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Vereinsarbeit Böckwitzer Museum ist Geschichte

Das Museum in Böckwitz ist geschlossen - und wird es bleiben. Der Verein soll aufgelöst werden. Hilfe von höherer Stelle gibt es nicht.

Von Markus Schulze 07.04.2019, 17:26

Böckwitz l Seit 1997 wird im Böckwitzer Museum über die deutsch-deutsche Geschichte informiert. Aber wenn nicht noch ein Wunder passiert, ist das Museum bald selbst Geschichte. Theoretisch ist dieser Fall sogar schon eingetreten. Denn das Museum, das sonst immer ab April seine Pforten öffnete, ist geschlossen. Vorsitzende Ingrid Schumann hatte ihr Amt zum 31. Dezember 2018 niedergelegt und lässt es weiterhin ruhen. Und genau daran wird sich auch nichts mehr ändern, bestätigte sie am Donnerstag gegenüber dem aktuellen Abitur-Jahrgang des Beetzendorfer Gymnasiums, der dem Museum einen Besuch abstattete: „Ich werde 80 Jahre alt, mir ist das alles zu viel.“ Ein Nachfolger sei weit und breit nicht in Sicht, Einzelkämpferin wolle sie nicht mehr sein, es gebe keinen vollständigen Vorstand mehr. „So kann man einen Verein nicht leiten“, betonte Schumann.

Jahrelang war das Museum vom jeweiligen Abitur-Jahrgang des Beetzendorfer Gymnasiums besucht worden. „Wir sind jetzt das 12. oder 13. Mal hier“, wusste Geschichtslehrer Daniel Behrend, der von seinen Kollegen Martin Huppertz und Cordula Röhl-Radtke sowie 45 Gymnasiasten, für die heute die Abitur-Prüfungen beginnen, begleitet wurde. Der Tross schwang sich aufs Fahrrad und steuerte zunächst das Ostalgiemuseum in Kusey an, um auf diese Weise mehr über den Alltag in der DDR zu erfahren. „Das war sehr interessant“, schätzte Lea Kempe, Klassensprecherin der 12 b, ein. „Manches haben wir noch zuhause, anderes mussten wir uns von den Lehrern erklären lassen.“ Natürlich, so sagte sie, sei die deutsch-deutsche Geschichte auch Bestandteil des Unterrichts gewesen, aber aus erster Hand ließe sich über die Lebensumstände in Ost und West doch wesentlich mehr erfahren.

Im Böckwitzer Museum wurden die jungen Gäste von Willi Schütte, lange Zeit 2. Vorsitzender des Vereins, durch die Ausstellung geführt. Dabei wies er in gewohnter Manier vor allem auf die Besonderheit des Doppeldorfes Zicherie-Böckwitz hin, das von 1961 bis 1989 durch eine Mauer voneinander getrennt war. 28 Jahre lang bildeten die Grenzanlagen ein unüberwindliches Hindernis. Die Einwohner aus Zicherie und Böckwitz, die einst zusammen die Schulbank gedrückt hatten, waren sich so nah – und doch so fern.

Mit den Worten „Ich freue mich, das ihr da seid“ begrüßte auch Ingrid Schumann noch einmal die Gymnasiasten. Deren Besuch war schon 2018 verabredet worden. Nur deshalb hatten Schumann und Schütte das Museum auch überhaupt noch mal aufgeschlossen. Versprochen sei versprochen. Für das nächste Jahr, so Schumann, müsse sich das Gymnasium jedoch ein anderes Ausflugsziel einfallen lassen. Wie Schumann im Gespräch mit der Volksstimme erklärte, sei geplant, den Verein aufzulösen. Sobald die Kassenprüfung erfolgt sei - es würden noch Mitgliedsbeiträge aus den Jahren 2015 bis 2018 fehlen - solle dazu eine Versammlung einberufen werden.

Bis zuletzt hatte Schumann gehofft, dass es Hilfe von der Politik geben würde, dass sich die Stadt Klötze und/oder der Altmarkkreis Salzwedel einschalten würden, um die Schließung des Museums zu verhindern. Doch diese Hoffnung ist gestorben. Klötzes Bürgermeister Uwe Bartels hatte schon vor einigen Wochen abgewunken. Seit Freitag liegt der Volksstimme nun auch die offizielle Absage des Altmarkkreises Salzwedel vor. In der Stellungnahme heißt es: „Beim Museum Böckwitz ... handelt es sich seit dessen Gründung um eine ausschließlich private Initiative, die in einen Verein mündete. Nach unserer Erkenntnis handelte es sich ursprünglich um eine Sammlung landwirtschaftlicher Geräte, die dann um verschiedene Exponate aus dem Burgmuseum in Brome ergänzt wurde. Die im Museum ausgestellten Stücke folgen keinem museumswissenschaftlichen Konzept, sondern stellen eine Aneinanderreihung von Ausstellungsstücken dar.“ Und weiter: „An den Altmarkkreis Salzwedel wurde bisher keine offizielle Anfrage hinsichtlich einer möglichen Übernahme gestellt. Jedoch: Wegen der nicht vorhandenen überregionalen Bedeutung des Museums und der fehlenden wissenschaftlichen Begleitung ist fraglich, ob ein solches Anliegen durch den Kreistag positiv begleitet wird, da in der Vergangenheit ähnlich gelagerte Fälle (Gardelegen und Arend-see) abgelehnt wurden.“ Im Übrigen habe der Altmarkkreis kein Aufgabenfindungsrecht, so dass eine Finanzierung, zum Beispiel über die Kreisumlage, rechtlich fraglich wäre.

Klargestellt wird in der Mitteilung auch, dass der Altmarkkreis Salzwedel zum Jubiläum der Grenzöffnung wie immer keine eigene Veranstaltung organisieren werde. Bekannt sei, dass die Stadt Klötze eine Veranstaltung in Böckwitz plane, wo sich der Mauerfall am 18. November 2019 zum 30. Mal jährt. Hieran werde sich der Altmarkkreis Salzwedel wohl beteiligen.

Damit dürfte das Aus für das Böckwitzer Museum besiegelt sein, wenn nicht noch ein Wunder geschieht und sich Bürger finden, die im Vereinsvorstand mitarbeiten wollen. Somit könnte es gut sein, dass das Museum am 27. April zum letzten Mal geöffnet sein wird. Für diesen Tag haben sich 15 Besucher aus Wahrenholz angekündigt. Der Termin war ebenfalls schon 2018 verabredet worden, wie Schumann sagte. Sie deutete zugleich an, dass das Museumsareal mitsamt des liebevoll hergerichteten Bauerngartens verkommen wird, weil sich wohl niemand mehr kümmern werde.