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Wiedersehen Urgesteine des Sports unter sich

Seit einem halben Jahrhundert engagiert sich Siegfried Wille für den Sport. Er lud Mitstreiter von einst und heute zu einem Wiedersehen ein.

Von Siegmar Riedel 09.11.2016, 02:00

Immekath l „Sport ist mein Leben“, sagt Siegfried Wille von sich. 66 Jahre ist der rüstige Senior jung, mindestens 50 davon hat der Sport mitbestimmt. All diese Jahre von 1966 bis 2016 hat „Siggi“ Wille, wie ihn Freunde nennen, in einer Chronik verewigt. Die verteilt er bei einem Treffen am Freitag in der Gaststätte Zu den Linden in Immekath, in seinem Geburtsort, wo der Sport für Wille als Kind seinen Anfang nahm.

Zahlreiche Sportler von einst, ehrenamtliche Helfer und Funktionäre sind seiner Einladung gefolgt. Viele kommen aus Immekath selbst, viele aber auch aus Stendal, wo Siegfried Wille heute wohnt. Unter den Gästen sind Peter Böse, Geschäftsführer vom Kreissportbund Altmark West, Hilmar Totzke, Hilde Heimann, Uwe Schwab und viele andere.

Rätselraten kommt vor Beginn des Treffens auf. Siegfried Wille zieht ein altes Foto aus seinen Unterlagen. „Dieses Foto ist der Anlass dieses Treffens“, sagt er. „Es brachte mich auf die Idee dazu.“ Alle wollen sehen, welche Sportler darauf abgebildet sind. Doch in welchem Jahr ist es aufgenommen worden? Keiner weiß es genau. So einigen sich die Betrachter auf einen Zeitraum Anfang bis Mitte der 1970er Jahre. Als „Beweis“ für folgende Generationen wird ein aktuelles Foto an gleicher Stelle angefertigt.

Ein Blick in die verteilte Mini-Chronik von Siegfried Wille, die ausführliche zuhause umfasst 35 Bände, zeigt, er hat sich dem Handball und der Leichtathletik verschrieben. Für Juli 1966, als er der Betriebssportgemeinschaft (BSG) Traktor Immekath beitrat, steht dazu gereimt: „Von den Sportarten, den vielen, erlernt man hier das Handballspielen – doch es kommt auch ganz gut an, wenn man Leichtathletik kann“. Es folgen Stationen bei der Armeesportgemeinschaft Vorwärts Marienberg (1969 – 1971), BSG Aktivist Stendal (1972 – 1984), BSG/ESV Lok Stendal (1985 – 1992) und seit 1992 beim Stendaler Leichathletikverein ´92.

Zu sehen sind dort Fotos von Spielen und Turnieren in der damaligen Handballhochburg Immekath aus den 1960er Jahren, vom Aufstieg in die Bezirksliga 1968. Davon schwärmt Siegfried Wille heute noch. Sogar den großen SC Magdeburg besiegten die Immekather einmal. „Darüber durfte es keinen Pressartikel geben“, erinnert Siegfried Wille. Auch Fotos von seiner Laufbahn in Stendal als Aktiver und als Trainer sind in der Mappe zu sehen. Er sammelt seit frühester Jugend alles, was irgendwie mit dem Sport zu tun hat, wie er sagt.

So manche Anekdote weiß er seinen Gästen zu erzählen. Wie die von den Handballern, die früher schon in dieser Gaststätte feierten. „Ich saß als Schüler immer draußen am Fenster und hörte ihnen zu“, sagt Wille. Zu jedem Gast findet er ein paar Sätze. Über seinen Lehrer Hilmar Totzke, der den sportlichen Grundstein legte, „dass aus mir so ein verrückter Sportler geworden ist“. Über die „Powerfrau Hilde Heimann“, der er nachträglich zum Geburtstag gratuliert; über Uwe Schwab, der ihn bei der Immekather BSG unter den Fittichen hatte. „Wir haben tolle Handball-Zeiten in Immekath verbracht“, sagt Siegfried Wille. „Handball ist mein Leben.“ Leider sei der Immekather Handball heute in Sporttabellen nicht mehr zu finden.

Siegfried Wille erzählt davon, dass er und ein Mitstreiter in der Runde 1989 sogar eine Partei gründen wollten. „Das war die DEU, die Deutsche Einheitsunion“, schmunzelt er. Es gab schon ein Statut, Ziel sei die friedliche Zusammenführung beider deutscher Staaten gewesen. „Aber wir haben das nicht bis zum Schluss durchgezogen, uns hat die Courage verlassen“, berichtet Wille.

Heute fungiert er als Vizepräsident des Kreissportbundes Stendal. Er dankt nicht nur seinen Wegbegleitern und Förderern, er dankt besonders seiner Frau Christine, die er, wie kann es anders sein, durch den Sport kennenlernte. Wille: „Ohne ihr Verständnis wäre alles nicht möglich gewesen.“

Das Engagement von Siegfried Wille erkannte auch Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht an. Er zeichnete vergangene Woche 14 Ehrenamtliche aus, die sich besonders im Bereich Sport verdient gemacht haben. Aus jedem Landkreis einen – Siegfried Wille für Stendal.