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Lehrermangel Unterricht im Zwei-Schicht-System

An der Makarenkoschule hat sich die personelle Lage verschärft. Es droht Unterricht im Zwei-Schicht-System.

Von Christina Bendigs 30.09.2015, 01:01

Magdeburg l Die Eltern konnten es nicht fassen – am Donnerstag erhielten sie vom Schulleiter der Makarenkoschule, Jens Meyer, die Nachricht, dass die Schüler ab 28. September nur noch in „epochalem Unterricht“ beschult werden können. Im Klartext heißt das: Zwei-Schicht-System. Jeder Schüler darf drei Stunden pro Tag kommen – die einen von 7.45  Uhr bis 10.20  Uhr, die anderen von 10.40 Uhr bis 13.10 Uhr. „Die Eltern, Erziehungs- und Sorgeberechtigten übernehmen die Betreuung vor und nach dem jeweiligen Unterrichtsblock“, heißt es in dem Schreiben, das der Volksstimme vorliegt, lapidar.

Für viele Eltern ist das ein Unding, denn schließlich gehen sie arbeiten, können die Betreuung ihrer Kinder nicht ohne weiteres absichern. Auch Regelungen zum Schülertransport sollten durch die Eltern, Erziehungs- und Sorgeberechtigten selbst organisiert werden. „Sollte es Ihrerseits Nachfragen zur Notwendigkeit dieser Maßnahme geben, bitte ich Sie, sich persönlich an das Landesschulamt Magdeburg zu wenden“, schrieb Schulleiter Jens Meyer zum Abschluss.

Die Eltern gingen auf die Barrikaden, schlugen beim Landesschulamt Alarm. Und so folgte am Freitag ein weiteres Schreiben des Schulleiters: „Dank Ihrer Reaktionen wurde hinsichtlich der personellen Situation an unserer Schule nochmals ein deutliches Zeichen gesetzt. Durch diese Reaktionen ist es nicht notwendig, den Unterricht ab Montag, 28.  September, zu kürzen.“

Für viele Eltern bedeutet das Aufatmen. Denn zumindest sind ihre Kinder betreut und sie selbst können ihrer Arbeit nachgehen. Die Sorge um ihre Kinder aber bleibt. Denn der spezielle Förderbedarf werde dennoch nicht abgedeckt. 80 Prozent der Pädagogischen Mitarbeiter seien verlorengegangen. Nur noch drei würden an der Schule zur Verfügung stehen – dieser Zustand herrscht seit 1.  Juni dieses Jahres. Eigentlich sollte es in jeder der zwölf Klassen einen Pädagogischen Mitarbeiter geben, damit die Kinder in kleinsten Gruppen und mit viel individueller Unterstützung den Stoff der Grund- und Sekundarschule erlernen können, berichten die Eltern.

Hinzu komme die Unsicherheit, die sich auf die Schüler auswirke. Eine Mutter erzählt, ihr Kind habe bereits gefragt, ob es wieder die Schule wechseln müsse. Die Sorge der Eltern ist groß, dass die Schule, wenn es bei diesen personellen Engpässen bleibt, ganz und gar schließen würde. Wo ihre Kinder dann unterrichtet werden könnten, wissen sie nicht. Denn die Makarenkoschule sei mit ihrem Profil einmalig in der Region. Kleine Lerngruppen bis maximal zehn Schüler, das Zweipädagogensystem, individuelle Förderpläne und Methodentraining sollen neben weiteren Förderangeboten den Schülern die Möglichkeit einräumen, den Lernstoff der Grund- und Sekundarschule zu schaffen und eventuell in eine Grund- oder Sekundarschule zurückzukehren.

Die Probleme an der Makarenkoschule sind nicht neu (Volksstimme berichtete). Bereits vor den Sommerferien hatten sich Eltern öffentlich über die Zustände beschwert. Geändert habe sich seither jedoch nichts, berichteten die Eltern.

Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, wollen sie nun heute auf dem Dom- platz demonstrieren. Auf diese Weise wollen sie Landespolitiker auf ihre Sorgen und Probleme aufmerksam machen. Ab 10.15 Uhr tagt der Bildungsausschuss des Landtages.

Beim Landesschulamt indes scheint man die Situation an der Makarenkoschule entspannt zu sehen. An der Schule gibt es aktuell vier Pädagogische Mitarbeiterinnen, berichtete Silke Stadör als Pressesprecherin des Landesschulamtes. Davon sei eine Kollegin erkrankt. Eine bis zum Ende des Schulhalbjahres befristete Abordnung aus einer Förderschule in Burg soll diesen Ausfall kompensieren. Eine personell angespannte Situation bei den Lehrkräften existiere nicht, teilt Silke Stadör mit.

Aber: Die Zahl der Pädagogischen Mitarbeiterinnen hat sich nach Auslaufen des Tarifvertrages für Pädagogische Mitarbeiterinnen zum 31. Dezember 2014 von ehemals sieben auf nunmehr vier verringert. Silke Stadör: „Das ist das eigentliche personelle Problem.“ Die Mitarbeiterinnen, die sich für eine Vollbeschäftigung zum 1. Januar 2015 entschieden hatten, seien an andere Förderschulen innerhalb Magdeburgs versetzt worden. An diesen Förderschulen sei ein Einsatz für diese vollbeschäftigten Mitarbeiterinnen notwendig und zulässig. Für die Arbeit an der Makarenkoschule ist wie an einigen anderen Förderschulen ohne Ferienbetreuung und verpflichtende Nachmittagsangebote der Einsatz grundsätzlich nur für teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterinnen vorgesehen, erläutert sie weiter.

Dennoch: Aktuell liefen Personalmaßnahmen, die darauf zielen, Pädagogische Mitarbeiterinnen aus anderen Förderschulen für die Arbeit an der Makarenkoschule zu gewinnen. Eine Schulschließung sei weder seitens des Schulträgers, der Landeshauptstadt Magdeburg, noch seitens der Schulbehörden vorgesehen.