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Ratsdebatte Ist das MVB-Aboticket sein Geld noch wert?

Um den Wert des MVB-Abotickets ist im Magdeburger Stadtrat eine Debatte entbrannt. Grund dafür ist die Tunnelbaustelle.

Von Katja Tessnow 28.04.2016, 01:01

Magdeburg l 2 Euro kostet aktuell ein Normalticket für Bus und Bahn in Magdeburg. Dauernutzer fahren in der Regel günstiger mit Monatskarten (52 Euro Normaltarif) oder im MVB-Jahresabo (41,17 Euro pro Monat). Speziell den Abo-Kunden der MVB gehört aktuell mindestens ein Teil ihres Geldes zurück. Das jedenfalls meint die Wählerinitiative Future! (vormals Die Jugendpartei), die mit Oliver Wendenkampf – im Hauptamt Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) – einen Mann im Stadtrat hat. Unter dem Kurztitel „Kostenerstattung für MVB-Abokarten-InhaberInnen“ konfrontierte Wendenkampf den Rat auf seiner April-Sitzung mit einer Forderung, die einige Unruhe im Saal verbreitete – bis sie schließlich mehrheitlich abgebügelt wurde.

Wendenkampfs Argumentation basiert auf der deutlich länger als angenommen ausfallenden Sperrung der Tunnelbaustelle auch für Bus und Bahn. Frühestens im September darf der öffentliche Nahverkehr wieder passieren; Pkw erst ab Februar 2017 – nach heutiger, aber wegen der Probleme am Bau nicht unbedingt 100-prozentig sicherer Prognose. „Abokarten-Inhaber gehen einen Vertrag mit den MVB über mindestens 12 Monate ein und überlegen sich vorher genau, ob ihnen das bestehende Angebot der MVB zusagt“, sagt Wendenkampf und dass das Ausmaß der Sperrungen im Zuge des Tunnelbaus ihnen bei Vertragsabschluss nicht bekannt sein konnte.

Jetzt müssen sie – die MVB-Kunden – teils deutlich längere Fahrzeiten und einen über weite Strecken komplett umgestellten Tunnelbau-Ausweichfahrplan in Kauf nehmen. „Daher“, so Wendenkampf, „soll die Verwaltung gemeinsam mit den MVB eine Möglichkeit suchen und finden, wie eine einmalige geldliche Entschädigung erfolgen kann.“ Heißt im Klartext: Future erachtet, dass ein MVB-Aboticket dieser Tage sein Geld nicht wert ist, zumindest nicht ganz.

„Unsinn“, titulierten SPD-Fraktionschef Jens Rösler und OB Lutz Trümper den Antrag unisono, Trümper nennt ihn noch stärker sogar „völlig unsinnig“. Probleme mit der Tunnelbaustelle hätte schlicht jeder Magdeburger Verkehrsteilnehmer, nicht nur der MVB-Kunde, und wieso sollte nun ausgerechnet dieser dafür entschädigt werden?, fragt Rösler. „Das würde ja dann bei jeder anderen Baustelle auch zutreffen und beim Hochwasser 2013 haben wir wochenlang die Anna-Ebert-Brücke gesperrt“, sagt Trümper. Das Angebot der MVB würde sich dadurch vielleicht ändern, aber ja nicht entfallen. Trümper sprach sich für den sofortigen Abbruch der Debatte über Rückzahlungen an MVB-Kunden aus, weil sie in die Irre führe.

Von Linken und Grünen bekam Wendenkampf dagegen Rückendeckung. „Die Leistungsfähigkeit der MVB ist doch ganz klar eingeschränkt“, attestierte Jürgen Canehl (Grüne). Als mindestens „nachdenkenswert und diskussionswürdig“ befand Linksfraktionschef Frank Theile das Ansinnen von Future. Zum Zeitpunkt der Debatte war Theile noch nicht zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden der MVB gewählt. Es ist mindestens fraglich, ob er diese Meinung in seiner neuen Funktion als Unternehmenshüter und -wächter auch vertreten könnte. Theiles Fraktionskollege Oliver Müller, ebenfalls Mitglied im MVB-Aufsichtsrat, konnte dem Future-Vorschlag jedenfalls auch etwas abgewinnen. „Es ist nicht die Schuld der MVB, aber klar ist, dass ihr Angebot tatsächlich eingeschränkt ist.“

Das aber sei nicht Angelegenheit des Stadtrates, intervenierte Trümper, sondern „formal eine Sache zwischen MVB, Aufsichtsrat und Kunde“. Im Klartext heißt das, die Kundschaft könne sich ja ans Unternehmen wenden und Kostenerstattung reklamieren. Notfalls müsste das auf dem Rechtsweg geschehen.

Die Großfraktion CDU/FDP/BfM äußerte sich erst gar nicht zum Future-Ansinnen, sondern hob ausschließlich zur Abstimmung die Hand – dagegen. Unterstützer fand die Idee Geld zurück für MVB-Kunden nur in zehn Stadträten von Linken und Grünen; fünf Enthaltungen. Die große Mehrheit aus CDU/FDP/BfM und SPD wischte das Ansinnen vom Tisch und hielt es nicht einmal einer Ausschussdebatte für würdig.