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WLAN Freifunk als Einfallstor für Kriminelle

Kritische Stimmen zum Vorhaben eines flächendeckenden, freizugänglichen WLAN sind lautgeworden. Nun debattiert der Stadtrat.

08.10.2015, 01:01

Magdeburg l Gegen die Freifunk-Pläne der SPD-Fraktion regt sich Widerstand. In einer Handreichung des Magdeburger Netzanbieters MDCC für die heutige Sitzung des Stadtrates wird auf „schwerwiegende Probleme hingewiesen“, die mit dem Freifunk verbunden sind. Die Funktionsweise des Freifunks führe zu einer erheblichen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, heißt es in dem Schreiben.

Grund für die schweren Vorwürfe ist ein SPD-Antrag. Heute sollen die Stadträte darüber abstimmen, ob die Verwaltung damit beauftragt werden soll, die Initiative „Freifunk“ in Magdeburg durch das Bereitstellen von Standorten zu unterstützen. Denn die Freifunker wollen in öffentlichen Gebäuden ihre Richtantennen einrichten und so ihrem Ziel näherkommen, ein frei zugängliches öffentliches WLAN zu schaffen.

In seinem Schreiben geht MDCC-Geschäftsführer Guido Nienhaus mit den Internetaktivisten hart ins Gericht. Freifunk biete durch seine technische Konstruktion die Möglichkeit, dass ungeahndet schwere Straftaten begangen werden. Als Beispiele nennt er Kinderpornografie, Betrug, Bedrohung und massenhafte Urheberrechtsverletzungen. Möglich werde dies, weil Freifunkrouter sogenannte VPN-Tunnel in das Ausland aufbauen. Mit diesem durchaus auch bei kommerziellen Anbietern üblichen Prinzip solle die zivilrechtliche Störerhaftung umgangen werden. „Durch die Überlassung des Internetzugangs über WLAN an Dritte verletzt der Freifunker zudem seine vertraglichen Pflichten aus dem Vertrag mit seinem Internetanbieter“, heißt es in der MDCC-Handreichung weiter.

Kritik an der Kritik kommt von den Grünen. „Dieses Papier ist parteiisch, da die MDCC selbst als Anbieter auf dem Markt agiert“, sagte Grünen-Stadtrat Sören Herbst. Freies WLAN sei ein wichtiger Standortfaktor. Diese Art Panikmache sei deplatziert, so Herbst weiter. Die Grünen und Teile der Linken zählen seit längerer Zeit zu Unterstützern und Nutzern des Freifunks.

MDCC bietet im gesamten Stadtgebiet selbst Hotspots. Allerdings müssen sich dort Nutzer registrieren. Eine kostenlose WLAN-Nutzung ist dann für zwei Stunden möglich.

Die Freifunker wollen sich vor der Debatte im Stadtrat nicht öffentlich zu den Vorwürfen äußern, weil man erst die Diskussion abwarten wolle. Man weise jedoch darauf hin, dass jede Infrastruktur missbraucht werden kann. „Auch in der Stadt darf ich nur 50 Stundenkilometer fahren. Ich kann aber nicht verhindern, dass es Raser gibt. Es sei denn, man schafft Autos ab“, heißt es von den Internetaktivisten. Außerdem werde man - wie kommerzielle Anbieter auch - mit den Strafverfolgungsbehörden kooperieren, würden Straftaten über das Freifunk-Netz begangen.

Freifunk funktioniert nur, weil Privatleute einen Teil ihres Internetzugangs zur Verfügung stellen. Dieser Teil wird über Richtfunk und WLAN-Router verteilt. Ziel ist ein flächendeckendes WLAN-Netz im öffentlichen Raum.