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Fifty-Fifty-Taxis Taxitickets für Jugendliche: Nur Schein?

Fifty-Fifty-Taxis soll Jugendliche nachts sicher nach Hause bringen. So ist die Theorie. Die Praxis zeigt: Das klappt selten.

Von Jana Heute 28.07.2015, 08:53

Magdeburg l Nachts von der Disko im Bördepark wieder nach Hause nach Neu-Olvenstedt. Ganz sicher im Taxi für den halben Preis – das sollte das Fifty-Fifty-Ticket der Tochter von Familie Rocke eigentlich ermöglichen. Doch sie machte ganz andere Erfahrungen. Kein Fifty-Fifty-Taxi weit und breit.

Sie als Eltern seien froh, dass es das Angebot des Fifty-Fifty-Taxis gebe, betont unser Leser Matthias Rocke. Keine unsicheren Mitfahrgelegenheiten bei flüchtigen Bekannten; keine Tour im Nachtverkehr, wo man auch nur bete, dass die 17-Jährige unbehelligt nach Hause komme. Stattdessen einsteigen ins Taxi und für den halben Preis sicher nach Hause fahren.

Beim ersten Versuch im März habe es noch gut geklappt mit den vorab gekauften Sondertickets, berichtet Rocke. Doch dreimal im Juni und im Juli seien alle Versuche gescheitert, ein Taxi für die Tochter zu ordern. Er habe die ganze Liste der teilnehmenden Taxifahrer abtelefoniert. Ohne Erfolg. „Es waren keine Fahrer nachts vorhanden“, so Rocke. Selbst eine Bestellung an einem Freitag für Sonntagnacht sei nicht möglich gewesen. Seine Tochter und Freundinnen, die ähnliche Erfahrungen gemacht hätten, seien sehr enttäuscht, berichtet er.

Die Redaktion hakte beim Ostdeutschen Sparkassenverband nach, der das Projekt für die Organisatoren und Sponsoren betreut. Eine Mitarbeiterin spricht von „gelegentlichen Problemen“ und „Einzelfällen“, bei denen es nicht klappe. Ein grundsätzliches Problem gebe es nicht. In der Regel akzeptierten alle Taxen mit dem Aufkleber „Taxi-Ticket“ die Tickets, sagt sie. Teilnehmende Taxibetriebe zahlten lediglich 5 Euro für den Aufkleber, mehr nicht. Und: Wenn es Probleme mit dem Umsetzen der Tickets gebe, sollen sich Betroffene an den Veranstalter (u. a. über www.fifty-fifty-taxi.de) wenden. „Wir kümmern uns um schwarze Schafe“, verspricht Sprecherin Cosima Ningelgen.

Durchaus Klärungsbedarf sieht derweil Wolfgang Bahls, Vorsitzender der Taxigenossenschaft in Magdeburg. 129 von 150 gelben Taxis fahren im Moment unter dem Dach der Genossenschaft. Bahls räumt ein, dass viele Fahrer sich nicht unbedingt um die Diskofahrten „reißen“ würden. Das habe verschiedene Gründe. Oft warteten Fahrer trotz Verabredung lange oder gar umsonst auf die jungen Passagiere. Deshalb würden viele gar nicht mehr auf Voranmeldung fahren, so Bahls. „Ich mache es so, dass ich die Handynummer meines Fahrers für die Nacht rausgebe, dann können sich die Jugendlichen kurz vorher direkt bei ihm melden. Das funktioniert recht gut“, so Bahls.

Problem sei, dass an veranstaltungreichen Wochenenden generell zu wenig Taxis verfügbar seien. Eine Alternative sei, dass Taxifahrer Mietwagen mit einsetzen dürfen. Das bedarf jedoch der Einwilligung der Ordnungsbehörde. „Wir haben das Problem dort schon angesprochen, aber es hat sich noch nichts getan“, so Bahls.