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Markt für Olvenstedt Zähes Ringen um neuen Nahversorger

Für den Bau eines Supermarkts in Magdeburg-Olvenstedt gibt es noch einige Hürden. Bauherr und Anwohner diskutierten jetzt über die Pläne.

Von Marco Papritz 24.02.2016, 00:01

Magdeburg l Wie sehr das Thema die Bewohner des Stadtteils Olvenstedt interessiert, zeigte sich am Montag, als sich mehr als 70 Bürger bei der Informationsveranstaltung an der Poststraße einfanden. Thema: die Pläne eines Projektentwicklers, im Bereich der Birkenallee/Sankt-Josef-Straße einen Vollversorger bauen zu wollen. Damit soll zum einen die Versorgungslücke geschlossen werden, die seit dem Wegzug des Aldi-Marktes an der Agrarstraße im Sommer des vergangenen Jahres in Alt-Olvenstedt klafft.

Zudem soll jener Bereich an der sogenannten Marktbreite in Neu-Olvenstedt versorgt werden, aus dem sich ebenfalls ein Supermarkt zurückgezogen hat. „Der neue Supermarkt ist auch interessant für das nahegelegene Krankenhaus“, so Projektentwickler Rudolf Loose.

Auf dem etwa 12 000 Quadratmeter großen Areal soll sich ein Edeka-Supermarkt mit einer Größe von etwa 1600 Quadratmetern Verkaufsfläche ansiedeln, so der Plan. 30 neue Arbeitsplätze würden entstehen. Eine Einigung mit dem Besitzer des Grundstücks sei erst kürzlich erzielt worden: Es wurde ein Optionsvertrag geschlossen. Das kalkulierte Investitionsvolumen beträgt ca. 3,5 Millionen Euro. Als Bauzeit wurde ein halbes Jahr angegeben.

Doch dies ist nicht gleichbedeutend mit einem baldigen Baustart des Marktes, wie Stephan Herrmann vom Stadtplanungsamt unterstrich. Dafür müsste der Stadtrat einer Änderung des Bebauungsplanes zustimmen und das Märktekonzept der Stadt geändert werden. Das Gelände ist laut rechtskräftigem Bebauungsplan als Festplatz und als eingeschränktes Gewerbegebiet (gleichbedeutend mit dem Ausschluss von Einzelhandel) ausgewiesen. Erst kürzlich ist eine Änderung des Bebauungsplans angeschoben worden, um dort eine Wohnbebauung zuzulassen, „die dringend gesucht wird in der Stadt“, so Herrmann.

Laut Märktekonzept der Stadt sei an dieser Stelle kein Einkaufsmarkt möglich. Dieser sollte an einem zentraleren Platz entstehen. „Uns ist klar, dass in Alt-Olvenstedt ein großes Defizit an Einkaufsmöglichkeiten vorhanden ist“, so Herrmann weiter. Verschiedene Versuche für eine Ansiedlung seien gescheitert. Dennoch sei der Wunsch der Verwaltung, „einen noch besseren Platz für den Supermarkt zu finden“, so der Vertreter des Stadtplanungsamtes, der sich damit den lautstarken Unmut von einem Teil der Anwesenden zuzog.

Seit knapp zwei Jahren suche die Gemeinwesenarbeitsgruppe (GWA), welche die Bürgerversammlung organisiert hat, nach geeigneten Flächen, so Herbert Umlauft. „Seitdem ist auch bekannt, dass der von der Stadt ausgewiesene Bereich nicht mehr für ein Märktekonzept akzeptabel ist. Darauf weisen wir schon lange hin“, sagte er.

Hintergrund: Im Märktekonzept der Stadt (2007/08) ist der Bereich am Friedensplatz und der Agrarstraße als Nahversorgerbereich ausgewiesen. Allerdings mit dem Hinweis, dass dort keine geeigneten Flächenpotenziale vorhanden sind. Darauf wies auch die frühere GWA-Sprecherin Kristine Bollmann hin.

Mehr noch: Derzeit wird an der Agrarstraße der Bau von Wohnhäusern realisiert. „Wie schnell es manchmal gehen kann, zeigt dieses Beispiel. Denn der Platz war eigentlich für einen Markt vorgesehen“, so der Hinweis. Es könne sein, „dass der nun vorgeschlagene Platz am Ende der einzig mögliche ist. Es ist aber auch klar, dass er für viele nicht in fußläufiger Entfernung liegt“, so Stephan Herrmann.

Als Vertreter des Seniorenbeirats der Stadt warf Rolf Weske ein, dass sich die Versorgungssituation vor allem für die älteren Bewohner mit dem Verlust des Nahversorgers zugespitzt habe. „Entfernungen, wie sie derzeit in andere Stadtteile zurückgelegt werden müssen, um sich zu versorgen, sind ihnen nicht zuzumuten. Dies kann nicht im Sinne der Stadt sein“, sagte er. Stadt und Stadtrat seien gefordert, eine Verbesserung der Situation herbeizuführen. Stadtrat Gerhard Häusler (CDU) gab bekannt, einen interfraktionellen Antrag auf den Weg bringen zu wollen, „damit der Bebauungsplan geändert wird und es zu Veränderungen im Märktekonzept kommt“.

Rudolf Loose kündigte an, einen Antrag auf einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu stellen. Von Mitgliedern des Bauausschusses habe er eine positive Bewertung für das Bauvorhaben erhalten, so Loose unter namentlicher Aufzählung einzelner Mitglieder. „Ich bin zuversichtlich, dass auch andere Stadträte dies so sehen.“ Oliver Müller (Die Linke) brachte zum Ausdruck, dass bei einigen „aufgrund der Nähe zur Landtagswahl der Eindruck entstehen könnte, dass diese Angelegenheit eine besondere Dynamik bekommt“. Das Märktekonzept bewerte er zwar als „Märkteverhinderungskonzept“, doch bevor es im speziellen Fall von Alt-Olvenstedt zu einem Neubau kommen könne, müssten Verwaltung und Stadtrat die „nötigen Entscheidungen treffen“. Er prognostizierte dafür eine Zeit von etwa zwei Jahren.

Andrea Nowotny, ebenfalls von der Links-Fraktion, schlug vor, dass Edeka in der Zwischenzeit als Übergangslösung das leerstehende Gewerbeobjekt des früheren Aldi-Marktes nutzen könne. Dies setzt allerdings die Bereitschaft des Eigentümers voraus, es auch zur Verfügung zu stellen. Bislang verfolgte er andere Pläne. Rudolf Loose sagte zu, den Vorschlag an die Edeka-Unternehmensgruppe weiterzugeben, bezweifelte aber die Machbarkeit.

Aldi zog sich aufgrund der begrenzten Möglichkeiten vom Standort zurück. Eine im Jahr 2013 vorgenommene Analyse ergab, dass dort ein vom Unternehmen selbst auferlegtes modernes Marktkonzept, wie es deutschlandweit den Kunden vorgehalten wird, nicht umgesetzt werden kann. Die Platzsituation ist auch der Grund, warum das Interesse anderer Versorger wieder versiegte.

Zu dem Fall, dass die Pläne an der Birkenallee umgesetzt werden können, gab es Fragen aus dem Publikum. Etwa nach dem Lärmschutz für Bewohner von Nachbargrundstücken in Form einer Lärmschutzwand. „Der Markt wird vom Bereich der Wohnhäuser deutlich entfernt sein“, so Loose. Außerdem sei das Gewerbeobjekt so konzipiert, dass es sowohl für Anlieferer als auch Kunden nur über die Sankt-Josef-Straße zu erreichen sei. „Dann muss über eine Ampel für den Kreuzungsbereich Birkenallee/Sankt-Josef-Straße nachgedacht werden“, wies ein Bewohner hin. Auch dies wird abgeklärt, so der Projektentwickler.