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Zu nass, zu kalt Kein gutes Jahr für die Klötzer Orchideen

Die Orchideenwiese hinter dem Waldbad ist ein beliebtes Ausflugsziel. Doch das Wetter spielte 2017 nicht mit.

Von Tobias Roitsch 23.11.2017, 21:00

Klötze l Anfang Mai beginnen die ersten Orchideen auf der Wiese hinter dem Klötzer Waldbad zu blühen. Normalerweise. Denn in diesem Jahr war das anders, berichtete Jürgen Lemke aus Klötze, der sich seit Jahren um den Erhalt der seltenen Pflanzen auf der gut zwei Hektar großen Fläche kümmert. „Gesamt gesehen war das Jahr 2017 für die Orchideen nicht besonders gut“, zog Lemke eine Bilanz. Schuld daran sei das Wetter, das es im Frühjahr nicht gut meinte. Niedrige Temperaturen und teils sogar Frost von April bis Mitte Mai, so erinnerte er sich, hätten sich ebenso negativ ausgewirkt wie der viele Regen, der in dieser Zeit gefallen ist. „Wenn sonst schon die ersten Orchideen in den ersten Tagen des Mai blühten, machte das Wetter nun einen Strich durch die Rechnung“, sagte Jürgen Lemke.

Aufwärts ging es schließlich in der Mitte des Wonnemonats. Eine Warmperiode setzte ein und ließ die Pflanzen innerhalb von Tagen wachsen und blühen. Als Besonderheit in dieser Saison nannte der Naturfreund die fünf weißen Orchideen, die wieder blühten. „Das ist eine große Kostbarkeit“, unterstrich er. So vielfältig wie in anderen Jahren waren die übrigen Blüten allerdings nicht. „Die Nässe war am Ende für die Orchideen nicht gut. Andere Pflanzen – und vor allem der Binsen – überwucherten die Orchideen“, fasste Lemke die Situation zusammen. Ab Mitte Juni seien die seltenen Pflanzen nur noch vom Steg aus, der an der Wiese steht, zu sehen gewesen. Kleine blühende sowie nichtblühende Exemplare seien verkümmert.

„Durch die schlechte Witterung fiel auch die Samenernte nicht besonders gut aus.“ Viele Schoten an den Blütenrispen, so beschrieb der Klötzer, hätten gar keinen Samen geführt. Die geerntete Menge habe aber ausgereicht, um nach der Beräumung der Wiese wieder Samen auszubringen.

Zu spät gemäht worden sei die Fläche im vergangenen Jahr, so Lemke. Die Verluste an einigen Stellen, die darauf zurückzuführen seien, hätten sich aber in Grenzen gehalten. Kompensiert worden seien die Verluste zudem dadurch, dass in diesem Jahr an anderen Stellen mehr Orchideen als sonst gewachsen seien. „Vor allem war es erfreulich, dass dort, wo vor einigen Jahren ein Rückgang zu verzeichnen war, wieder über hundert Orchideen blühten“, sagte Lemke. Nachwuchs sei dort ebenfalls vorhanden.

Komplett gemäht werden konnte die Wiese in diesem Jahr nicht. Das lag wieder einmal an der Nässe, wusste Lemke und berichtete: „Die Arbeitskräfte versanken im Morast.“ In diesem Bereich müsste der zugewachsene Graben auf der rechten Seite geöffnet werden, um der Nässe Herr zu werden, nannte er einen Lösungsvorschlag.

Damit die Besucher die Wiese trockenen Fußes erreichen können, wurde in diesem Jahr eine Brücke über einen Graben gebaut, der zwangsläufig überquert werden muss. Bis zur Errichtung des Bauwerkes diente eine Art Knüppeldamm als Übergang. Das Problem daran: die ausgelegten Äste waren häufig rutschig. Mit dem Bau der Brücke befasste sich ebenfalls Jürgen Lemke, der daran erinnerte, dass alles in Handarbeit erledigt werden musste. Trotzdem sei das Projekt rechtzeitig abgeschlossen worden. Lemkes Dank gilt einmal den Spendern, die den Bau mit Summen zwischen 50 Cent und 200 Euro unterstützt haben. „Es kamen nicht nur Geldspenden aus Klötze, sondern auch von Besuchern aus anderen Bundesländern“, wusste er zu berichten. Auch einiges Baumaterial sei kostenfrei zur Verfügung gestellt worden. Neben den Spendern habe sich auch die Stadt Klötze an den Kosten beteiligt.

Lange bitten lassen mussten sich die Besucher der Orchideenwiese nicht, um die Brücke zu benutzen: „Kaum war sie begehbar, wurde sie von Besuchern genutzt.“ Rund 800 Naturfreunde, so schätzte Jürgen Lemke, hätten sich in diesem Jahr die Wiese angesehen, Führungen seien angeboten worden.

Einige Besucher hätten sich allerdings nicht vorbildlich verhalten. Randalierer hätten an dem Steg und an der Brücke ihr Unwesen getrieben. „Auch Orchideen wurden am Steg und in der Kernzone abgeschnitten“, zeigte sich Jürgen Lemke verärgert.