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Brauhaus-Streit Ab Herbst wird in Sudenburg gebraut

Laut eines Urteils darf das Sudenburger Brauhaus nicht mit seiner Herkunft werben, weil es nicht in Magdeburg gebraut wird. Das ändert sich.

17.05.2016, 01:01

Magdeburg l Eigentlich ist Ulf Steinforth mit Herz und Seele Box-Promoter (SES). Doch seit Jahren hat er schon eine zweite Leidenschaft. Wer in seinem Büro steht, sieht das zum Beispiel an den alten Emaille-Schildern, auf denen für Bier aus Magdeburg geworben wird. „Früher hing mein ganzes Büro damit voll“, sagt Steinforth. Dass er nun sein eigenes Bier braut, erfüllt ihn mit Stolz. „Ich fühle mich in Sudenburg verwurzelt. Schon meine Großeltern waren hier. Ich habe richtig Bock drauf, etwas zu machen“, sagt er. Seit gut zwei Jahren gibt es nun schon Helles, Bock und Pils aus seinem Sudenburger Brauhaus.

Mit Christof Hawerkamp holte er sich einen erfahrenen Mann an seine Seite. Hawerkamp, der als Manager beim FC St. Pauli in Hamburg tätig war, verhalf mit ausgeklügelten Marketingideen bereits dem Astra-Bier zum Kult-Status. Gebraut und abgefüllt wird das Sudenburger Bier in Bayern, wenn auch mit Magdeburger Technik und nach traditioneller Rezeptur.

Genau dieser Umstand, dass das Bier noch nicht in Magdeburg gebraut wird, wurde dem Brauhaus jedoch angekreidet. Die Handelskammer des Landgerichtes Magdeburg hat Hawerkamp und Steinforth untersagt, im geschäftlichen Verkehr auf eine Magdeburger Biertradition vom Sudenburger Brauhaus seit 1882 hinzuweisen (AZ: 36 O 103/15). Klägerin war die Wettbewerbszentrale mit Sitz in München. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Hawerkamp und Steinforth hatten bereits angekündigt, in Berufung zu gehen.

Damit dürfte den beiden die Zeit in die Karten spielen. Denn bis zur Berufung vor dem Oberlandesgericht in Naumburg wird aller Voraussicht nach die neue Brauerei an der Brenneckestraße fertig sein. Dann ist auch dort, wo Sudenburger drauf steht, tatsächlich in Sudenburg gebrautes Bier drin. „Wobei ich das Urteil nicht nachvollziehen kann. Wir haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass wir vorerst woanders brauen“, sagt Steinforth, der sich zwar sichtlich ärgert, aber durch den Richterspruch nicht von seinem Weg abbringen lassen will.

Bis zu zwei Millionen Euro will er investieren. Mehrere Arbeitsplätze sollen allein in der Brauerei entstehen. Starten wollen Steinforth und Hawerkamp mit 5000 bis 10 000 Hektoliter – und sich dann sukzessive auf die Nachfrage einstellen.

Damit folgen die beiden auch einem bundesweiten Trend. Das Besondere an solchen Brauereien ist, dass alles per Hand (engl.: crafted) gemacht wird. Von der Maischepfanne über den Läuterbottich, in dem Bitter- und Aromahopfen zugegeben werden, bis hin zum Gärbottich sowie den Lagertanks und schließlich dem Abfüllen in die markanten Bügelflaschen. Neben Sudenburger gibt es wie etwa mit der Diamant Brauerei weitere Versuche, regionale Marken mit zunächst kleineren Produktionen zu neuem Leben zu erwecken.

Auch wenn die neue Brauerei an der Brenneckestraße erst im Herbst öffnet, fängt der neue Braumeister, der aus der Nähe von Leipzig kommt, bereits im Juni an und kann so den Aufbau seines späteren Reiches mit überwachen. „Der Mann wurde uns in der Branche empfohlen“, sagt Steinforth. Mehr verraten will er allerdings noch nicht.