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Bootsmesse Wenn die Elbe zum Arbeitgeber wird

Die Magdeboot hat am Wochenende ebenso Liebhaber von Yachten wie Wassersportler nach Magdeburg gelockt.

Von Rainer Schweingel 14.03.2016, 00:01

Magdeburg l Es ist ein zartes Pflänzchen, aber eines, das – sinnbildlich gesehen – mit Elbewasser gegossen zunehmend besser gedeiht: Der Tourismus an der Elbe und mit ihm Firmen, die davon leben.

Ein Beispiel dafür ist der Unternehmer Sascha Bertrams. Er machte 2011 eines seiner Hobbys zum Beruf und bereut es nicht. Seitdem vermietet er im Winterhafen Partyboote – für eine Tour auf der Zollelbe, aber auch auf dem Hauptstrom. „Ich hatte so etwas mal auf einer anderen Messe gesehen und dachte: Das probiere ich mal aus.“ Die Idee ging auf. Stach er zunächst nur mit einem kreisrunden Donut-Boot 2011 in See, vermietet er inzwischen motorisierte Floße und neuerdings auch Schlauchboote. Auf jährlich rund 300 Mietfahrten mit je nach Bootsgröße 8 bis 14 Passagieren kommt er – das reicht aus, um sich als Ein-Mann-Betrieb wirtschaftlich halbwegs über (Elb)Wasser zu halten.

Aber der Wassertourismus könnte in Magdeburg noch mehr abwerfen, wenn alle mitzögen. So kritisierte er – wie auch andere Aussteller auf der „Magdeboot“ – dass es im vergangenen Jahr keinen Sportbootanleger in der Stadtmitte gegeben habe. Bertrams: „Da ich im Winterhafen auch den Hafenmeister mache und unser Hafen wegen des Niedrigwassers zeitweise nicht erreichbar war, musste ich mehreren Anrufern leider sagen: Nach Magdeburg braucht ihr mit dem Boot nicht reinfahren. Es gibt keinen Anleger.“

Dieselbe Kritik übt auch Niels Wedler ein paar Messestände weiter. Es fehle an einem Sportbootanleger moniert er. Mit seiner Kanutouristik-Firma paddelte er sich mit seinen bis zu vier Mitstreitern in den vergangenen zehn Jahren wirtschaftlich frei. 2015 sei das erste Jahr gewesen, in dem man gerade so von der Firma hätte leben können, sagt der Unternehmer, der die Kanutouristik bisher als Zusatzgeschäft betrieb. Ein neuer Trend sei das Stand-Up-Paddeln. Dabei stehen die Akteure auf einer Art Surfbrett und bewegen sich mit einem Stechpaddel über das Wasser. Die Elbe sei zunehmend auch ein Arbeitgeber geworden. „Ich hoffe, dass der Trend anhält“, sagt Niels Wedler, der seinen Hauptsitz am Schweizer Haus im Stadtpark hat.

Ein paar Kilometer elbaufwärts in Schönebeck hat die Reederei Süßenbach ihren Anker ausgeworfen. Sylvio Süßenbach und Sohn Tobias bieten mit ihrem Ausflugsschiff „Marco Polo“ fünf bis sieben Mitarbeitern Beschäftigung und bis zu 80 Personen Platz auf dem Schiff. „Unser Geschäft ist stabil. Darüber sind wir sehr froh“, sagen beide. Pro Jahr gibt es rund 130 Fahrten mit bis zu 6000 Fahrgästen an Bord, dazu noch eine Sportbootführerschein-Schule. Auch das Dauer-Niedrigwasser 2015 habe man ganz gut umschiffen können. Der Kahn wurde geleichtert – und man konnte vom Rückstau des Domfelsens profitieren, weil die Reederei ihren Sitz in Schönebeck hat.

Froh über den aktuell besseren Wasserstand sind beide natürlich trotzdem. Ihr Schiff ist schließlich auch eine schwimmende Theaterbühne. Ende April heißt es in ihrem Unternehmen dann auch abends wieder: Volle Kraft voraus für das Theaterschiff auf der Elbe.