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Kriminalität 20 Verdächtige bei Spurlos-Einbrüchen

Mehrere Kriminalfälle haben Magdeburg 2015 in Atem gehalten. Einige dürften die Ermittler auch noch 2016 beschäftigen.

04.01.2016, 00:01

Magdeburg l Von der täglichen Polizeiarbeit bekommt man als Normalbürger nicht viel mit. Im Gedächtnis bleiben die spektakulären Fälle. Eine Auswahl aus 2015:

Diese Serie wird die Ermittler auch noch 2016 beschäftigen. Mit Tausenden Betroffenen im gesamten Stadtgebiet und einem Millionenschaden gehört diese Einbruchsserie zu den größten in der Geschichte der Stadt. Im Juni vergangenen Jahres hatte die Volksstimme erstmalig über ein Haus am Ulrichplatz berichtet, aus dem schon 15 Fahrräder gestohlen wurden. Auffällig war, dass es keine Einbruchsspuren gab. Nach der Veröffentlichung meldeten sich Dutzende Leser in der Redaktion, die von ähnlichen Taten berichteten.

Schließlich veröffentlichte die Redaktion Fotos von mehreren Schlüsseln, welche von der Polizei bei einer Durchsuchung sichergestellt wurden. Die Vermutung: Die Einbrecher gelangen mit gestohlenen oder nachgemachten Schlüsseln in die Häuser. Die Polizei ruft eine Ermittlungsgruppe ins Leben. Ein erster Großvermieter räumte daraufhin Probleme mit organisierten Einbrüchen ein.

Mittlerweile haben die Ermittler durch ihre akribische Arbeit Fortschritte gemacht. Bisher konnten aufgrund der umfangreichen Ermittlungen 20 tatverdächtige Personen ermittelt werden. „Gegen all diese Personen laufen aktuell polizeiliche Maßnahmen, zu denen wir gegenwärtig keine Stellungnahme abgeben können“, sagte ein Polizeisprecher auf Nachfrage. Das heißt: Die Ermittlungen der Polizei befinden sich in einer heißen Phase.

Hier sind die Ermittler weniger optimistisch, dass diese Serie noch aufgeklärt werden kann. Start der Serie war im November 2014. Über mehrere Monate brannten in Magdeburg, allerdings hauptsächlich in Neu-Olvenstedt, Autos. Die Serie erreichte um den Jahreswechsel 2014/2015 ihren Höhepunkt. Der Gesamtschaden geht in die Hunderttausende. Die Polizei hatte auch hier eine Ermittlungsgruppe gebildet. Ein Täter konnte noch nicht gefasst werden. Auffällig waren der räumliche Bezug der Taten, der Zeitpunkt (nachts) und die Vorgehensweise. Bei den Autotypen war kein Muster erkennbar. Zuletzt brannten Autos Anfang August an der Nachtweide.

„Die Ermittlungen sind noch nicht beendet. Bisher führten diese aber nicht zur Bekanntmachung etwaiger Tatverdächtiger“, sagte ein Polizeisprecher der Volksstimme.

Seit Juli vergangenen Jahres vermisst der Magdeburger Luxus-Autovermieter „Motion Drive“ einen Ferrari 4/58 (Kosten: 150 000 Euro). Ein Mann hatte den Rennwagen für zwei Tage ausgeliehen – aber nie zurückgebracht. Zuletzt wurde das Fahrzeug in einem Hotel in Bussum (Nordholland) gesichtet. Das Auto stand dort in der Tiefgarage. Obwohl die Magdeburger eine Belohnung von 10 000 Euro ausgesetzt haben, fehlt von dem Auto bislang jede weitere Spur. „Wir haben mehrere Detekteien mit der Suche beauftragt“, sagte der Chef von Motion Drive, Phillipp Müller.

Nach Informationen der Volksstimme wurde der Mann, der den Wagen ausgeliehen hat, inzwischen festgenommen. Wo das Auto ist, verriet er noch nicht. Im schlimmsten Fall bleiben die Magdeburger auf ihren Kosten sitzen. Denn im juristischen Sinne handelt es sich bei dem entwendeten Ferrari um eine Unterschlagung. Bei einem Diebstahl würde die Vollkasko greifen - bei einer Unterschlagung ist das nicht der Fall. Gesucht wird nach dem Wagen noch immer. „Es hat schon Fälle gegeben, da sind Fahrzeuge nach mehr als einem Jahr wieder aufgetaucht“, sagt Müller.

Kaum eine Geschichte hat die Leser im vergangenen Jahr so sehr bewegt wie die Heldentat von Sebastian Klaus, Domenic-Pascal Hellmer, Maximilian Reiher und Lucas Pfeil. Sie kamen Anfang März einer 49-jährigen Frau in Stadtfeld-Ost zu Hilfe, die gerade von einem Mann bedrängt wurde. Die vier Jungs waren auf einer Feier und hörten die Hilfeschreie der Frau, eilten zu ihr, befreiten sie und riefen die Polizei. Für ihren Mut wurden die vier Jungen vom Polizeipräsidenten Andreas Schomaker persönlich ausgezeichnet. Der Fall sorgte landesweit für Schlagzeilen. Auch deshalb sind die vier zur Wahl des „Magdeburgers des Jahres“ der Volksstimme am 12. Januar nominiert worden.

Auch juristisch ist der Fall mittlerweile abgeschlossen. Der 30-jährige Angreifer ist wegen versuchter sexueller Nötigung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung schuldig gesprochen worden. Er muss für drei Jahre und sechs Monate hinter Gitter. Zudem muss er dem Opfer 5000 Euro Schadensersatz zahlen.

Kein anderer Kriminalfall hat 2015 so hohe Wellen geschlagen wie der einer Vergewaltigung am Neustädter Friedhof Anfang Oktober. In der Folge kam es noch zu drei weiteren versuchten Vergewaltigungen in der Nähe des Tatorts. DNA-Spuren hatten schließlich die beiden mutmaßlichen Täter (30 und 19) überführt. Der Fall wird wahrscheinlich nach Abschluss der Untersuchungen vor dem Magdeburger Landgericht verhandelt. Es droht beiden Männern eine hohe Haftstrafe. Der 30-Jährige muss mit einem Strafrahmen zwischen zwei und 15 Jahren Freiheitsentzug rechnen. Bei seinem jüngeren Komplizen entscheidet dann das Gericht, ob ebenfalls das Erwachsenen-Strafrecht oder noch das Jugendstrafrecht angewendet wird. Bei Letzterem droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren. Eine Mindestforderung sieht das Gesetz nicht vor. Nachdem bekannt geworden war, dass es sich bei den Tatverdächtigen um Asylbewerber handelt, hatten Rechtsextreme im Netz gezielt Gerüchte über angebliche Massenvergewaltigungen in Magdeburg gestreut.

Den skurrilsten Kriminalfall des Jahres erlebten im Juli Adolf und Brigitte Schulz. Ein Einbrecher war in ihr Reihenhaus eingestiegen und hatte einen Laptop gestohlen – während beide zu Hause waren. „Mein Mann war im Garten beschäftigt und ich habe gebügelt“, sagte Brigitte Schulz. Ein Nachbar will zur fraglichen Zeit einen ungepflegten, voll tätowierten Mann auf der Straße gesehen haben, der mit einem eingewickelten Gegenstand unterm Arm das Grundstück des Ehepaares verließ.

Straßensperrung und 100 zum Teil schwer bewaffnete Polizisten in der Magdeburger Innenstadt: Mitte November haben Einsatzkräfte, darunter das SEK, bei einer Razzia in einer Szene-Bar am Breiten Weg drei Hells Angels festgenommen. Gegen die Männer lagen Haftbefehle nach einem Messerangriff am Rande des Oktoberfestes in Magdeburg vor. Die Ermittlungen hierzu sind noch nicht abgeschlossen. Auslöser des Angriffs soll nach Volksstimme-Informationen ein Streit um die Bewachung des Festzeltes gewesen sein. Das Amtsgericht hatte in der Folge drei Haftbefehle ausgestellt.

Nach mehr als einem Jahr Arbeit hatte die Ermittlungsgruppe „TÜV“ der Polizeidirektion Nord im April ihre Arbeit beendet. Das fünfköpfige Team unter der Leitung von Kommissarin Anja Schrader (35) hat 300 Ermittlungsverfahren gegen 370 Tatverdächtige eingeleitet. Nun hat die Gruppe ihre Tätigkeit beendet und die Ergebnisse vorgelegt.