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Nachspiel Dynamo Dresden droht Magdeburger Blogger

Einem Magdeburger Blogger droht ein Rechtsstreit mit dem Fußball-Drittligisten Dynamo Dresden.

27.04.2016, 01:01

Magdeburg l Christian Unger (31) hatte nach den Fußball-Krawallen nach dem Spiel zwischen dem 1. FC Magdeburg und Dynamo Dresden vor anderthalb Wochen einen Meinungsbeitrag für die Internetzeitung Huffington Post verfasst. Darin schrieb er, dass sich die Spieler und Fans von Dresden wie die Affen benommen hätten.

Der Verein beschwerte sich daraufhin beim Chefredakteur der Seite und kündigte rechtliche Schritte an. Der Beitrag von Unger ist seit Tagen nicht mehr verfügbar. Ruft man die Internetseite auf, steht da lediglich „Dieser Beitrag wird geprüft“. Mehrere sächsische Zeitungen berichteten bereits über den Fall.

Unger reagierte nun seinerseits mit einem offenen Brief und geht zum Gegenangriff über. „Um das Ganze allgemein darzustellen: Wer sich ‚wie ein Affe‘, also insbesondere unzivilisiert und geschmacklos benimmt, muss damit leben, dass man ihn auch als Affen bezeichnet.“

Bei den Ausschreitungen hatte es massive Sachbeschädigungen sowie Gewalt gegen Ordnungskräfte, Sicherheitsdienste und Polizei gegeben. Auch Fans – darunter unbeteiligte – wurden verletzt. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein. Insgesamt wurden 15 Polizisten und ein Ordner verletzt. Ein Fan wurde schwerer am Kopf verletzt. Neun Gewalttäter wurden in Gewahrsam genommen. Es wurden insgesamt 33 Anzeigen erstattet - gegen Anhänger von Dynamo und des 1. FC Magdeburg. Fanvertreter kritisierten ihrerseits die Einsatztaktik der Polizei, die wahllos Pfefferspray und Wasserwerfer eingesetzt habe.

Auslöser des Beitrages von Unger war allerdings ein Kabinenfoto eines MDR-Journalisten gewesen. Das zeigte eine verdreckte Wand und abgeblätterten Putz in der Gästekabine. Dynamo hatte dort den Aufstieg gefeiert. Dazu schrieb der Journalist: „Dresden hinterlässt Gästekabine in Magdeburg in sanierungsbedürftigem Zustand. Fans und Team weit unter Niveau!“ Inzwischen ist die Kabine wieder gesäubert. Sowohl die FCM-Vereinsführung als auch die von Dynamo äußerten Verständnis, dass es nach einer Aufstiegsfeier schon mal wüster zugehen könne. „Der Putz ist dort schon länger abgeblättert“, heißt es vom FCM auf Nachfrage der Volksstimme.

Momentan ist unklar, wie sich die Lage weiter entwickelt. Auf Nachfrage der Volksstimme sagte Unger, dass sich ein von Dynamo Dresden beauftragter Anwalt bereits bei ihm gemeldet, er die Anrufe aber bislang ignoriert habe. Auch ein Fax des Anwaltes sei bei Unger bereits eingegangen. Zudem haben sich Dynamo-„Fans“ bei dem Blogger gemeldet. Und das mit unmissverständlichen Andeutungen. Ein Kommentator auf seiner Internetseite schreibt etwa, dass Unger sich nicht wundern solle, wenn es nachts bei ihm mal klingelt.

„Ich finde es schon reichlich erstaunlich, dass Sie zur Randale mit Straftaten wie Raub, Körperverletzung, Landfriedensbruch und erheblicher Sachbeschädigung in und an der MDCC-Arena, der erheblichen Zerstörung eines Sonderzugs und der Störung der eigenen Aufstiegsfeier nur 295 Worte auf Ihrer Homepage finden, zu einem kleinen Blogbeitrag in einem eher unbedeutenden Blog eines ordinären Fußballfans hingegen 777. Dies wirft bei vielen Mitmenschen die Frage auf, welche Prioritäten Sie eigentlich setzen“, schreibt Unger in seinem offenen Brief.

„Ihr Gastautor bezeichnet unsere Spieler in seinem Beitrag als ‚Affen‘. Das ist nichts weiter als eine niveaulose, sprachlos machende, empörende, unflätige Beleidigung, und erfüllt aus unserer Sicht damit einen Straftatbestand“, heißt es im Brief von Dynamo Dresden, der auch auf Facebook veröffentlicht wurde. Darunter fanden sich auch zahlreiche Kommentatoren, die ihrerseits Unger unter der Gürtellinie beleidigten.