1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Knirschen im Getriebe des Technikmuseums

Kultur Knirschen im Getriebe des Technikmuseums

Es fehlen Mitarbeiter, und der Verein altert. Ein Weiter-so kann es kaum geben.

Von Martin Rieß 14.09.2015, 01:01

Magdeburg l Verdreifacht haben sich die Besucherzahlen des Technikmuseums seit der Übergabe aus kommunaler Hand in die Trägerschaft des Vereins „Kuratorium Industriekultur in der Region Magdeburg“. Besuchten im Jahr 2006 noch 5348 Besucher die Einrichtung in der Dodendorfer Straße 65, waren es in den vergangenen Jahren stets deutlich mehr als 18 000. Die Zukunft des Hauses bereitet Museumsleiter Gerhard Unger dennoch Sorgen – das machte er den Mitgliedern des Kulturausschusses bei dessen Sitzung im Technikmuseum deutlich.

Bei einem Rundgang hatte er bereits auf mehrere Stellen verwiesen, die derzeit nicht bewirtschaftet oder weiterentwickelt werden können. Grund: Auch vor dem Technikmuseum machen die Streichungen von Stellen auf dem zweiten Arbeitsmarkt nicht halt. Sprich: Zwar haben AQB und Gise in den vergangenen Jahren erheblich zum Erfolg des Museums gerade im Bildungsbereich beigetragen – doch die beiden Gesellschaften können längst nicht mehr die Zahl an Mitarbeitern stellen wie in der Vergangenheit.

Auf der anderen Seite sieht Gerhard Unger aber auch in der alternden Mitgliederschaft des 156 Köpfe zählenden Kuratoriums eine Gefahr: „Das Durchschnittsalter liegt weit jenseits der 75. Mal so als Beispiel: Ich selbst bin 76. Ich fühle mich gut und ich möchte mich so lange wie möglich einbringen. Doch das wird nicht auf ewig so funktionieren“, findet er klare Worte.

Ausdrücklich lobt Gerhard Unger zwar die Zusammenarbeit mit dem Kulturhistorischen Museum. Doch selbst wenn sich das jetzige Modell nach der Herauslösung des Technikmuseums aus den städtischen Museen in den vergangenen Jahren bewährt habe, müsse die Stadtverwaltung Alternativen zum bisherigen Betrieb ausloten.

Ohne Technikmuseum jedenfalls würde in der Darstellung der Magdeburger Stadtgeschichte gerade der Teil fehlen, der das Leben der meisten Menschen unmittelbar betrifft, der in den vergangenen Jahrzehnten Magdeburg über die Grenzen der Region bekannt gemacht hat und der die Stadt überhaupt erst zu Größe und Wohlstand geführt hat. Leider sei es trotz aller Bemühungen in den vergangenen Jahren weder gelungen, Nachwuchs zu finden, noch die Magdeburger Industrieunternehmen ausreichend für das Thema zu sensibilisieren. Gerhard Unger: „Den Unternehmen scheint nicht bewusst zu sein, dass wir hier oft die Geschichte ihrer Vorgängerfirmen und damit auch die ihre am Leben erhalten.“

Dem wollten Mitglieder des Kulturausschusses nicht widersprechen. Grünen-Stadtrat Alfred Westphal regte an, über eine Rückführung des Technikmuseums in den Schoß der Museen nachzudenken. SPD-Stadtrat Christian Hausmann setzt derweil darauf, das Technikmuseum mit in das Konzept zur Kulturhauptstadt-Bewerbung verstärkt einzubinden. Gabriele Köster, Direktorin der Magdeburger Museen, sagte: „Uns ist die Problematik bewusst, wir müssen zu dem Thema eine Lösung finden.“

Übrigens: Jedes Jahr wird zum Freiwilligentag ein Preis an eine Einrichtung verliehen, die sich in besonderem Maße um die Zusammenarbeit mit Freiwilligen verdient gemacht hat. In diesem Jahr konnten sich die Mitstreiter des Technikmuseums über die Auszeichnung freuen. Seitens des Museums hieß es bei der Gelegenheit: „Das Technikmuseum wird von so vielen Freiwilligen unterstützt. Anders würde das gar nicht funktionieren“.

Geöffnet ist das Technikmuseum übrigens dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, ab November bis 16 Uhr.