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Flüchtlinge „Alle wollen gerne Deutsch lernen“

Einen Lagebericht zur Flüchtlingssituation hat OB Lutz Trümper im Magdeburger Stadtrat gegeben. Er war gelassener als noch im Herbst.

Von Katja Tessnow 23.01.2016, 00:01

Magdeburg l Rund 2800 Asylbewerber leben aktuell in Magdeburg und etwa 1050 weitere Flüchtlinge, deren Asylanträge im Jahr 2015 positiv beschieden worden sind. Letztere haben in der Regel ein dreijähriges Bleiberecht. Diese Zahlen nannte Oberbürgermeister Lutz Trümper am Donnerstag in seinem Lagebericht „Flüchtlingssituation in Magdeburg“. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der aktuell in der Stadt lebenden Flüchtlinge stammen demnach aus Syrien, weitere 14 Prozent aus Afghanistan und 7 Prozent aus dem Iran.

Während noch im September 2015 zum großen Teil (78 Prozent) Alleinreisende in Magdeburg anlandeten, davon 88 Prozent männlich, setzte ab November ein verstärkter Zustrom von Familien ein. Bis Dezember 2015 wuchs der Anteil von im Familienverbund zugezogenen Flüchtlingen in Magdeburg auf 43,5 Prozent. „Das freut uns als Stadt“, sagte Trümper, denn „Familien lassen sich besser integrieren als alleinreisende Männer“.

Insgesamt stimmte das Stadtoberhaupt deutlich gelassenere Töne an als noch im Herbst. Seit Mitte Dezember hat das Land bis heute keine weiteren Flüchtlinge nach Magdeburg geschickt. Für die kommende Woche wird die Wiederaufnahme der Zuweisung in die Stadt erwartet und mit ihr 70 Neuankömmlinge (im Vergleich zu rund 700 im November 2015). Diese Zahl, sollte sie monatsweise auf diesem Niveau verharren, hält Trümper vorerst für beherrschbar. „Wir haben uns etwas Luft verschafft und wieder eine Reserve von rund 300 bis 350 Plätzen in den Unterkünften. Wir müssen niemanden in Zelten unterbringen und das wird in den nächsten Monaten so bleiben.“ Zunehmend gelinge, so Trümper, auch die Versorgung bleibeberechtigter Flüchtlinge mit eigenem Wohnraum. Das schaffe Platz in den von der Stadt angemieteten Objekten.

80 Prozent der in Magdeburg lebenden Flüchtlinge besuchen oder besuchten Sprachkurse, so Trümper. Auf Nachfrage des Grünen Sören Herbst ergänzte er, dass die restlichen 20 Prozent auch gerne würden, aber die Kapazität in den Kursen fehle. Trümper: „Ich habe von noch keinem gehört, der keinen Kurs besuchen will. Alle wollen gerne Deutsch lernen.“

Magdeburger Schulen besuchten inzwischen 571 Flüchtlingskinder. Trümper: „Das ist noch keine dramatische Dimension.“ Wie sich die Zahl entwickele und die der Flüchtlinge insgesamt, eine Botschaft darüber verwies das Stadtoberhaupt zum Zeitpunkt in die Glaskugel-Ecke: „Keiner weiß das.“

Am Schluss seines Berichtes stellte Trümper eine Bemerkung klar, die in der Öffentlichkeit falsch angekommen sei. „Ich habe zur Jahresauftaktpressekonferent nicht gesagt, dass wir zehn neue Kitas und fünf neue Schulen bauen müssen. Ich habe damals eine rein fiktive Rechnung mit diesem Ergebnis aufgemacht, für den Fall, dass ein Familiennachzug bei rund 1500 Flüchtlingen einsetzen würde mit durchschnittlich zwei Kindern.“ Das sei eine rein theoretische Rechnung.

Auf die Frage des CDU-Mannes Reinhard Stern, ob eine Abwanderung bleibeberechtigter Flüchtlinge aus Magdeburg zu verzeichnen sei, sagte Trümper: „Das beobachten wir aktuell nicht.“