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Baumfällungen Jetzt geht’s an der Elbe an die Wurzel

„Hochzufrieden“ zeigt sich Burkhard Henning, Chef des Landesbetriebes für Hochwasserschutz (LHW), über den Fortschritt von Rodungsarbeiten in Magdeburg. Beim Nabu gehen aber Beschwerden ein.

Von Katja Tessnow 11.03.2016, 21:02

Magdeburg l „Mir fällt ein Riesenstein vom Herzen, dass nach jahrelangem Tauziehen nun endlich etwas passiert“, sagt LHW-Chef Henning. Entlang der Alten Elbe und am Umflutkanal bei Pechau und Biederitz hat die Säge in den vergangenen Wochen ganze Arbeit geleistet. Rund 2000 sogenannte standortfremde Gehölze – Ahorn, Esche, Pappel, Weide – sind gefallen. Auch der für den Katastrophenschutz zuständige Ordnungs- und Umweltbeigeordnete Holger Platz ist „sehr zufrieden“ mit dem Ablauf der Arbeiten und nennt sie mit Blick auf einen verbesserten Hochwasserschutz einen „Schritt in die richtige Richtung“. Platz lobt auch die Vorbereitung durch den Landesbetrieb. „Er hat früh Kontakt auch zu den Naturschutzverbänden gesucht und die richtigen Schlussfolgerungen aus den Vorgängen gezogen, die Jahre zurückliegen“, urteilt Platz und zielt auf die 2007 per Gerichtsanordnung gestoppten Rodungen im selben Bereich ab. Sie waren mit wenig Rücksicht auf Natur- und Artenschutz ausgefallen.

Im Vergleich kritikarm, aber doch nicht kritiklos gehen die Arbeiten – sie sollen einen verbesserten Abfluss im Fall von Hochwasser gewährleisten – dieses Mal über die Bühne. Die Geschäftsführerin des Naturschutzbundes (Nabu), Annette Leipelt, sieht sich mit Beschwerden schockierter Naturfreunde konfrontiert. „Allein gestern hatte ich fünf Anrufe. Manche Leute sind richtig wütend“, so Leipelt am Freitag auf Nachfrage. Die Anrufer schimpften über die Radikalität der Rodungen und darüber, dass sie bis in den März andauern. Denn seit dem 1. März erlaubt das Naturschutzgesetz keine Abholzung mehr, sondern nur noch sensiblen Rückschnitt. Selbst Privatgärtner müssen sich daran halten. Die Vorschrift gilt dem Schutz der Vögel, die sich auf die Brutzeit vorbereiten und dabei nicht gestört werden sollen. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass die Behörden vormachen, wovon wir den Bürger Jahr für Jahr mit Aufklärung abzuhalten versuchen“, sagt Leipelt. Von gravierenden Verstößen im Einzelfall, der Störung geschützer Arten zum Beispiel, sei ihr im Zuge der Arbeiten aber noch nichts zu Ohren gekommen.

Henning gelobt, dass die Rodungen bis auf Restarbeiten abgeschlossen sind. „Bis 31. März werden die Wurzeln aus dem Boden gefräst. Was wir bis dahin nicht schaffen, machen wir im Herbst.“ Die Schonfrist gilt bis Ende September. Holger Platz wirbt um Verständnis für die Genehmigung zum Roden am Flusslauf bis in den März hinein. „Wir haben es mit einem zeitweise gefluteten Areal zu tun. Wir können hier nicht jederzeit ran. Außerdem werden die Arbeiten ökologisch-fachlich begleitet. Es wird eingeschritten, wenn die Tierwelt gefährdet wird.“

Im zweiten Schritt sind Rodungen in der Umflut 2017/18 geplant. Sie markieren schwerere Eingriffe ins Naturschutzgebiet „Mittlere Elbe“ und bedürfen einer Umweltverträglichkeitsprüfung. Platz erachtet deren Ausgang als Nagelprobe dafür, ob Hochwasser- und Naturschutz am Standort Alte Elbe/Umflut Hand in Hand funktionieren können. Die Stadtverwaltung hatte nach der Flut 2013 für ein Herauslösen Elbestadtstrecke aus der FFH-Schutzzone plädiert, aber eine Absage vom Bund kassiert.