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Feuerwerksstreit In Prester knallt es zukünftig leiser

Feuerwerke in Prester haben in der Vergangenheit häufig zu heftigen Diskussionen geführt. Jetzt gibt es einen Kompromiss.

Von Michaela Schröder 04.09.2015, 01:01

Magdeburg l Wenn es am dunklen Himmel kracht und gelbe Funken langsam zur Musik gen Boden schweben, ist Martin Kowallik in seinem Element. Der staatlich geprüfte Pyrotechniker verschönert seit zehn Jahren Hochzeiten, runde Geburtstage und Stadtfeste mit strahlenden Effekten am Nachthimmel. Auch in Prester zündet der Königsborner regelmäßig Feuerwerke u. a. für Hochzeitsgesellschaften, sehr zum Leidwesen einiger Anwohner, denn die haben genug von der Knallerei vor ihrer Haustür.

Anwohnerin Sylvia Kemp ist es leid, fast jedes Wochenende von knallenden Böllern und Leuchtraketen aus dem Schlaf gerissen zu werden. Informiert über die Feuerwerke werde man so gut wie gar nicht, kritisieren die Anwohner. Frühere Beschwerden der Bewohner beim Ordnungsamt fruchteten genauso wenig wie Anzeigen bei der Polizei, berichtet Sylvia Kemp, die sich hilfesuchend an die Volksstimme wandte.

Im Zuge der Berichterstattung meldete sich Martin Kowallik, der mit den lärmgeplagten Anwohnern ins Gespräch kommen wollte. Beim runden Tisch am Dienstagnachmittag wurde ein erster Anfang gemacht, damit zukünftig Ruhe in Prester einkehrt. Zudem ließ sich Martin Kowallik die Telefonnummern der Bürger geben, um sie zukünftig über seine Feuerwerke im Stadtteil zu informieren. Bislang ging der Königsborner davon aus, dass dies durch die Gastgeber erfolge.

Damit weder Hotel- und Restau­rant­be­sitzer in die Bre­douille kommen, noch das Hoch­zeits­paar auf sein ganz per­sön­li­ches Traum­feu­er­werk ver­zichten muss, will der Pyrotechniker zukünftig in den Sommermonaten, wenn das Feuerwerk aufgrund des späten Sonnenuntergangs erst nach 22 Uhr abgebrannt werden kann, auf ein sogenanntes leises Feuerwerk fast ohne Geräuschkulisse setzen.

„Die Zeit wird zeigen, wie standhaft die Absprachen bzw. die nachfolgenden Reaktionen sind. Ich für meinen Teil werde die Absprachen einhalten und bin gespannt, ob das schon für Entspannung sorgen und reichen wird“, sagt Martin Kowallik nach dem runden Tisch mit den Bürgern. Der Königsborner erklärt aber, dass er nicht der einzige Pyrotechniker sei, der gebucht werde. Für andere Feuerwerker könne er keine Hand ins Feuer legen.

Auch Bernd Kuhnert hat bis 2012 regelmäßig bei Feiern am Restaurant „Die Kirche“ Feuerwerke entzündet und kennt die Problematik. Doch heute lehnen der Pyrotechniker und Yvonne Erfurth von Kuni-Showservice grundsätzlich jedes Feuerwerk in Prester ab. „Es gab jedes Mal jede Menge Beschwerden“, berichtet Bernd Kuhnert, der seit fast 15 Jahren als Feuerwerker im Geschäft ist. Die Feuerwerke des Kuni-Showservice fanden damals auf dem Grundstück der Kirche statt. Dass heute im Biotop und auf einem Hochwasserschutzdeich Feuerwerke abgebrannt werden, wie die Prester Anwohner erzählen, kann er nicht nachvollziehen und es werfe ein schlechtes Bild auf die Feuerwerker.

Grundsätzlich müssen Feuerwerke, die nicht zu Silvester stattfinden, von der Polizei genehmigt werden. Es macht einen Unterschied, ob Bürger ein Feuerwerk selbst abbrennen oder Pyrotechniker beauftragt sind. Die müssen das Feuerwerk bei der Polizei nur formlos anzeigen, erklärt Polizeisprecher Marc Becher und verweist auf die Paragrafen 23 und 24 des Sprengstoffgesetzes. Eine Einverständniserklärung des Grundstückseigentümers, wo das Feuerwerk stattfindet, müssen sie laut Gesetz nicht einreichen. „Mittlerweile ist es aber Usus, dass auch die professionellen Feuerwerker eine Einverständniserklärung ungefragt vorlegen“, berichtet Becher.

Der Polizei ist das Problem in Prester seit 2007 bekannt. 2013 gab es eine Vorortbegehung mit Vertretern u. a. der Feuerwehr, Polizei und des Bundes für Umwelt und Naturschutz. „Seitens der Behörden gab es keine Einwände“, sagt Marc Becher. Es wurde aber damals festgelegt, dass zukünftig nicht mehr als zehn Feuerwerke in Prester mit einem Zeitabstand von mindestens 14 Tagen stattfinden dürfen. Der Kompromiss beruht auf einem Urteil des Verwaltungsgerichts Hannover, wie Marc Becher erklärt.