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Theaterstück In Kusey wird Stroh zu Gold

Zu einer Vorstellung hatte die Kuseyer Märchengruppe eingeladen. Gezeigt wurde Rumpelstilzchen.

Von Tobias Roitsch 19.12.2017, 02:00

Kusey l Sind die Kassen leer, ist guter Rat teuer. Dabei will der König doch ein großes Fest feiern und seinen Gästen viele leckere Gerichte vorsetzen. Eine Lösung für das Problem hat der Monarch auf seinem Thron nicht. Sowieso ist er recht schusselig und lässt lieber andere für sich denken. Etwa seinen Schatzmeister, der vorschlägt, das fehlende Geld bei den säumigen Steuerzahlern im Königreich einzutreiben. Für eine junge Dame wird das noch schlimme Folgen haben.

So beginnt das Märchen „Rumpelstilzchen“, das am Sonntagnachmittag im Kuseyer Saal zu sehen war. Freie Plätze gab es kaum noch. Eingeladen hatte zu dem Stück die örtliche Märchengruppe. Das Schauspiel in der Vorweihnachtszeit hat eine lange Tradition, es war bereits die 21. Ausgabe. Schon zum zweiten Mal brachte die Gruppe nun das Märchen in Eigenregie auf die Bühne. Früher war noch die örtliche Kita mit im Boot.

Insgesamt zehn Hobby-Schauspieler schlüpften dabei in die unterschiedlichen Rollen des Märchens „Rumpelstilzchen“, die sie mit reichlich Humor mit Leben erfüllten. Etwa die beiden mit roten Jacken und schwarzen Fellmützen bekleideten Wachen des Königs. Beide führen den Müller Schulze ab, der dem König 150 Euro Steuern schuldet. Als er diese nicht bezahlen kann, wird er ins Verlies geworfen und seine Tochter ins Schloss geholt. Dort reift die glorreiche Idee, dass die junge Dame doch Stroh zu Gold spinnen könnte. Gleich darauf wird sie in den Keller gesperrt, wo sie mit der Arbeit beginnen soll. „Ich weiß doch gar nicht, wie das geht“, wendet sie sich flehend an die Wachen. „Da kann ich dir nicht helfen. Wenn ich selbst wüsste, wie man aus Stroh Gold macht, wäre ich wohl nicht Wache beim König“, entgegnete einer patzig. Der andere hatte die tolle Idee, dass man sich am nächsten Morgen doch etwas von dem Gold abzwacken könnte, wenn es dem Mädchen gelingt, die Aufgabe zu lösen. Muss ja niemand mitkriegen.

Und die Müllerstochter schafft es: mithilfe eines Männleins. Bei seinem Erscheinen flackerte im Saal das Licht. Als die Wachen am nächsten Morgen das ganze Gold in die Schatzkammer schleppten, ist der Neid groß. „Ich habe wohl den falschen Beruf gelernt“, sagte einer. „Du hast gar keinen gelernt. Du kannst froh sein, dass dich mein Cousin hier untergebracht hat“, schnauzte ihn der andere an.

Der Preis, den die Müllerstochter für die Hilfe des Männleins bezahlen soll, ist hoch. In ihrer Not versprach sie ihm schließlich ihr erstes Kind. Als der finster dreinblickende Zeitgenosse seinen Lohn abholen wollte, sollte er mit etwas Anderem abgespeist werden. „Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen“, fing das Männlein auf der Bühne an zu toben wie ein kleines Kind. Doch am Ende wurde alles gut: Nach einer spektakulären Verfolgungsjagd durch die Zuschauerreihen im Saal plapperte das Rumpelstilzchen seinen Namen aus und guckte am Ende in die Röhre.

Nicht mit leeren Händen mussten die Mädchen und Jungen, die das Stück in den ersten Reihen verfolgten, den Saal verlassen. Denn kurz nach dem Ende der Aufführung schaute der Weihnachtsmann vorbei, der für alle Kinder Süßes dabei hatte. Die großen Zuschauer konnten sich derweil Kaffee und Kuchen schmecken lassen, der von Mitgliedern der Spielergruppe gebacken worden war.