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Stadtrat Doppeltes Spiel für Magdeburgs Hyparschale

Die Hyparschale bringt die Gemüter in Wallung. Magdeburgers Stadtrat hat Beschlüsse zum Erhalt gefasst, deren Erfüllung umstritten ist.

Von Martin Rieß 06.12.2015, 11:32

Magdeburg l „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, endlich den Stadtratsbeschluss vom 5. September zur Sanierung der Dachkonstruktion und Dachstützen der denkmalgeschützten Hyparschale zu vollziehen“, heißt es provokant in einer von Oliver Müller unterzeichneten Drucksache der Fraktion Die Linke/Gartenpartei. Mit einem äußerst knappen Beschluss haben die Stadträte die Verwaltung damit aufgefordert, rund anderthalb Millionen Euro in die Rettung des Ulrich-Müther-Bauwerks zu investieren.

Da nutzte auch der Verweis von Oberbürgermeister Lutz Trümper nichts, dass seit Dezember 2014 ein Gutachten vorliegt, das die Kosten für die Rettung der Dachkonstruktion auf mehr als das Doppelte beziffert. Und deshalb sei es schlicht und ergreifend nicht möglich, das Hallendach und die statisch bedeutsamen Elemente entsprechend dem Wunsch aus dem Jahr 2013 zu sichern. In seinen Erläuterungen stellte der Oberbürgermeister fest, dass das vom Stadtrat 2013 zur Verfügung gestellte Geld nach wie vor zur Verfügung steht. Die Räte könnten der Verwaltung im Zuge des Beschlusses über den Haushalt am Montag ja die Differenz zwischen dem benötigten und dem vorhandenen Geld zur Verfügung stellen.

Am Donnerstagabend hat auch die Fraktion der SPD einen Antrag zur Abstimmung vorgelegt. In diesem heißt es unter anderem: „Die denkmalgeschützte Hyparschale wird erneut öffentlich zum Verkauf bzw. zur Verpachtung ausgeschrieben. Dabei ist sowohl auf den bereits im städtischen Haushalt veranschlagten Zuschuss zur Tragwerks- und Fassadensanierung als auch auf die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Fördermitteln aus der Denkmalsanierung hinzuweisen.“ Auch dieser Antrag bekam nun eine Mehrheit.

Spannend ist vor diesem Hintergrund vor allem die Frage, wie die Verwaltung 1,5 Millionen Euro für die Sanierung ausgeben, diese aber gleichzeitig einem Investor als Schmankerl für ein privates Engagement in Aussicht stellen soll.

Der Oberbürgermeister macht keinen Hehl daraus, dass er den Vorschlag aus der SPD-Fraktion für den einzig richtigen hält: Wenn, wie von der potenziellen Investorin angeregt, weitere Fördermittel zum Beispiel aus der Städtebauförderung erschlossen werden sollen, dürfe die Hyparschale aus rechtlichen Gründen aufgrund der völlig neuen Voraussetzungen nicht allein ihr angeboten werden. Wichtig sei es vor allem, die Ausschreibung zügig voranzubringen, da auch potenzielle Mitinteressenten noch in diesem Winter einen Antrag auf weitere Zuschüsse stellen müssten.

Oliver Müller hält die Kritik des Oberbürgermeisters derweil nicht für gerechtfertigt: Er sieht in dem Antrag seiner Fraktion keinen Gegensatz zu dem der SPD: „Der Antrag der SPD ist einfach weitergehend.“ Immerhin wird in diesem nicht allein die Neuausschreibung der Hyparschale zum Verkauf oder zur Verpachtung gefordert, sondern auch ein Konzept für die Gestaltung des Areals zwischen MDR-Landesfunkhaus und der Stadthalle. Hier waren im vergangenen Jahr die ebenso lange wie die Hyparschale ungenutzten Messehallen abgerissen worden.

Im Zuge der Diskussion hatte Carola Schumann (FDP) mit Blick auf das ein Jahr alte Gutachten kritisiert, dass ein solcher Antrag schon eher hätte beschlossen sein können. Hugo Boeck (Die Linke) regte darüber hinaus an, auch nach anderen Fördermöglichkeiten Ausschau zu halten. Offenbar traut er der Verwaltung nicht zu, dies bereits getan zu haben.

Am Rande verwies Grünenstadtrat Alfred Westphal darauf, dass bereits in den 1990er Jahren nach der Aufgabe der Halle als Veranstaltungsort mit Fördermitteln einem privaten Investor deren Übernahme versüßt werden sollte. Er sieht die Kommune in der Pflicht, dass „die Hütte nicht zusammenbricht“. Aufgrund der Besonderheiten des Gebäudes werde sich dieses nie rentabel führen lassen, so seine Überzeugung. Der Oberbürgermeister hält derweil den Pessimismus für unangebracht: Der zuletzt in der Volksstimme diskutierte Vorschlag sei durchaus seriös. Wichtig war Lutz Trümper der Hinweis, dass nach einer Privatisierung die Stadt vor künftigen Betriebskosten sicher sei.