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Wappen Spaltung ist vorprogrammiert

Die Quarnebecker möchten ein eigenes Wappen haben. Darüber sind die Nachbardörfer erbost.

Von Markus Schulze 01.02.2017, 02:00

Trippigleben l Es war 21.30 Uhr. Hinter dem Wenzer Ortschaftsrat, der sich im Saal in Trippigleben getroffen hatte, lag bereits eine zweistündige Sitzung. Doch am letzten Tagesordnungspunkt erhitzten sich nochmal die Gemüter. Und zwar richtig. Es ging um ein Ortswappen für Quarnebeck, das der dortige Heimatverein stiften will. Wie Ortsbürgermeister Marco Wille, der selbst in Quarnebeck wohnt, erklärte, sei das Wappen der ehemaligen Gemeinde Wenze, das auch für Quarnebeck und Trippigleben stand, im Grunde nur noch für Wenze gültig. Die Funktion als Hoheitszeichen sei jedoch mit der Eingemeindung in die Stadt Klötze erloschen. Indes hätten Quarnebeck und auch Trippigleben momentan kein eigenes Wappen, aber die Möglichkeit, eines zu führen. Und genau diese Möglichkeit, so Wille, würden die Quarnebecker auch gerne nutzen.

So sei eigens ein Heraldiker mit der Gestaltung beauftragt worden. Schließlich müsse ein Wappen bestimmte Eigenschaften erfüllen. „Mit dem Wappen soll die Verbundenheit der Bürger zu ihrer Heimat ausgedrückt werden“, erläuterte Wille. Das Wappen werde auf einer Flagge prangen, die zu besonderen Anlässen präsentiert werden soll. Die Rechte an dem Wappen sollen an den Heimatverein und den Ortschaftsrat übergehen, um einen kommerziellen Gebrauch auszuschließen. Sollte sich der Heimatverein eines Tages auflösen, gingen die Rechte an die Stadt Klötze beziehungsweise die dann bestehende politische Körperschaft über, sagte Wille.

Der Heraldiker habe in seinen Entwürfen darauf geachtet, die besonderen Merkmale von Quarnebeck im Wappen zu berücksichtigen. So gebe es ein Schwert als Symbol für die alte Heerstraße, Blätter als Symbol für die Blutbuche und die Nähe zum Wald sowie eine blaue Linie als Symbol für die Bachquerung. So leite sich der Name Quarnebeck von „Querung“ und „Beeke“ ab. Laut Wille habe der Heraldiker mehrere Entwürfe erstellt. Es gebe einen Favoriten.

Wie Wille weiter ausführte, komme die Idee mit dem Wappen in Quarnebeck bestens an. An einer Umfrage hätten zahlreiche Bürger teilgenommen. Alle möchten bei der Frage, wie das Wappen aussehen soll, ein Wörtchen mitreden.

Und genau dieses Privileg wollte Wille, auf Anraten des Heraldikers, auch dem Ortschaftsrat zugestehen. Doch der spielte nicht mit. Ganz im Gegenteil.

So sagte Ralf Philipp aus Trippigleben: „Es scheint fast so, als ob sich Quarnebeck von Trippigleben und Wenze distanzieren will.“ Dem widersprach Wille: „Es geht nicht darum, dass Quarnebeck aus dem Dreierbündnis aussteigt. Es soll nur ein Zeichen der Identifikation sein.“ Ähnlich äußerte sich Andreas Lenz, Vorsitzender des Heimatvereines: „Das ist nichts Politisches. An unserer Zusammengehörigkeit ändert sich nichts.“

Doch Philipp blieb hart: „Ich finde das völlig daneben.“ Auch Einwohner Joachim Klabis aus Trippigleben reagierte geschockt: „Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich davon kürzlich bei unserer Feuerwehrversammlung gehört habe.“ Außerdem wunderte er sich darüber, warum die Quarnebecker für das Wappen überhaupt den Segen des Ortschaftsrates haben wollen. „Wenn ihr das machen wollt, dann macht es.“

Ralf Philipp war vor allem darüber verärgert, dass die Quarnebecker aus ihrem Wappen anscheinend lange ein Geheimnis gemacht haben. „Das hätte man uns viel eher sagen sollen.“ Und: „Wenn ihr ein Wappen haben wollt, dann los. Aber dann ist die Spaltung vorprogrammiert. Und lasst den Ortschaftsrat da raus.“

Marco Wille schien fassungslos. „Mit so einer Diskussion habe ich nicht gerechnet“, sagte er. Auch Andreas Lenz runzelte die Stirn. „Ich hätte nie gedacht, dass deswegen so eine negative Stimmung herrscht. Wir wollen uns nicht abgrenzen.“ Dazu Ralf Philipp: „Wenn wir Trippiglebener das gemacht hätten, dann würdet ihr euch genauso aufregen.“

Indes ließ Guido Ostermann durchblicken, nichts dagegen zu haben, wenn allein der Heimatverein ein Wappen führen würde, „aber doch nicht der ganze Ort“. Ralf Philipp legte nach: „Ich kann mit dem alten Wenzer Wappen gut leben. Das ist meine Heimat. Aber nicht, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht.“

Nach dieser Debatte war Marco Wille offenbar restlos bedient: „Dann nehmt es halt einfach nur zur Kenntnis.“