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WorkshopSprayen will gelernt sein

Bastian Gebel vom Jugendklub der Arbeiterwohlfahrt Corner in Klötze bot einen Workshop für Jugendliche an. Doch dabei soll es nicht bleiben.

Von Siegmar Riedel 17.07.2018, 03:00

Klötze l Wieder ist eine triste graue Wand in Klötze ansehnlich gestaltet worden. Und das ganz legal mit viel Farbe. Ermöglicht hat das Bastian Gebel vom Jugendklub Corner. Er ist Hobby-Sprayer. Als Berliner ist ihm dieser Freizeitspaß wohl in die Wiege gelegt worden. „In Berlin habe ich viel gesprayt“, berichtet er. Als junger Vater habe er dafür jetzt eher wenig Zeit. Und wenige Möglichkeiten. Denn: „Hier in Klötze sind Wände, die legal besprüht werden können, spärlich gesät“, weiß Bastian aus Erfahrung.

Dass er dennoch eine Wand für den Workshop auftreiben konnte, ist den Familienbanden geschuldet. Schwiegervater Jürgen Heidmann gab die Mauer in der Bergstraße kurz vor dem Bahnübergang frei.

Schon am Montag vergangener Woche haben die ersten Arbeiten begonnen. Die Wand musste vorbereitet und geschwärzt werden. Der „harte Kern“ vom Klötzer Corner war von Beginn an dabei. Colin Wesling, Stephan Ossada, Lea Wittich, Lucas Paudler, Sarah Grünwald und Tim Kamieth zählt Bastian Gebel dazu.

Vier von ihnen gestalten die Eckbilder. Doch woher kommen die Ideen dazu? „Ich hatte Langeweile und malte einfach drauflos“, sagt Lucas. Das aber lässt Bastian Gebel nicht gelten: „Du hattest nicht nur langweilig gemalt, Du hattest ein Konzept“, macht er deutlich.

Richtig durchdacht ist der von Sarah Grünwald gesprayte Teil. Sexualität nahm sie sich zum Thema und erklärt: „Ich habe mein Namenskürzel SLG gestaltet. Dabei stehen die Farben für einzelne Spielarten von Sexualität: im L für Bisexualität, im L für Transsexualität, im G für Homosexualität.“ Und auch die Hintergründe der Buchstaben haben ihre Bedeutung. Die Farbe hinter dem S kennzeichnet Heterosexualität, die hinter dem L und dem G Pansexualität, also quasi alle Orientierungen ohne Vorauswahl. Lea Wittich sprayt die Versalien ihrer beiden Vornamen auf die Mauer: L und M für Lea Melanie.

Bis zu zwölf Jugendliche arbeiten gleichzeitig an dem Projekt. Neben den Jugendlichen vom Corner sind auch zeitweise einige vom Jugendklub Kroko in Kalbe dabei und vom Apenburger Kinderheim, wie Bastian Gebel berichtet.

Am Freitagabend sind die meisten Flächen bereits grob gestaltet. Am Sonnabend folgen noch die Feinarbeiten. Zwischendurch erklärt und zeigt Bastian Gebel den Neulingen unter den Sprayern einige Tricks, um bestimmte farbliche Effekte zu erreichen. Mal sollen die Jugendlichen ihre Sprayflasche langsam über die Fläche bewegen, manchmal gewissermaßen nur drüber wischen. Und ganz wichtig: Zwischendurch die Sprayflasche immer wieder schütteln.

Finanziert wird der Workshop über das FAKiR-Projekt (Fairplay Altmark Kids Respect). „500 Euro haben wir für den Kauf der Farben und Schutzmasken bekommen“, informiert Bastian Gebel. Den Rest bezahlt das Corner.

Dieser war übrigens der erste Workshop seiner Art, den ein Jugendklub in Klötze anbot. Der Erfolg spricht für sich. Nicht nur, dass die Jugendlichen dazulernen konnten. Bastian Gebel: „Ich bin schon angesprochen worden, ob wir eine Wand im Wohngebiet Wasserfahrt besprühen wollen, das machen wir eventuell im August. Außerdem kommt der Zaun am Jugendklub an die Reihe. Der ist ziemlich unansehnlich und verträgt Farbe.“