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Tradition Steimker machen Wurst in Eigenregie

Das Schlachte-Essen Anfgang November hat in Steimke seit mehr als 30 Jahren Tradition. Organisiert wird es von einem Kollektiv.

Von Tobias Roitsch 06.11.2017, 20:00

Steimke l Reichlich Gehacktes, Rotwurst, Leberwurst, Kopf- und Schüsselsülze wurde am Sonnabend in der Küche des Steimker Saals zubereitet. Serviert wurde dann alles am Sonntagmorgen beim traditionellen Schlachte-Essen im Saal. Organisiert wird dieses seit mehr als 30 Jahren von einem eingespielten Kollektiv. Termin ist immer das erste Wochenende im November. Das Besondere daran: Vom Schlachten des Schweins bis zur Herstellung der Wurst wird alles in Eigenregie erledigt.

„Man hat sich schon zu DDR-Zeiten getroffen, weil man ein Fest nach Erntedank ins Leben rufen wollte“, erklärte Marcus Märtens, der seit 15 Jahren Mitglied des Schlachte-Kollektivs ist. Dabei handele es sich um keinen Verein. Bei ihm als Koordinator liefen die Fäden während der Vorbereitung zusammen. Zwischen sechs bis acht Leute gehören immer zur Gruppe, mit dabei ist auch Rolf Bromann als Hausschlachter, berichtete Märtens. Das Prinzip sei, die Aufgaben auf viele Schultern zu verteilen um die Belastung gering zu halten.

Mit dem Schlachten eines Schweines fange am Sonnabend alles an. Dieses stammt immer aus der örtlichen Mastanlage, ist also in Steimke groß geworden, so Märtens. „Am Sonnabend haben wir es mit dem Trecker abgeholt.“

Los gehe es immer um 7.30 Uhr. Dann beginne die Arbeit des Kollektivs. „Manche sind schon seit Anfang an dabei“, so Märtens. Die Abläufe seien eingespielt, jeder wisse, was er zu tun habe. Und auch, was mitzubringen sei. Messer, Handschuhe, Eimer und weitere Utensilien sind unverzichtbar. Geregelt sei auch die vorgeschriebene Fleischbeschau. Die Steimker Saalküche sei gut geeignet, immerhin sei sie für solche Zwecke eingerichtet worden.

Vom Schwein, gute drei Zentner wiegt das Tier, wird dabei alles verwertet, sagte Marcus Märtens. Hergestellt werde solche Wurst, die nur eine Nacht geräuchert werden muss und am nächsten Morgen zu Beginn des Essens fertig ist. Leberwurst sei dafür gut geeignet, Mettwurst, die mehrere Tage im Rauch hängen muss, dagegen nicht. „Bis alles aufgeräumt und die Wurst transportfähig ist, ist es 15 Uhr“, fasste Marcus Märtens den zeitlichen Aufwand, der hinter der jährlichen Aktion steht, zusammen.

Das Ergebnis der Arbeit ließen sich die Steimker am Sonntagmorgen schmecken. Neben der Schlachteplatte kam auch die frische Brühe auf den Tisch. „Die ist immer beliebt“, wusste Märtens. Tassen, Teller und Besteck brachte sich jeder der rund 80 Gäste, die zu dem Essen gekommen waren, mit. Die Altersspanne reichte dabei vom Kleinkind bis zum 80-Jährigen, schätzte der Koordinator. Doch die Resonanz sei schon einmal besser gewesen. „Es ist weniger geworden. Vor 20 Jahren war der Saal noch gerammelt voll“, blickte er auf frühere Ausgaben des Schlachte-Essens zurück. Ans Aufgeben sei aber noch nicht zu denken. „Wir machen weiter, solange die Leute noch kommen“, versprach er.

Auf die Frage, warum man sich in Steimke die Mühe mache und selbst schlachte, antwortete Marcus Märtens: „Man kriegt so ein Essen nirgend woanders.“ Außerdem treibe die Gruppe auch der Idealismus an, etwas für das Dorf zu tun. Und eben die lange Tradition, die das Schlachte-Essen schon hat. Mit Geld lasse sich das nicht aufrechnen. Unterstützung gebe es auch aus dem Dorf.