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Kriminalität Einfamilienhäuser im Visier

22 Einbrüche in Einfamilienhäuser hat es seit Anfang des Jahres in Magdeburg gegeben - tagsüber und nachts schlugen die Täter zu.

Von Christina Bendigs 02.02.2016, 00:01

Magdeburg l Es ist der Horror jedes Einfamilienhausbesitzers – während man nachts schläft oder außer Haus ist, kommen Unbekannte und brechen ein, durchwühlen persönliche Sachen, stehlen Bargeld, Schmuck oder elektronische Geräte. Der Schaden entsteht dabei nicht nur durch den Diebstahl, sondern auch durch das Eindringen – etwa an Fenstern und Türen.

Das musste auch eine Magdeburgerin erfahren, die sich gestern am Lesertelefon der Volksstimme meldete, um ihre Geschichte zu erzählen. „So lapidar, dass die Täter kommen und einfach nur Schmuck und Bargeld mitnehmen, ist es nicht“, begründet sie ihren Anruf. Die Betroffene, die namentlich nicht genannt werden möchte, war am Wochenende spontan mit ihrem Mann verreist. Als sie zurückkehrten, fanden die Eheleute ein Bild der Verwüstung vor. Der schöne Teppich von den Schuhen der Einbrecher verschmutzt, „sie müssen sogar mit Straßenschuhen in meinem Bett gestanden haben“, erzählt sie, „die Schäden liegen im fünfstelligen Bereich.“ Wäsche war durchwühlt, persönliche Habseligkeiten, an die die Betroffene auch Erinnerungen knüpfte und die nicht ohne weiteres wiederbeschafft werden können, sind verschwunden.

Ihr Haus sei nicht das einzige betroffene in ihrer Gegend. Im Wohngebiet „Sonnenanger“ in Ottersleben seien in den vergangenen Wochen und Monaten um die 20  bis 30  Häuser aufgebrochen worden. „Ich denke, bei uns war es Zufall“, erklärt sie.

Bei anderen scheine es, als hätten die Einbrecher Häuser gezielt ausspioniert. „Eine Familie fährt immer freitags zwischen 18 und 19 Uhr zum Einkaufen. Genau in dieser Zeit sind die Diebe eingebrochen“, berichtet die Betroffene. Die Angst geht um im Sonnenanger. Und sie reicht so weit, dass die Bewohner überlegen würden, eine Bürgerwehr zu gründen. „Das ist ja langsam wie Wildwest“, meint die Magdeburgerin. Aber selbst mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen wie in ihrem Haus lassen sich die Einbrecher nicht aufhalten. Die Betroffene will nun warnen, damit die Aufmerksamkeit geschärft wird, Nachbarn gegenseitig auf ihre Grundstücke achten. „Als es bei uns passiert ist, waren die Nachbarn alle zu Hause.“

Allein für das vergangene Wochenende meldete die Polizei fünf Einbrüche in Einfamilienhäuser. Insgesamt gab es im Januar  2016 22 Einbrüche in Einfamilienhäuser in Magdeburg, informiert die Polizei. Einen Schwerpunkt konnten die Polizeibeamten aktuell in den Wohngebieten in Ottersleben ausmachen, ansonsten verteilten sich die Einbrüche über das ganze Stadtgebiet.

Was sich verändert hat, ist die Tatzeit. Waren es im Januar 2015 noch sechs Einbrüche, die tagsüber bis 21 Uhr begangen wurden, verzeichneten die Beamten in diesem Januar elf Einbrüche bis 21 Uhr.

Die Täter hätten fast ausschließlich Terrassentüren aufgehebelt oder Fensterscheiben eingeworfen, um sich Zutritt zu verschaffen, berichtet die Polizei zur Vorgehensweise. Die Beamten gehen davon aus, dass es sich um mehrere unterschiedliche Banden handelt. „Vieles deutet auf mehrere Täter oder Tätergruppen hin“, sagte ein Polizeisprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord. Die Polizei habe darauf reagiert und die Präsenz in Wohngebieten erhöht.

Auch wenn die offizielle Präsentation der Polizeistatistik für das Jahr 2015 noch aussteht, ist bereits klar, dass sich die Zahl der Einbrüche in Einfamilienhäuser gegenüber dem Vorjahr erhöht hat. Im Jahr 2015 verschafften sich Diebe Zutritt zu 146 Häusern.

Das gestiegene Sicherheitsbedürfnis schlägt sich nicht nur im Bürgerpanel (wir berichteten) nieder. Auch Firmen für entsprechende Sicherungstechnik verzeichnen eine steigende Nachfrage. „Wohnungen, Einfamilienhäuser, Gewerberäume, Arztpraxen, seit dem letzten Quartal 2015 ist die Nachfrage deutlich gestiegen“, sagt Günter Ihrig von der Sicherheitsfirma Schlüsseldienst Stoltze.

Auch die betroffene Magdeburgerin will aufrüsten. Noch sicherere Fenster, bessere Schlösser und besseres Glas will sie einbauen lassen. Doch ob das am Ende gegen professionelle Einbrecherbanden hilft, daran hat sie ihre Zweifel.

Der Bürgerverein „Bürger für Ottersleben“ lädt für Mittwoch, 3.  Februar, 18  Uhr, in den „Ottersleber Krug“ ein. Die Polizei informiert dort über Sicherheit für Wohnung und Haus.