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Umweltschutz Damit der Tisch gedeckt ist

Ein Hobbyimker aus Magdeburg kultiviert Spätblüher für Biene & Co.

Von Jana Heute 15.04.2016, 01:01

Magdeburg l Schwere Zeiten für fleißige Bienen. Seit Jahren geht die Zahl der Völker zurück, auch eine Folge der milden Winter. Und dann fehlt den Insekten oft noch das Futter, um überhaupt über den Winter zu kommen. Einer, der ihnen den Tisch deckt, ist Hobbyimker Lothar Lehmann aus Nordwest.

Euodia, Japanischer Schnurbaum oder „Sieben Söhne des Himmels-Strauch“: alles Bäume, die Bienen buchstäblich zum Fressen gern haben. Als Spätblüher zwischen August und September sind sie bestens geeignet für die Versorgung von Wildinsekten wie Hummeln, Wespen oder eben Honigbienen. Hier können sie sich mit Pollen eindecken, ihre Winteraufzucht füttern. Denn nur, wenn die Winterbienen kräftig genug sind, haben sie eine Überlebenschance. Die milden Winter begünstigen z. B. den Milbenbefall und schwächen die Bienenvölker.

Es ist also überlebenswichtig, dass die Bienen auch im Spätsommer noch genügend Futter finden, „denn dann beginnt für sie die Hungerzeit“, weiß Hobbyimker Lothar Lehmann. Die meisten anderen Bäume und Sträucher sind um diese Zeit längst abgeblüht.

Aber genau das ist das Problem. In Magdeburg gibt es zu wenig Bienenbäume. „Sie sind im Straßenbegleitgrün und den Parks der Stadt höchst selten, meist gar nicht, zu finden“, kritisiert Lehmann. Und er ist damit nicht allein. „Magdeburg braucht dringend Bienenbäume“, sagt auch Hans Kaufmann vom Magdeburger Imkerverein. Die Regelung, dass bei Nachpflanzungen heimische Sorten vorzuziehen sind, sei nicht mehr zeitgemäß. Die Futtersituation der Bienen müsste durch entsprechende Pflanzungen verbessert werden, fordert Kaufmann.

Lothar Lehmann, seit 20 Jahren Hobbyimker und pensionierter Dipl.-Agraringenieur, will den Bienen helfen und greift zur Eigeninitiative. Lehmann hat vor zwei Jahren Bienenbäume auf eigene Kosten beschafft und diese weiter kultiviert. Zeit und Arbeit hat er gern investiert. Denn „es muss etwas passieren“, findet Lehmann.

Fürs Erste sind sieben Zöglinge des Bienenbaumes Euodia pflanzbereit. Drei will er Ebendorf spenden, wo er aufgewachsen ist. Die restlichen hat er in dieser Woche auf einer Grünfläche in Nordwest, wo er heute lebt, gepflanzt. Die Genehmigung hat sich der Hobbyimker zuvor im Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe Magdeburg eingeholt. Im Gegenzug habe man zugesichert, sich um das Wässern des Baumnachwuchses zu kümmern. Außerdem sollen noch einige Pfähle und Schutzgitter angebracht werden. „Darüber freue ich mich sehr“, so Lehmann. Klar wird es noch ein paar Jahre brauchen, bis die Bienenbäume groß genug sind und ausreichend Pollen liefern können, um den Hunger der Wildinsekten tilgen zu können. Doch die Voraussetzungen hat der Bienenfreund aus Nordwest in dieser Woche schon mal geschaffen.

Der 66-Jährige hofft, damit vielleicht auch ein positives Beispiel setzen zu können. Es wäre schön, wenn zum Beispiel Bauherren oder große Vermieter bei geplanten Pflanzungen auch die Bienen nicht vergessen und mit artgerechter Pflanzung helfen, sagt er. Und gleichzeitig auch die Kommune mitzieht. Dann wäre seine Pflanzaktion in dieser Woche nur der Anfang für ein bienenfreundlicheres Magdeburg.