Tierquälerei Attentat auf Bobby

Familie Englisch-Sgorsaly aus Steimke ist fassungslos. Auf ihren Kater wurde geschossen.

Von Markus Schulze 13.02.2021, 00:01

Steimke l Seit einer Woche ist Bobby nicht mehr derselbe. Aus dem mopsfidelen Kater ist eine graue Maus geworden. Und das hat einen Grund: Auf ihn wurde geschossen. Sein Frauchen, Jasmin Englisch-Sgosaly, hat eine Weile gebraucht, um sich von dem Schock zu erholen. Außerdem zögerte sie, an die Öffentlichkeit zu gehen. In der Hoffnung, dem Täter auf die Spur zu kommen, andere Tierhalter zu warnen und auf den Vorfall aufmerksam zu machen, meldete sie sich nun doch bei der Volksstimme. Telefonisch schilderte die Steimkerin die Vorkommnisse. Ihre Stimme ist erfüllt von Wut und Fassungslosigkeit. Schließlich geht es um Bobby, den Liebling der Familie.

„Der ist uns 2016 zugelaufen“, berichtet Jasmin Englisch-Sgorsaly. Damals war Bobby noch ein kleines Kätzchen. Im Laufe der Zeit entwickelte er sich zu einem großen Schmusekater. Treu und zutraulich. Doch dieses Zutrauen ist seit dem 5. Februar gewichen. An diesem Vormittag wunderte sich Jasmin Englisch-Sgorsaly, wo denn Bobby sei. Der hat durch eine Klappe jederzeit die Möglichkeit, rein- und rauszugehen, bleibt normalerweise aber nie lange weg, entfernt sich auch nicht weit vom Haus. Mit der einjährigen Tochter auf dem Arm suchte ihn sein Frauchen in der Garage.

Dort saß Bobby. Hechelnd, schnaubend, leidend. „Er war ganz komisch, legte sich in die Ecke, pinkelte alles voll. Man hat ihm angemerkt, dass irgendwas nicht stimmt“, erinnert sich Jasmin Englisch-Sgorsaly, die zunächst dachte, Bobby könnte von einem Auto angefahren worden sein. Blut war nicht zu sehen, dafür ein wimmernder Kater. Darum verständigte die Steimkerin nicht nur ihren Mann, sondern rief auch bei der Tierärztin an. Die stellte anhand von Röntgenbildern fest, dass sich drei Luftgewehrgeschosse in Bobbys Körper befanden. Jasmin Englisch-Sgorsaly und ihr Mann konnten es nicht glauben: Drei Kugeln! „Ein Schuss kann Zufall sein, drei Schüsse sind Absicht“, bringt die Steimkerin ihre Gedanken auf den Punkt.

Die Tierärztin verabreichte Bobby starke Schmerzmittel und überwies ihn an eine eher auf solche Fälle spezialisierte Praxis in der Nähe von Braunschweig. Trotz des Winterwetters und der schlechten Straßenverhältnisse machte sich die Familie sofort auf den Weg. Denn für ihren geliebten Bobby ist kein Weg zu weit, keine Mühe zu groß. Auch in der anderen Praxis wurden Röntgenbilder gemacht. Erneut waren die Kugeln zu erkennen. Außerdem hatte Bobby starke Prellungen am Brustkorb. Deshalb liegt der Verdacht nahe, dass der Kater vor den Schüssen festgehalten wurde. Derweil sorgten sich seine Besitzer um das Blei in den Kugeln. „Was ist, wenn das austritt?“ Doch der Tierarzt beruhigte und meinte: „Selbst wenn das passiert, ist es nicht lebensgefährlich.“ Entfernt werden können die Kugeln nicht.

Seitdem ist eine Woche vergangen. Noch immer erhält Bobby starke Schmerzmittel. „Es geht ihm aber von Tag zu Tag besser“, freut sich Jasmin Englisch-Sgorsaly. Körperlich mag Linderung eingetreten sein, seelisch noch nicht. „Bobby geht nach draußen, hat aber Angst“, berichtet sein Frauchen. „Er ist sehr geräuschempfindlich. Sobald er etwas hört, zuckt er zusammen.“ Ein bisschen gelegt hat sich, dass Bobby faucht, wenn man ihm näher kommt. Ob aus ihm aber je wieder dieser anhängliche Schmusekater wird, bleibt abzuwarten. Auch seine Familie ist vorsichtig geworden, fürchtet, die Tat könnte sich wiederholen. Und was ist, wenn auch Billy, dem Hund, etwas zustößt?

Wer auf Bobby geschossen hat? Jasmin Englisch-Sgorsaly weiß es nicht, hat auch keinen Verdacht. Darum wurde die Polizei bisher außen vor gelassen. Auf sich beruhen lassen möchte die Familie das Attentat aber nicht. Auch über die sozialen Medien wird um Hinweise gebeten. Denn eines geht Jasmin Englisch-Sgorsaly nicht aus dem Kopf: „Wie kann man nur auf eine Katze schießen. Wer macht sowas?“ Froh ist sie darüber, dass sich Bobby allmählich zu erholen scheint. Doch die Angst bleibt: „Eigentlich möchte ich ihn gar nicht mehr rauslassen.“