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Bildung Unterrichtsausfall macht Schule

Am neuen Gymnasium am Lorenzweg ist der Lehrernotstand ausgebrochen. Laut Schulexperten ist das kein Einzelfall.

12.09.2015, 01:01

Magdeburg l Am neuen Gymnasium am Lorenzweg gibt es drei Mathe-Lehrer. Laut Landesschulamt ist einer krank, einer arbeitet Teilzeit und unterrichtet nebenbei noch Sport, so dass effektiv ein Mathelehrer vorhanden ist - für 175 Kinder. Eine Mutter – die namentlich nicht genannt werden möchte – berichtete am Reportertelefon, dass ihre Tochter in diesem Schuljahr noch nicht eine Stunde Mathe hatte. Der Unterrichtsausfall sei auch schon Thema eines Elternabends in der Schule gewesen.

„Das Problem ist bekannt“, heißt es aus dem Landesschulamt. Man müsse nun schnellstmöglich eine Lösung finden. Doch wie, ist unklar. Erst ab sechs Wochen gilt eine Erkrankung als Langzeiterkrankung. Die Schule könnte dann beim Schulamt um Ersatz bitten. Dabei haben es große Schulen wie etwa das Einstein-Gymnasium mit 100 Lehrern wesentlich leichter, einen Ausfall zu kompensieren als kleine Schulen wie das Lorenzweg-Gymnasium mit gerade einmal zehn Lehrern.

Trotzdem ist der Lehrernotstand im Lorenzweg kein Einzelfall. So gibt es etwa ähnliche Berichte über Ausfall von Biologie- und Chemieunterricht an der Goethe-Sekundarschule (siehe Infokasten). Eine offizielle Statistik gibt es aber nicht. Würden Eltern, Gewerkschaften oder Lehrerverbände nicht protestieren und sich an die Öffentlichkeit wenden, kämen krasse Fälle von Unterrichtsausfall nicht ans Licht. Denn offiziell gibt es an den Schulen keine Probleme. „Wir versuchen seit Jahren, an Statistiken und Zahlen ranzukommen“, beklagt etwa der Vorsitzende des Stadtelternrates, Detlef Hubold.

Rückendeckung gibt es von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Der Lehrkräftemangel, der in den letzten Schuljahren vor allem in den ländlichen Regionen ein Problem war, wird spätestens mit diesem Schuljahr auch in den großen Städten akut“, sagt der GEW-Kreisvorsitzende Dirk Schumeier. Diese Entwicklung sei lange absehbar gewesen. „Das ist die Quittung für Bullerjahns falsches Personalentwicklungskonzept, die GEW warnt seit mindestens zehn Jahren vor den gravierenden Folgen“, sagt Schumeier. Neben einer ehrlichen Bestandsaufnahme an den Schulen helfe kurzfristig nur die sofortige Ausschreibung von landesweit mindestens 300 neuen Stellen im Schuldienst. Am 15. Oktober ruft die GEW unter dem Motto „Alle zusammen: Bildung ist unsere Zukunft!“ daher zur Großkundgebung auf dem Magdeburger Domplatz vor dem Landtagsgebäude auf.