Konflikt Krähen rauben Kindern den Schlaf
Gemeinde Wolmirsleben verlangt Eindämmung der Belästigungen und erreicht Teilerfolg
Von René KielWolmirsleben
Die Krähen haben sich in Wolmirsleben massiv vermehrt und sind derzeit dabei, neue Nester zu bauen. „Es kommt schon am Morgen zu Lärmbelästigungen. In der Kindertagesstätte ist es den Kindern dadurch nicht mehr möglich, zu schlafen“, sagte Bürgermeister Knut Kluczka (CDU) in der jüngsten Gemeinderatssitzung Anfang der Woche. Eine Kindergärtnerin habe dort eine Lärmmessung vorgenommen. Dabei habe das Gerät 70 Dezibel angezeigt.
„Hier muss sofort etwas passieren und nicht erst im Herbst. Es geht um das Wohl unserer Kinder“, verlangte das Ortsoberhaupt. Er sehe nicht ein, dass man da stillhalte. „Saatkrähen sind keine geschützte Art. Ich weiß nicht, warum man um sie ein solches Gewese macht“, fügte Kluzka hinzu. Innerhalb des Ortes sei ihr Aufenthalt in Massen für ihn nicht mehr akzeptabel. Er habe die Landkreisverwaltung über den Zustand informiert. Doch die schiebe alles auf das Landesverwaltungsamt. Wenn nicht schnell etwas unternommen werde, brüten die Vögel in Richtung Sportplatz und Festplatz, wo es einen neuen Spielplatz gibt. Wenn der Landkreis nicht aktiv werde, werde er sich an das Land wenden, so Kluczka.
Nester bauen
In diesem Zusammenhang verwies der Bürgermeister darauf, dass die Gemeinde Wolmirsleben die Bäume auf dem Friedhof im Herbst so bearbeiten lassen hatte, dass dort keine Nester mehr gebaut werden konnten. Dadurch hätten sich die Krähen andere Bäume gesucht. Hinzu komme, dass sie mit ihrem Kot die Gräber und nicht nur diese verschmutzen. „Wenn das Tierwohl über das Menschenwohl gestellt wird, sind wir hier falsch. Dann können wir in die Stadt ziehen“, betonte Kluczka.
„Wenn eine Beerdigung stattfindet, ist der Redner durch die Krähen nicht mehr zu verstehen“, berichtete Christine Gallinat (Fraktion Linke/SPD/Dorfgemeinschaftsverein). Sie forderte: „Wir müssen die Bürger schützen. Jemand, der in Trauer ist, möchte auf dem letzten Gang nicht gestört werden.“
„Da muss was getan werden“, meinte auch der Fraktionschef der Freien Wählergemeinschaft Wolmirsleben, Peter May. „Wenn der Kreis nicht zuständig ist, muss der Antrag sofort beim Landesverwaltungsamt gestellt werden“, sagte er.
Was zählt?
Was danach komme, könne er sich denken, sagte der Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Stöhr (UWGE) unter Hinweis auf einen ähnlichen Fall vor Jahren in Hakeborn. Da hatte es ewig gedauert, bis das Landesverwaltungsamt die Beschneidung von einigen Bäumen auf dem Friedhof genehmigt hatte. Er habe das Gefühl, dass es schlimmer sei, eine Krähe zu töten, als einen Menschen, so Stöhr.
Auf die Frage von Stephanie Kasten (CDU) was passieren würde, wenn die Gemeinde selbst aktiv werden würde, nannte Stöhr das Wort „Strafanzeige“.
CDU-Fraktionschefin Sieglinde Haag sagte, die Bürger seien massiv enttäuscht. Nachdem die Bäume verschnitten wurden, seien nun die Singvögel weg. Man könne froh sein, dass man noch die Reiher habe, sagte Christine Gallinat.
Teilerfolg - mehr nicht
Einen Teilerfolg konnte die Gemeinde am Donnerstag erreichen. Da sah sich ein Mit-arbeiter des Landesverwaltungsamtes die Bäume an der Kindertagesstätte persönlich an. Danach durften die Nester dort mit Hilfe der Ortswehr entfernt werden, sagte der Bürgermeister. Das reicht ihm aber noch nicht aus. „Wir haben ein persönliches Treffen nach Ostern vereinbart, um auch das andere Problem der Krähen im Dorf zu erörtern“, so Kluczka.
„ Ende März haben die Saatkrähen bereits mit der Eiablage in den Nestern begonnen. Dies verhindert aus natur- und artenschutzrechtlicher Sicht Vergrämungsmaßnahmen dort zum jetzigen Zeitpunkt“, teilte Katharina Steinhardt vom Landesverwaltungsamt Halle unter Hinweis auf die Kindertagesstätte mit. „Ein weiteres Vorgehen soll mit Vertretern der Verbandsgemeinde besprochen werden“, fügte sie hinzu.