freileitung, jedoch, so sagte er, dürfe man nicht vergessen, dass Strom „überlebenswichtig“ sei.

Enrico Lehnemann warnte davor, den Kopf schon in den Sand zu stecken. Immerhin gebe es sehr wohl Argumente, die gegen die Freileitung sprächen.

„Schade, dass die Vertreter der Avacon nicht da sind“, sagte Einwohnerin Kathrin Wißwedel, die wissen wollte, ob es schon irgendwelche Erkenntnisse über mögliche Gesundheitsrisiken gebe, zum Beispiel eine schriftliche Stellungnahme des Gesundheitsamtes.

Uwe Bartels verneinte. „Sowas liegt noch nicht vor.“ Im Übrigen erklärte er, dass der Klötzer Stadtrat zwar von seinem Vorgänger Matthias Mann über das Vorhaben der Avacon unterrichtet worden sei, aber keine Gelegenheit gehabt habe, dazu Stellung zu beziehen.

Auf Anregung von Ratsfrau Heidelore Hanner einigte man sich an diesem Abend darauf, kurzfristig nochmal eine Info-Veranstaltung in Neuferchau anzuberaumen – dann möglichst im Beisein der Avacon-Mitarbeiter.