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Industrial Design Für Flüchtlinge auf vier Rollen

Drei Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal haben mit und für geflüchtete Kinder und Jugendliche Skateboards gebaut.

Von Christina Bendigs 19.02.2016, 04:00

Magdeburg l Es begann als Semesterprojekt an der Hochschule Magdeburg-Stendal, inzwischen wird es mehr und mehr zum Hobby. Die Studenten Matthias Nagl, Florian Wienick und Lucas Jungenitz haben sich ein Semester lang mit dem Bau von Skateboards befasst – und wollten das Freizeitvergnügen mit den Brettern auf vier Rollen jungen Menschen näherbringen, die neu in Magdeburg sind, und über den Sport mit ihnen in Kontakt kommen. Über Facebook starteten sie den Aufruf, dass noch Ersatzteile wie Rollen oder Achsen benötigt werden, prompt meldete sich das Willkommensbündnis aus Neu-Olvenstedt und stellte den Kontakt zu Flüchtlingskindern und -jugendlichen her, mit denen die Studenten arbeiten konnten.

Nicht nur, dass die Kids die Skateboards selbst bemalen durften. Auch erste Fahrversuche standen bei den Treffen in Olvenstedt an. Ideal wäre aus Sicht der Studenten, wenn deutsche Kinder und Migranten über den Sport miteinander in Kontakt kämen. „Der wohl beliebteste Ort für Skater ist gerade im Sommer am Petriförder“, sagt Nagl.

Er fände es toll, wenn dort in Zukunft auch geflüchtete Jugendliche anzutreffen wären. „Das Miteinander ist da das Spannende“, sagt Nagl, „wenn man sich anfangs noch mit Händen und Füßen verständigen muss“ und später sprachlich immer besser kommunizieren könne.

Doch dazu ist es bislang noch nicht gekommen. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden, hofft Nagl, der sich gut vorstellen kann, das Projekt in seiner Freizeit fortzuführen und daher dankbar ist für Spenden. Wer also ein altes Skateboard zu Hause herumstehen hat, das ohnehin nicht mehr genutzt wird, kann sich gern an ihn wenden und es spenden.

Der 26-Jährige befasst sich schon länger mit dem Sport. Um sich während seines Studiums mit Werkstoffen auseinanderzusetzen, suchte er eine Möglichkeit, sich praktisch auszuprobieren und landete am Ende beim Skateboard-Bau.

Sowohl reine Holzbretter verleimen er und seine beiden Mitstreiter und pressen sie in die entsprechende Form als auch Holz mit Textilfasern. „Sind Textilfasern dabei, sind die Bretter stabiler“, sagt Matthias Nagl, der den Studenten Florian Wienick und Lucas Jungenitz, die das Skatebauen als Semesterprojekt initiierten, noch einige Tipps geben konnte. Nagl selbst studiert im neunten Semester.

In dieser Woche stand für die jungen Männer zunächst der Endspurt an. Denn heute zeigen sie ihre Arbeit in der Hochschule nicht nur ihren Mitstudenten, sondern auch Magdeburgern, die sich für das Projekt interessieren. Neben ihrer sind dann noch weitere Arbeiten zum Beispiel zum Thema „Urban Gardening“ zu sehen. Ein Teil der Studenten, zu denen auch Florian Wienick, Lucas Jungenitz und Matthias Nagel gehören, hat sich auf das Engineering-Design konzentriert, bei dem es auch greifbare Dinge zu sehen gibt. Die Interaction-Designer beschäftigen sich mit der Gestaltung von Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine. Ihre Werke sind ab 18 Uhr unter dem Motto Sinnflut zu sehen.

Für die drei Skateboard-Bauer bleibt es auf jeden Fall eine interessante Semesterarbeit mit spannenden Erfahrungen. „Wir hatten eine Gruppe von vier Teenagern und eine größere Gruppe von Kindern von etwa vier bis acht Jahren“, erzählt Nagl. Mit den Kindern umzugehen, sei relativ einfach gewesen. Die Zusammenarbeit mit den Teenagern gestaltete sich da schon schwieriger. „Sie waren etwas schüchterner“, beschreibt Nagl. Dennoch hat ihm das Projekt Freude bereitet und er hofft, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Informationen über die Sinnflut-Projekte gibt es unter http://interaction-design-group.de/sinnflut/