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Unterbringung OB rügt Benehmen von Flüchtlingen

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper beschreibt Fehlverhalten bei der Wohnungssuche. Unternehmen sprechen von "Einzelfällen".

Von Stefan Harter 05.11.2015, 10:01

Magdeburg l Nach der sehr kurzfristigen Entscheidung der Stadt, das Bürohaus Agnetenstraße 14 als neue Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, verfasste Jens Schneider, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) „Die Stadtfelder“ einen Brandbrief. Darin warf er Stadtverwaltung und Stadtrat Konzeptlosigkeit vor. Einige der von ihm angesprochenen Probleme sind offenbar jedoch nicht von der Hand zu weisen. So würden z. B. Angebote der WBG zur Unterbringung der Flüchtlinge, die bereits Bleiberecht für Deutschland haben, von diesen nicht angenommen.
Auf Nachfrage erklärt Oberbürgermeister Lutz Trümper, dass ihn der Ton des Briefes zwar überrascht habe, der Inhalt aber durchaus stimmen würde. „Bis zu 100 Wohnungen halten die Genossenschaften derzeit vor. Sie werden aber nicht von den Flüchtlingen nachgefragt“, sagt Trümper.
Ein Problem seien die Genossenschaftsanteile, die sie angeblich nicht bezahlen wollen. Wie jeder andere, der Leistungen vom Jobcenter erhält, werden die Anteile zwar von diesem vorgestreckt, müssen aber dann von den monatlichen Bezügen zurückgezahlt werden. „Die Syrer lehnen das aber ab“, sagt Trümper. Den Grund dafür kenne er nicht: „Da müssen sie die Syrer fragen.“ Auch Wohngemeinschaften in größeren Dreiraumwohnungen der Wobau seien nicht vermittelbar, so Trümper. 90 Syrer hätten vorgesprochen, nur einer habe einen Mietvertrag unterschrieben. Dann legt das Stadtoberhaupt nach. „Männliche Einzelpersonen lehnen zudem den Kontakt zu weiblichen Angestellten ab. Frauen werden in den Büros beschimpft. Das ist alles die Wahrheit“, unterstreicht Trümper.
Die Volksstimme wollte wissen, wie schlimm diese Übergriffe auf weibliche Angestellte tatsächlich sind und fragte bei den Genossenschaften und der Wobau nach. Sie bestätigten die Aussagen Trümpers bis auf Ausnahmen nicht. Ihre Erfahrung: Wenn überhaupt so etwas bekannt ist, dann seien das „Einzelfälle“, die so auch mit jedem deutschen Mieter passieren könnten. Peter Lackner von der Wobau erklärt, dass ihm „überhaupt gar keine Probleme“ bekannt seien. Solch ein Verhalten habe auch nichts mit der Herkunft des Menschen zu tun. Auch Deutsche würden Mitarbeiterinnen manchmal beleidigen.
Sylke Lamontain von der WBG 1954 kennt tatsächlich einige Vorfälle. „In der Masse sind das aber Einzelfälle“, sagt auch sie. Bei „Post und Energie“, „1893“, „GWG Reform“ sowie „1995“ spielen Vorfälle dieser Art keine Rolle. Ulrike Krieger von den „1893ern“ hat von „ein, zwei Fällen“ gehört, in denen der Interessent ungehalten wurde. „Das lag aber eher an der Sprachbarriere“, sagt sie.Attacken gegen Mitarbeiterinnen? „So etwas haben wir noch nicht erlebt“, bestätigt Oliver Hornemann von der Guericke-Genossenschaft. Auch MWG-Vorstand Thomas Fischbeck kennt keine negativen Fälle.