Aids HIV-Zahlen gestiegen

Die Zahl der Menschen, die sich mit dem HI-Virus infiziert haben, ist im Jahr 2015 in Magdeburg und in Sachsen-Anhalt erneut gestiegen.

Von Christina Bendigs 04.01.2016, 00:01

Magdeburg l Auch wenn die konkreten Zahlen für das Jahr 2015 noch nicht vorliegen: Die Zahl der Neu-Infektionen mit dem HI-Virus, der im schlimmsten Fall zu Aids führt, ist im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt erneut gestiegen. 2012 steckten sich 55 Patienten neu an, 2013 waren es 68 und 2014 85 Menschen, die sich neu ansteckten. In der Landeshauptstadt infizierten sich 2014 18 Menschen neu. Insgesamt liegt die Zahl der Menschen, die das HI-Virus in sich tragen, mit Stand 2014 bei zirka 850 Menschen landesweit, berichtet Sven Warminsky als Geschäftsführer der Aids-Hilfe Sachsen-Anhalt in Magdeburg.

Die Konsequenz für die Aids-Hilfe besteht darin, weiterhin einen Mix an Präventionsangeboten zu schaffen. Zum einen sollen Menschen durch gute Aufklärungsarbeit davor bewahrt werden, sich anzustecken, zum anderen sollen bereits infizierte Menschen dafür sensibilisiert werden, dass sie gesund bleiben können, indem sie Medikamente einnehmen, die den Ausbruch von Aids verhindern. Positiver Nebeneffekt: Damit kann auch die Ansteckungsgefahr für andere reduziert werden. „Es ist richtig, dass Menschen heute nicht mehr an Aids sterben“, sagt Sven Warminsky. Doch die Tabletten seien keine Bonbons, die die Patienten zu sich nehmen. Und auch wenn sich die Lebenserwartung und Lebensqualität durch die Medikamente für viele Patienten verbessert haben, sind langfristige Nebenwirkungen nicht auszuschließen.

Für die Aids-Hilfe sind die steigenden Zahlen ein Ansporn, ihre Präventionsarbeit fortzusetzen. In den vergangenen Jahren stand dafür aber immer weniger Geld zur Verfügung. „Erst im Jahr 2015 hatten wir wieder mehr Geld zur Verfügung“, sagt Warminsky, und auch im neuen Jahr erwarten er und sein Team ein höheres Budget. Wichtig sei das, um nachfolgende Generationen aufzuklären. „Und Primärprävention lebt von Wiederholung“, sagt er, „ansonsten macht man irgendwann Fehler.“

Was die Aids-Hilfe im Jahr 2015 an ihre Kapazitätsgrenze gebracht habe, war die Zahl der Migranten, die in die Beratungsstelle kamen. Ihre Zahl hat sich mit der wachsenden Zahl an Flüchtlingen erhöht. Konkrete Daten gibt es dazu noch nicht, denn die Statistiken werden immer ein Jahr rückwirkend erstellt. Aber auch wenn die Zahl neuer Klienten mit Migrationshintergrund zum Ende des Jahres wieder gesunken sei, erwartet Warminsky weitere Schübe im neuen Jahr.

Eine Nachfrage bei Dr. Wilfried Obst, der in der HIV-Sprechstunde tätig ist, bestätigt Warminskys Angaben. Warum die Zahl der Neuinfektionen steigt, darüber kann auch er allerdings nur spekulieren: „Wahrscheinlich ist die Angst vor dem Virus gesunken, weil inzwischen die Infektion gut kontrollierbar ist“, vermutet Dr. Obst. Nichtsdestotrotz gebe es regelmäßig auch Patienten, die im Krankenhaus stationär behandelt werden müssten. „Über die Hälfte aller Patienten in Sachsen-Anhalt kommen erst im Aids-Stadium zu uns“, sagt er.

Daraus zu schlussfolgern, dass sich jeder nun regelmäßig testen lassen sollte, sei jedoch nicht richtig. „Wer in einer festen Partnerschaft lebt und keine Symptome aufweist oder Risikokontakte pflegt, für den besteht die Notwendigkeit nicht“, meint Dr. Obst. Allerdings sollten sich Magdeburger bewusst machen, dass prinzipiell ein Infektionsrisiko bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr besteht. 

Laut Aids-Hilfe sind auch die Zahlen der mit Syphilis infizierten Menschen gestiegen. Die beste Prävention laut Dr. Obst: „Safer-Sex sowie eine frühzeitige Behandlung von Infizierten.“ Das Kondom bietet einen sicheren Schutz vor einer HIV-Übertragung, jedoch bei Schmierinfektionen, wie der Syphilis, kann dies ungenügend sein. Wichtig ist es hier, die Symptome, wie ein schmerzloses Schleimhautgeschwür, zu kennen, um frühzeitig eine zielgerichtete Diagnostik und Therapie einzuleiten.