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Volkstrauertag Gewalt darf kein Mittel sein

Den Opfern von Krieg und Gewalt galt das Gedenken in der Einheitsgemeinde Klötze. In mehreren Orten trafen sie sich an den Denkmalen.

Von Siegmar Riedel 21.11.2017, 02:00

Klötze/Neuferchau l Kunrau, Jahrstedt, Germenau, Wenze, Trippigleben, Quarnebeck, Neuferchau, Klötze – die Liste der Orte der Einheitsgemeinde Klötze, in denen am Volkstrauertag die Einwohner der Opfer von Kriegen und Gewalt gedachten, ist lang. In Neuferchau hatte der Männergesangverein zu der Gedenkfeier am Gefallenendenkmal eingeladen. Dort waren, im Vergleich zu anderen Dörfern, auch jüngere Familien daran interessiert, der Opfer von Gewalt zu gedenken.

Unter der Leitung von Dagmar Alex ließ der Männergesangverein die Lieder Dona pacem und Das Morgenrot erklingen. Dietmar Pethe, Gerhard Brüggemann und Neuferchaus Ortsbürgermeister Uwe Bartels legten einen Kranz nieder.

Letzterer sprach davon, dass die Familien der Gefallenen unendliches Leid erlitten hätten. „Kinder mussten ohne ihre Väter aufwachsen, Frauen blieben ohne ihre Männer“, verdeutlichte er.

Noch gebe es viele Kriegsschauplätze in der Welt. „Den Kriegen sollten wir abschwören“, forderte Bartels und hoffte, dass es irgendwann keine Kriege mehr geben würde.

In Klötze begann am Nachmittag ein ökumenischer Gottesdienst in der evangelischen St. Ägidius-Kirche, gehalten vom katholischen Pfarrer Andreas Lorenz aus Gardelegen und vom evangelischen Pfarrer Bernd Schulz aus Steimke. Zu den Gästen zählten Landrat Michael Ziche, die Landtagsabgeordneten Uwe Harms (CDU) und Jürgen Barth (SPD), Klötzes Bürgermeister Uwe Bartels, Ortschef Hans-Jürgen Schmidt und einige Stadträte. Für besinnliche Musik sorgte in der Kirche das Gesangsduo Maren Drangmeister und Gerhard Kreuzer.

„Trauern wir wirklich noch am Volkstrauertag?“, fragte Pfarrer Schulz provokativ und sagte: „Lassen Sie Trauer zu, damit der Volkstrauertag nicht zu einem Ritual wird.“

Nach dem Kyriegebet von Andreas Lorenz sprach Bernd Schulz davon, dass Kriege für viele Menschen hier weit weg oder vergessen seien. Er stellte klar: „Gewalt kann kein Mittel der Politik sein!“ Auch heute noch gebe es viel Gewalt in der Welt, betonte Bernd Schulz. „Da können wir nicht zuschauen“, verdeutlichte er. „Wir sind aufgefordert dafür zu sorgen, dass Menschen in Frieden und gleichberechtigt leben können.“ Seit 1945 hätten wir Frieden, weil wir die Europäische Union haben. „Europa ist ein großes Friedensprojekt“, sagte er. Wer wieder nationalistische Töne anschlage und die Grenzen schließen wolle, werde jedoch die Welt nicht voranbringen.

Dass es kaum einen Ort in Europa gebe, der nicht irgendwann Schauplatz eines Krieges gewesen sei, hob Uwe Bartels hervor. Der Volkstrauertag sei dem Gedenken der Opfer aller Völker gewidmet, sagte er und verhehlte nicht, dass der Blick für die Bewertung der Rolle der Wehrmacht bis in die 1990er Jahre sehr verengt gewesen sei. Bartels: „Das Kriegsende war Befreiung vom Nationalsozialismus, keine Niederlage.“

Im Anschluss sind am Ehrenmal des Soldaten vor der Kirche und auf dem Neustädter Friedhof Blumengebinde niedergelegt worden.