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Barleber See Stadt will keine Tabuzone Strand

Bleiben im Sommer einige Strandabschnitte am Barleber See in Magdeburg für Badegäste tabu? Die Stadt will das verhindern.

Von Stefan Harter 03.02.2016, 00:01

Magdeburg l „Aus der Volksstimme hat die Verwaltung entnommen, dass der Anwalt des Campingvereins wohl abgeraten hätte, die Vertragsänderung anzunehmen“, erklärte Magdeburgs Kulturbeigeordneter Matthias Puhle unlängst in einer Stellungnahme. Hintergrund ist die Weigerung der Camper einen neuen Pachtvertrag für sein Gelände am Barleber See zu unterschreiben.

Der Streit um die „Hoheit“ am Strandbad schwelt seit gut drei Jahren. Aktueller Höhepunkt ist die Kündigung des Nutzungsvertrags für zwei Flächen am Strand. Diese befinden sich seit Jahrzehnten in Privateigentum und wurden vom Campingverein gepachtet. Die Nutzung durch die Gäste des Strandbads wurde bislang über besagten Vertrag geregelt. Zum Jahresende kündigten ihn die Camper jedoch auf. Theoretisch sind die Abschnitte damit für Badende tabu.

Ob es auch praktisch mit Beginn der Badesaison dazu kommen wird, darauf gibt die Stadtverwaltung trotz Nachfrage keine Auskunft, sondern setzt auf das Prinzip Hoffnung. Bereits 2013 hatte der Campingverein die Nutzung gekündigt gehabt, dann jedoch wieder zurückgenommen. „Seitdem bemüht sich die Verwaltung verstärkt, das Gelände zum Wohle der Allgemeinheit als Sport- und Freizeiteinrichtung zu sichern und von den Eigentümern zu kaufen oder zu pachten“, erklärt Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra.

Zankapfel zwischen Stadt und Verwaltung ist ein geplanter, gut 90.000 Euro teurer Zaun zwischen Campingplatz und Strandbad. Die Stadt will so verhindern, dass mutmaßliche „Schwarzbader“ aus den Reihen der Dauer- und Kurzzeitcamper im See baden, die Camper fühlen sich zu Unrecht verunglimpft und wollen den Zaun unter allen Umständen verhindern.

Der geänderte Pachtvertrag war das „Friedensangebot“ der Stadt, um den Zaunbau zu vermeiden. Die Camper ließen sich juristisch beraten. Das Urteil der Anwältin: „Es besteht keine Veranlassung, Änderungen vorzunehmen“. Um weiteren Druck auszuüben, folgte die Kündigung des Nutzungsvertrages für die Strandgrundstücke.

In diesem Monat wird es nun am Tisch des Beigeordneten ein Treffen geben, bei dem alle offenen Fragen besprochen werden sollen, erklärt Kinszorra.

Auslöser des Streits sind die seit der Änderung der Entgeltordnung im Jahr 2013 auffällig stark gesunkenen Zahlen der abgerechneten Kurzzeitcamper. Lagen sie vor der Erhöhung der Eintrittspauschale bei über 10.000, waren es in den vergangenen drei Badesaisons nur noch zwischen 2000 bis 3000. Die Camper sagen „Die anderen wollten nicht baden“, die Stadt „Sie haben einfach nicht gezahlt“. 2013 war deshalb ein privater Sicherheitsdienst unterwegs, um „Schwarzbader“ aufzuspüren, danach wurde aus Kostengründen das eigene Personal eingesetzt. Da die Kontrolleure aber schon von weitem sichtbar sind und man sich ihnen somit leicht entziehen kann, sei deren Erfolg nicht messbar, so Kinszorra.