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Vortrag Am Anfang stand ein Baum

250 Millionen Bäume wurden in den vergangenen 117 Jahren in Israel gepflanzt. Das und mehr erfuhren Zuhörer bei einem Vortrag in Klötze.

Von Tobias Roitsch 10.06.2018, 21:00

Klötze l Bäume spielen in der Geschichte des Staates Israel eine wichtige Rolle. Warum das so ist, erfuhren Zuhörer in der Evangelischen Familienbildungsstätte (EFA) in Klötze. Dort hatte die Stadt Klötze gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchengemeindeverbund Klötze zu einer Festveranstaltung eingeladen. Anlass war der 70. Jahrestag der Staatsgründung von Israel, der im Mai begangen wurde.

In einem Vortrag mit dem Titel „Das blühende Israel“ sprach Johannes Guagnin über das Land im Nahen Osten. Und über die Rolle der Bäume. Denn Guagnin ist Hauptdelegierter des Jüdischen Nationalfonds, einer großen Umweltschutzorganisation.

Gegründet wurde diese schon lange vor dem israelischen Staat, wie Guagnin berichtete. Die Organisation besteht nämlich schon seit 117 Jahren und sollte die Grundlage für einen eigenen jüdischen Staat schaffen. Aufgabe der Organisation war es nämlich, mithilfe von Spenden, die in aller Welt gesammelt wurden, Land im heutigen Israel zu kaufen. Dies geschah parzellenweise, wie Guagnin sagte. „Um das Land zu markieren, wurde es mit Bäumen bepflanzt“, wie der Hauptdelegierte erklärte. So sei es als Eigentum des Nationalfonds gekennzeichnet worden. Irgendwann seien es sehr viele Bäume gewesen, die dann mit der Organisation in Verbindung gebracht wurden.

Ein großes Ereignis sei die Gründung des Staates Israel gewesen. Land musste der Nationalfonds nicht mehr kaufen und er wäre eigentlich überflüssig gewesen. Eine Kommission habe aber entschieden, dass sich die Organisation weiter um die Bäume kümmern soll. 1961 wurde diese Aufgabe zwischen dem Staat und dem Nationalfonds schriftlich festgehalten. Heute kümmert sich die Organisation um 21.000 Hektar bepflanzte Wälder und um rund 200.000 Hektar Land, wie Guagnin sagte. Er selbst ist übrigens in Süddeutschland geboren und Forstingenieur, wie er sich seinem Publikum zu Beginn vorstellte. Mit einem Stipendium machte er seinen Master-Abschluss im Fach „Wüstenforschung“ in Israel und bewarb sich später auf eine freie Stelle beim Nationalfonds im Forstbereich.

Die meiste Zeit des Jahres ist das Klima in Israel heiß und trocken, so der Fachmann. Als mit der Aufforstung begonnen wurde, sei es ein kahles Land gewesen. In biblischen Geschichten werde aber von bewaldeten Gebieten gesprochen. Doch warum sind die Wälder verschwunden? „Anfang des 20. Jahrhunderts gab es keine mehr. Vorher sind Kriegsmächte durch das Land gezogen und haben alles abgeholzt, um Kriegsmaschinen zu bauen“, erklärte Guagnin. Es handele sich also um eine von Menschen gemachte Wüste. Beim Aufforsten sei dies eine zusätzliche Herausforderung neben dem heißen Klima.

Trotzdem sei es gelungen, in 117 Jahren mehr als 250 Millionen Bäume zu pflanzen. Heute seien 7,3 Prozent der israelischen Landesfläche Wälder, die sich meist auf den Norden beschränken. Manchmal würden Bäume zum Schutz vor terroristischen Anschlägen gepflanzt, etwa um Scharfschützen die Sicht zu nehmen. Im Anschluss an den Vortrag konnten die Zuhörer mit Guagnin bei einem Imbiss ins Gespräch kommen.