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Verluste drohen Dürre bringt Landwirte in Not

Die Trockenheit ist katastrophal für die Landwirtschaft. Bei einem Feldtag in Kunrau konnten sich Landbesitzer von der Situation überzeugen.

Von Siegmar Riedel 15.06.2018, 03:00

Kunrau l Andreas Diebe fasste die Lage auf den landwirtschaftlichen Flächen mit einem Wort zusammen: „Katastrophal!“ Im Gespräch mit der Volksstimme informierte der Leiter Pflanzenproduktion der LB Kunrau am Mittwoch vor der Feldbesichtigung über das Desaster. Schwarzer Humor verdeutlichte die Situation: „Wir fahren heute nicht zu einer Feldbesichtigung raus, sondern zur Schadensaufnahme.“ Er bringe die Senioren nur dorthin, wo sie sehen könnten, „was die Natur mit uns macht“. Es ergebe andererseits keinen Sinn, durch Gebiete zu fahren, wo die Kulturen beregnet werden. Das würde ein unrealistisches Bild ergeben. Und fast schon resigniert: „Irgendwann muss man einsehen, dass der Kampf verloren ist.“

Mit einigen Zahlen machte Andreas Diebe die Misere auf den Feldern verständlich: „Im April regnete es 7,8 Millimeter pro Quadratmeter, im Mai waren es 14 Millimeter. Normal sind jetzt so um die 40 Millimeter Niederschlag.“ Nahezu ohne Wasser und bei den fast tropischen Temperaturen der vergangenen Tage hätten die Pflanzen aber keine Chance.

„Die Wintergerste ist bereits notreif geworden. Teilweise hat sie nur noch 12 Prozent Feuchtigkeit“, rechnete der erfahrene Landwirt vor. „Alles ist eingetrocknet, da ist nichts mehr drin.“ Außerdem sei in den nächsten Tagen kein Regen zu erwarten.

Noch in dieser Woche soll mit der Ernte der Gerste auf dem ersten Schlag, vielleicht auch auf dem zweiten Schlag, begonnen werden. „Die Reife ist beendet, in der nächsten Woche würden die Ähren abknicken, weil sie zu schwer sind“, begründete Diebe. Überhaupt sei die Qualität der Gerste „unterirdisch“. Er wisse nicht, ob sie noch als Futtergerste zu verwenden sei. „Da sind noch viele Fragen, deren Antworten offen sind.“

Im Naturpark Drömling kommt ein weiteres Phänomen hinzu: Wegen feuchter Stellen auf den Äckern dort wird das Getreide auch noch ungleich reif. Doch die reiferen Ähren können nicht aus dem Acker geschnitten werden. Ein Lichtblick ist der Weizen unter Beregnung. „Der steht relativ gut, auch im Drömling“, berichtete Andreas Diebe. Schneller Regen könne sich beim Weizen sogar noch positiv auswirken.

Fast einen Totalausfall befürchtet der Landwirt beim Roggen. Auch bei diesem Getreide haben viele Pflanzen eine Notreife erreicht. Eine nahezu normale Ernte könnte mithilfe der Beregnung aber bei der Sommergerste eingefahren werden. „Darauf hoffe ich“, betonte Diebe. Auch beim Mais könne sich noch ein etwas besseres Ernteergebnis ergeben. Stark gelitten hat dagegen der Raps. 80 bis 90 Hektar mussten bereits umgebrochen werden. Andreas Diebe hat „dieses Jahr die Nase voll von der Landwirtschaft. Ich mache das seit 1980, aber ich kann mich nicht erinnern, dass schon einmal Mitte Juni die Gerste geerntet werden musste.“ Insgesamt rechnet er in diesem Jahr mit Verlusten um die 50 Prozent: „Bei den Kulturen und auch finanziell.“

Im Anschluss an die Ausführungen zur Lage fuhren die Landeigentümer und Senioren mit drei Kremsern zu den landwirtschaftlichen Flächen, um sich selbst ein Bild zu machen.