Alte Elbe Säge im Anmarsch

Im Februar beginnt an der Alten Elbe und in der Umflut eine umfangreiche Abholzung. Die Arbeiten dienen dem Hochwasserschutz.

Von Katja Tessnow 28.01.2016, 00:01

Magdeburg l „Es hat doch etwas länger gedauert als wir dachten, aber jetzt sind wir so weit.“ Ronald Günther, Flussbereichsleiter des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), gibt auf Volksstimme-Nachfrage die zu Wochenbeginn erfolgte Ausschreibung der Arbeiten bekannt. „Ich gehe davon aus, dass sie in der zweiten, spätestens in der dritten Februarwoche beginnen.“

Für Verzug hatte zuvor eine Prüfung des Vorhabens durch die Untere Naturschutzbehörde gesorgt, die ausführlicher war als angenommen. Die geplanten Rodungen sind Teil des neuen Unterhaltungsrahmenplans für die Elbeumflut. Anlass für dessen Erstellung ist das Hochwasser 2013 und die gravierenden Schäden, die es anrichtete. Die Fertigstellung des Plans wird nicht vor 2017 erwartet. Wegen des Eingriffs ins europäische Naturschutzreservat „Mittlere Elbe“ ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich.

Die jetzt geplanten Arbeiten werden vorgezogen, weil sie aus Sicht der Behörden keiner solchen Prüfung bedürfen. Entfernt werden sollen nur standortfremde Gehölze, die mangels Unterhaltung in den Vorjahren allerdings in Massen an Umflut und Alter Elbe durch Aussaat heimisch wurden. Die Naturschutzbehörde hat nun nach eingängiger Prüfung ihr Einverständnis zur genehmigungsfreien Entfernung dieser Arten erteilt. Gefällt werden unter anderem Hybridpappeln, Eschenahorn, Rote Esche und diverse Weintypen. LHW-Chef Burkhard Henning spricht von rund 2000 zur Fällung vorgesehenen Gehölzen.

Mit Blick auf die nun ausgeschriebenen Arbeiten hat Ronald Günther übrigens keine Sorge vor eventuell noch einmal eintretendem Frost. „Im Gegenteil. Es ist uns eigentlich im Moment schon fast zu warm.“ Für den Einsatz schweren Gerätes mindestens beim Abtransport der gefällten Büsche und Bäume käme Günther ein gefrorener Boden gerade recht, auf dass nicht über Gebühr sensibles Elbuferland zerfurcht wird. Das Wurzelwerk soll erst in einem zweiten späteren Schritt entfernt werden.

In drei Arbeitsblöcken, voraussichtlich beginnend im Uferbereich des Stadtparkes, wird nun zunächst oberirdisch massenhaft Bewuchs an der Alten Elbe entfernt (siehe Grafik). Daneben sind kleinere Rodungen am Umflutkanal südöstlich von Pechau und bei Biederitz (südlich Steingraben) geplant. Nach den Vorstellungen des LHW sollen die Arbeiten an der Alten Elbe und der Umflut parallel laufen und binnen Wochen zumindest oberirdisch erledigt sein.

Im Ergebnis einer dauerhaften Auslichtung des Grüns entlang Alter Elbe und Umflut versprechen sich Experten einen deutlich verbesserten Abfluss im Falle von Hochwasser-Szenarien und bestenfalls sogar ein natürlich einsetzendes Sedimentmanagement im Flusslauf. Heißt: Ein verbesserter Durchfluss könnte dazu beitragen, dass die Sandbänke verschwinden. Allerdings sind kommunale und Landesbehörden sich uneins, ob am Ende nicht doch ein Ausbaggern der Alten Elbe nottut. Das LHW scheut aus Kosten-/Nutzengründen den Einsatz des Baggers, der regelmäßig erfolgen müsse. Wissenschaftler der TU Dresden hatten dagegen das Ausbaggern empfohlen und die Effekte für einen verbesserten Abfluss als hoch beschrieben.

Im Jahr 2007 hatte das Verwaltungsgericht Magdeburg auf Intervention des Naturschutzbundes (Nabu) Rodungen an der Alten Elbe per einstweiliger Verfügung gestoppt. Richter stellten sich damals auf die Seite von Naturschützern und attestierten einen allzu robusten Einsatz der Säge im Naturschutzgebiet. Eine Wiederholung dieses Szenarios will das LHW dringend vermeiden und gelobt eine fachlich-ökologische Begleitung der Arbeiten.

Nabu-Geschäftsführerin Annette Leipelt schlägt gestern am Telefon versöhnliche Töne an und will das Naturschutzlager mit Blick auf Schutzinteressen von Anliegern vor Hochwasser nicht als ewigen Verhinderer dastehen lassen. Sie hoffe, so Leipelt, dieses Mal auf eine Qualitätskontrolle und ein naturschutzkonformes Roden. „Die Entfernung ausschließlich standortfremder Gehölze bedarf keiner Beteiligung der Umweltverbände. Wir wurden lediglich informiert“, so Leipelt. LHW-Chef Henning hatte gegenüber der Volksstimme zum Jahresende Fehler bei den Arbeiten von 2007 eingeräumt und ein jetzt sensibleres Vorgehen gelobt. Den Bedarf an einer Auslichtung des Bewuchses an Umflut und Alter Elbe erkennt auch der Nabu und wirbt seit über einem Jahrzehnt für einen abgestimmten Unterhaltungsplan.