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Ausbildung Letzte Chance für Schulschwänzer

Im „Produktiven Lernen“ können Schulverweigerer in Magdeburg mit einer Mischung aus Unterricht und Berufspraxis ihren Abschluss schaffen.

Von Stefan Harter 31.03.2016, 17:00

Magdeburg l Für Oliver Schmidt war der Wechsel von seiner alten Schule an die Leibnizschule ein Glücksfall. Nach zwei Jahren im sogenannten „Produktiven Lernen“ steht er kurz davor, seinen Hauptschulabschluss zu erreichen. Zudem hat er einen Vertrag für eine Lehrstelle so gut wie in der Tasche. Seine Erfüllung hat der 16-Jährige als Gärtner beim Stadtgartenbetrieb gefunden. Es war eine der Praxisstationen, die er durchlaufen hat. „Hier wird einem deutlich gemacht, dass ohne Abschluss nichts aus einem wird,“ sagt er.

Beim „Produktiven Lernen“, das neben der Leibnizschule auch an der Goetheschule angeboten wird, lernen die Schüler der 8. und 9. Klassen an zwei Tagen in der Schule, die anderen drei Tage arbeiten sie in Betrieben und erlangen Praxiserfahrung. Jedes Schuljahr besteht aus drei Trimestern, am Ende hat jeder Schüler bis zu sechs Firmen kennengelernt. Im Idealfall stimmt bei einem der Praktika die Chemie zwischen Schüler und Chef so gut, dass er eine Ausbildung angeboten bekommt.

Laut Lehrer Lutz Weiß liegt die Erfolgsquote bei 70 bis 85 Prozent. Ohne den Wechsel ins „Produktive Lernen“ würden die meisten ohne Abschluss auf der Straße stehen, ist er sich sicher. Die kleineren Klassen und das individuellere Arbeiten der beiden Lehrer pro Klasse würden dabei helfen, dass die bisherigen Schulverweigerer „ihren Hintern hochkriegen“.

Das sagen auch die Schüler selbst. Vincent beispielsweise schwäntzte nach eigener Aussage die 7. Klasse mehr oder weniger komplett, nun ist er der beste Schüler der Klasse. Er strebt eine Ausbildung als Elektriker an, Interesse beim Praktikumsbetrieb gibt es. Auch Moritz und Tom haben sich gegen das Schwänzen und für das Lernen entschieden. Tom sagt: „Die Lehrer machen hier mehr als sie eigentlich müssen“. In sogenannten Kommunikationsstunden reden alle zu Beginn und Ende des Unterrichtstages mit- und übereinander.

„Die wichtigste Voraussetzung ist, dass sie arbeiten wollen und können“, sagt Lutz Weiß. Trotz allem Erfolg gibt es aber auch immer wieder welche, die durch Drogen oder Kriminalität den Absprung nicht schaffen.

Für interessierte Eltern und Schüler gibt es am Donnerstag, 7. April, einen Infoabend zum „Produktiven Lernen“. Beginn ist um 18 Uhr in der Leibnizschule, Hegelstraße 22/23.