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Tafelausgabe Wenn das Geld fürs Essen fehlt

Genau vor zehn Jahren ist in Klötze die Ausgabestelle der Salzwedeler Tafel gegründet worden. Eine Erfolgsgeschichte.

Von Siegmar Riedel 13.10.2016, 03:00

Klötze l Als sich am 11. Oktober 2006 im kleinen Haus Mittelstraße 27 in Klötze die Türen für die erste Ausgabe von Lebensmitteln der Tafel öffneten, dachten viele Menschen, dass es sich um eine vorübergehende Erscheinung handeln würde. Bedürftige Menschen, oft Rentner, Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose, erhalten hier gegen einen symbolischen Obolus Lebensmittel, die ihnen eine einigermaßen normale Ernährung ermöglichen sollen. Und das in einem der reichsten Länder der Welt. Inzwischen haben sich die Tafeln zu einem dauerhaften und unverzichtbaren Bestandteil der Gesellschaft entwickelt.

Monika Hoyer ist von Beginn an dabei. Sie und die anderen ehrenamtlichen Helfer wissen, wovon sie reden. Einmal wöchentlich, immer mittwochs, bereiten sie die Ausgabe der Spenden vor, geben sie aus und reinigen die Räume.

In dieser Woche lief alles wie am Schnürchen. Doch das war nicht immer so. Anfangs hatten die Ehrenamtlichen mit manchen Unwägbarkeiten zu kämpfen.

Martina Huhn hatte damals die Tafel aus der Taufe gehoben. Zu den ersten Helfern gehörten neben Monika Hoyer auch Ingrid Arens, Birgit Damitz, Monika Fuchs, Rosemarie Jährig, Gerd Ludwig, Rosemarie Mitschke und Simone Jordan. Einige sind heute noch dabei.„Von Anfang an versorgten wir 40 bis 60 Bedürftige“, erinnert sich Hoyer. Sie mussten eine amtliche Bescheinigung über ihre Bedürftigkeit vorlegen und hatten dann für einen Euro Anrecht auf Lebensmittel.

„Anfangs hatten wir wenig Brot und Gemüse, das wir ausgeben konnten“, berichtet Monika Hoyer. „Viel musste zugeteilt werden.“ In der Mittelstraße gab es für die Helfer keine Toilette, keinen Wasseranschluss. „Es war alles sehr eng. Die Lebensmittel mussten wir im Freien sortieren. Auch gab es im Winter keine Möglichkeit zum Aufwärmen“, verrät sie Details.

Abhilfe schaffte Anfang Mai 2008 der Umzug in die Breite Straße 66, wo die Ausgabestelle heute noch ihr Domizil hat. Dort sind die Räume größer, heller, es gibt sanitäre Anlagen, bessere Kühlmöglichkeiten und Lagermöglichkeiten. „Wir können jetzt mehr Brot ausgeben, weil uns Supermärkte unterstützen, und mehr Gemüse, zum Teil aus unseren Tafel-Gärten“, informiert Hoyer. Sorgen bereitet die Schließung des Backwarenherstellers Fricopan in Immekath, von dem die Tafel viele Brötchen, Baguettes und Kuchenteile bekam. „Noch sind die Kühltruhen voll“, sagt Hoyer. „Wie es später wird, müssen wir sehen.“

1,90 Euro muss eine bedürftige Person heute pro Ausgabetag bezahlen. Gestaffelt nach Anzahl der im Haushalt lebenden Personen, steigt der Preis.

12 Ehrenamtliche gehören derzeit zum Stamm der Helfer, fünf von ihnen zählen selbst zu den Bedürftigen. Mitstreiter sind willkommen, denn in nicht zu ferner Zeit steht ein Generationswechsel bevor. „Kräftige Männerarme können wir immer gebrauchen“, sagt Monika Hoyer.

Aktuell werden in Klötze 40 Bedürftige betreut. Ob deren Zahl dauerhaft sinkt, kann Monika Hoyer nicht sagen. Nur so viel: „Zu uns kommen fast keine Kinder mehr und kaum Flüchtlinge, dafür viele Rentner und Langzeitarbeitslose.“

Einen Wunsch haben auch die Helfer selbst: Sie wünschen sich eine sparsamere Heizung anstatt der teuren Nachtspeicheröfen.