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Dommuseum Verdrehte Schau für Editha und Co.

Bis das Dommuseum 2018 seine Türen öffnet, ist viel zu tun. Erste Pläne liegen aber vor.

Von Martin Rieß 06.10.2015, 01:01

Magdeburg l Am 8. Oktober steht für den Stadtrat der Grundsatzbeschluss zum Dommuseum auf dem Plan. Falls die Kommunalpolitik zustimmt, dass als Kooperation zwischen Magdeburger Museen, Landesamt für Archäologie und Stiftung Dome und Schlösser in der alten Reichs- und späteren Staatsbank eine neue Einrichtung entsteht, ist der Zeitplan bis zur geplanten Eröffnung 2018 eng.

Gabriele Köster ist Direktorin der Magdeburger Museen und sagt: „Aus einem Wettbewerb ist als Favorit die Idee von Holzer Kobler Architekturen hervorgegangen. Diese greift die Achsverschiebung zwischen romanischem und gotischem Dom in der Innenraumgestaltung des Museums auf.“

Gabriele Köster: „Wir möchten möglichst viel Tageslicht nutzen. Da aber auch empfindliche Exponate wie Textilien gezeigt werden sollen, wird es wohl Einbauten geben, die sich an dieser Linie orientieren.“

Fest steht, dass im Museum die drei Schwerpunkte Ottonen, Erzbischöfe und Forschungskrimi Archäologie gezeigt werden sollen. Gabriele Köster sagt: „Die genaue Ausgestaltung oder wie was präsentiert wird, steht aber noch nicht fest.“

Dazu soll ein wissenschaftlicher Rat einberufen werden. In diesen sind neben Harald Meller, dem Direktor des Landesamtes für Archäologie, auch die dom- und domplatzerfahrenen Archäologen Rainer Kuhn und Babette Ludowici sowie die Heidelberger Professoren Bernd Schneidmüller und Stefan Weinfurter eingeladen. Gabriele Köster: „Bei den Diskussionen dieser Runde darf es dann gern auch kontrovers zugehen.“

Ein besonderer Schwerpunkt soll auf der Museumspädagogik liegen. Gabriele Köster sagt: „Das Erzbistum Magdeburg, das ja auf Betreiben Ottos des Großen errichtet wurde und das auch ein wichtiges Thema für das Museum ist, kann als Keimzelle für das heutige Sachsen-Anhalt angesehen werden. Die im Museum gezeigte Geschichte reicht also bis in die Gegenwart. Daher sollte nicht nur jedes Kind aus Magdeburg, sondern jedes Kind aus unserem Bundesland mindestens einmal in seiner Schulzeit in dem neuen Museum gewesen sein.“ Dass es gerade bei schulischen Veranstaltungen eine anspruchsvolle Aufgabe ist, die Aufmerksamkeit der Schüler zu gewinnen, ist der Chefin der Magdeburger Museen durchaus bewusst.

In einigen Museen sind dazu Ideen entwickelt worden, wie mit multimedialen Endgeräten eine dem Medienkonsum Jugendlicher entsprechende Ansprache erreicht wird. Denkbar ist, dass Besucher Rollen von wichtigen Personen der dargestellten Geschichte übernehmen oder dass sie Aufgaben lösen.

„Auf der anderen Seite“, sagt Gabriele Köster, „haben wir die Erfahrung gemacht, dass Kinder und Jugendliche sich auch gerade einmal von etwas beeindrucken lassen, was eben nicht ihrem Alltag entspricht.“ Denkbar wäre vor diesem Hintergrund auch, dass die Besucher ganz im Sinne des Schwerpunktes Archäologie selbst etwas „ergraben“ – so richtig mit Schaufel und Sieb. Die genauen Überlegungen zum Feld Museumspädagogik beginnen in etwa einem Jahr – so der Plan.

Um auf mindestens 50 000 Besucher im Jahr zu kommen, sollen gerade Touristen in die einstige Staatsbank gelockt werden. Dazu sollen fremdsprachige Audioführer erstellt werden. Klar: Englisch ist gesetzt. „Überlegenswert dürften für uns aber vor allem auch osteuropäische Sprachen wie Polnisch und Russisch sein. Und ich könnte mir auch vorstellen, dass skandinavische Sprachen Potenzial haben“, sagt Gabriele Köster.

Das sei aber ein Thema, das mit dem Hersteller des Audioguides genau kalkuliert werden muss, sagt die Museumsleiterin. Immerhin handelt es sich um aufwendige Produktionen, deren Kosten wieder eingespielt werden müssen.

Auf jeden Fall werde es in dem neuen Themenmuseum am Domplatz keine großen Sonderschauen geben. Dazu reicht der Platz nicht. „Ein einzelnes Stück aus einer anderen Sammlung können wir sicher einmal zeigen und unsere eigene Ausstellung immer einmal wieder überarbeiten – mehr wird auf der dort zur Verfügung stehenden Fläche aber kaum funktionieren“, sagt die Museumsleiterin.

Dabei sei die überschaubare Größe des Museums – in dem von der Wobau angemieteten Gebäude befindet sich ja künftig auch deren Verwaltung – nicht unbedingt von Nachteil: So können nämlich Reisegruppen das Haus auch in einer Dreiviertelstunde besichtigen, ohne das Gefühl haben zu müssen, etwas verpasst zu haben. Auf der anderen Seite sollen die Besucher auch so tief eintauchen können, dass sie zwei bis drei Stunden immer wieder etwas Neues entdecken können, so die Museumschefin.