1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Magdeburg trauert mit Paris

Nach Anschlägen Magdeburg trauert mit Paris

Auch in Magdeburg ist die Anteilnahme nach den Terroranschlägen in Paris groß.

Von Jana Heute 16.11.2015, 04:00

Magdeburg l Bestürzung allerorts. Das Theater Magdeburg hatte am Sonnabendabend mit zwei Programmänderungen auf die Terroranschläge in Paris reagiert. Zum einen wurde die Premiere der Operette „Pariser Leben“ von Jaques Offenbach abgesagt und stattdessen zu einem Gedenkkonzert eingeladen. Theaterintendantin Karen Stone hatte nach dem Besuch einer Premiere in Lübeck am Morgen von den Anschlägen erfahren und sagt: „Nachdem ich die ersten Schlagzeilen zu diesen schrecklichen Taten gesehen habe, war mir klar: Wir können an diesem Abend keine Premiere zu einem Stück über das heitere Leben in Paris zeigen. Das ist auch im Interesse der Akteure auf der Bühne, die sich sehr erleichtert über diese Entscheidung gezeigt haben.“

Ab dem Morgen hatte das Theater über das Internet und telefonisch über die Programm­änderung informiert. Marc Stefan Sickel, Verwaltungsdirektor des Theaters, sagt: „Alle Besucher, mit denen wir gesprochen haben, hatten großes Verständnis für unsere Entscheidung. Wann die Premiere nachgeholt wird, soll in den kommenden Tagen entschieden werden.“ Neben der Premiere im Opernhaus war auch das Stück „Nachtklub: Tatort – der 4. Fall“ im Schauspielhaus abgesagt worden.

Vor rund 250 Zuhörern erklang während des Gedenkkonzerts eine konzertante Aufführung von Stabat Mater von Gioachino Rossini, das die Trauer von Maria um den gekreuzigten Jesus zum Inhalt hat.

Prof. Dr. Anne Lequy, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal, ist gebürtige Französin. Sie erklärte gegenüber der Volksstimme: „Bei Charlie Hebdo im Januar hatten die Terroristen die Meinungsfreiheit im Visier. Jetzt mit dem Bataclan und den Cafés als Zielscheibe wollten sie Paris als Kultur- und Genuss-Stadt angreifen. Wir werden das nicht zulassen. Ich bin stolz auf unsere demokratischen Werte. Ich bin davon überzeugt, dass Bildung und Aufklärung die wirksamsten Mittel gegen Fanatismus sind.“

Ihr Mitgefühl äußerte auch die Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft Magdeburg e.V. Iris Hildebrandt. Die Gesellschaft vereint gut ein Dutzend Mitglieder, Franzosen wie Magdeburger, und hat sich vor allem auch der Pflege der Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Le Havre verschrieben. Jetzt sei es um so wichtiger, Demokratie und Toleranz zu leben und den islamischen Glauben nicht pauschal zu verurteilen. „In jeder Religion gibt es Fanatiker“, so Hildebrandt gegenüber dem Lokalanzeiger.

Moawia Al-Hamid ist Erster Vorsitzender der islamischen Gemeinde Magdeburg und schreibt: „Die islamische Gemeinde Magdeburg ist entsetzt und empört über die feigen und kriminellen Taten am 13. November in Paris. Ich finde keine Worte, um diese Aktion zu verurteilen: Horror, Feigheit und Terror.“

Die Anschläge seien kein religiöser Akt, sondern ein Akt gegen die Religion und ein Verstoß gegen die islamische Lehre. „Der Islam erlaubt nicht die Tötung von Unschuldigen, sei es in Paris, Syrien, im Irak, im Jemen, in Pakistan oder Afghanistan. Die IS-Anhänger missbrauchen unsere Religion Islam. Diese Terroristen sind keine Muslime“, schreibt Moawia Al-Hamid.

Am Sonnabendmorgen waren die Anschläge von Paris auch Thema auf der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Magdeburg. Zu Beginn hatten die Synodale eine Schweigeminute eingelegt.

In seinem Ausblick auf die Arbeit der kommenden Monate hatte Superintendent Stephan Hoenen auf die Bedeutung der Kirche als Ort des Friedens hingewiesen und darauf, dass dieser Aspekt heute besonders wichtig sei. Mehr denn je müsse diese Funktion und diese Chance in den Mittelpunkt der Arbeit gerückt werden.